Australische Moderatorin nimmt russischen Botschafter in die Mangel

Zum ersten Mal seit Monaten hat sich der russische Botschafter in Australien einem TV-Interview gestellt - und musste dank einer hartnäckigen Moderatorin Federn lassen.

Alexey Pavlovsky lässt keinen Zweifel an seiner Stellung zum Ukraine-Krieg - und musste sich dafür in einer Nachrichtensendung auseinandernehmen lassen (Bild: Alexander Bogatyrev/SOPA Images/LightRocket via Getty Images)
Alexey Pavlovsky lässt keinen Zweifel an seiner Stellung zum Ukraine-Krieg - und musste sich dafür in einer Nachrichtensendung auseinandernehmen lassen (Bild: Alexander Bogatyrev/SOPA Images/LightRocket via Getty Images)

Schon die erste Frage der Moderatorin des australischen Nachrichtenmagazins 7:30 des Senders ABC, Sarah Ferguson, ließ keinen Zweifel daran, dass sie den russischen Botschafter nicht sanft anpacken würde. "Sie sind hier in Australien und genießen die Vorteile eine freien und offenen Gesellschaft. Wie können Sie mit sich leben, da Sie das unterdrückende, diktatorische Putin-Regime repräsentieren?" fragte sie Alexey Pavlovsky, der seit 2019 in der australischen Hauptstadt Canberra stationiert ist, gleich zu Beginn des Interviews.

Als ihre Wortwahl den Botschafter zu einem Grinsen verleiteten, ließ sie nicht locker: "Finden Sie das etwa witzig?" fragte Ferguson. Pavlovsky wich aus: "Was ich lustig finde, ist ihre Art, ein Interview anzufangen." Auf Fergusons Hinweis, dass es sich um eine "direkte Frage" handele, meinte Pavlovsky: "Ja, zu direkt."

Botschafter übt sich im Ausweichen - ohne Erfolg

Pavlovsky habe nie Probleme in seinem Heimatland gehabt, wie er fortfuhr. Dort habe er vor seinem Posten 13 Jahre lang gelebt. "Ich habe nie den Eindruck gehabt, in einem autoritären - wie sagten Sie noch gleich?" "Unterdrückend und diktatorisch", wiederholte Ferguson und führte aus: "Es ist ein Regime, das bei seinen Nachbarn einmarschiert ist. Ein Regime, wo Proteste unterdrückt werden, freien Medien ein Maulkorb verpasst wird und Dissidenten ermordet oder eingesperrt werden, wo die wahre Zahl der Kriegsgefallenen vertuscht wird. Wie würden Sie das bezeichnen wenn nicht als Diktatur?"

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Auf diese Frage ging Pavlovsky nicht ein und fuhr fort, Ferguson auszuweichen. Auf vergangene Aussagen, die Australier seien einer Gehirnwäsche unterzogen, brachte er die US-Invasion im Irak ins Spiel. "Wenn ich davon spreche, dass die Bevölkerung Opfer einer Gehirnwäsche wurden, heißt das, das sie Ereignisse nicht im Kontext sehen, vor allem nicht im Kontext nationaler Geschichte", so Pavlovsky.

TV-Moderatorin Sarah Ferguson (r.)  ist in Australien für ihre knallharten Interview-Fragen bekannt. (Archivbild: Getty Images)
TV-Moderatorin Sarah Ferguson (r.) ist in Australien für ihre knallharten Interview-Fragen bekannt. (Archivbild: Getty Images)

Krieg wollte er Russlands Invasion nicht nennen - "Sie können das nennen, wie Sie wollen" - wohl aber das, was die Nato mit Russland mache, was er einen "Stellvertreterkrieg" nannte. "Die Formel ist klar. Je mehr Waffen Sie an die Ukraine liefern, desto länger hält dieser Krieg an, und desto mehr Zerstörung und Tote gibt es in der Ukraine." Als Ferguson im weiteren Gespräch darauf bestand, Russlands "Militäroperation" als Krieg zu bezeichnen, reagierte der Botschafter empfindlich: "Das müssen Sie nicht dauernd wiederholen." Fergusons Konter: "Ich glaube, das muss ich."

"Furchtlose" Ferguson ist für ihren schonungslosen Interview-Stil bekannt

Ferguson schloss das Interview mit den Worten: "Offenbar sind wir noch weit von einer Resolution entfernt." Auf Social Media gab es vereinzelte Kritik dafür, dass sie den Botschafter seine Punkte nicht ausführen ließ. Die große Mehrheit jedoch feierte sie dafür, dass sie die russische Kommunikations-Taktik bloßstellte, ohne dem Botschafter zu viel Raum für weitere Propaganda zu geben.

Es ist nicht das erste Mal, dass sie Vertreter einer Nation in die Mangel genommen hat. Vor wenigen Monaten hatte sie den chinesischen Botschafter Xiao Qian zu Gast und ließ wegen der Taiwan-Politik seines Landes nicht locker. Schon damals wurde sie auf Social Media wegen ihrer "furchtlosen Fragestellung" und "knallharten Interview-Stil" hochgelobt.

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