Auto-Krise - Ex-VW-Chef verrät, warum Volkswagen keinen 20.000 Euro-Stromer baut

VW-Chef Herbert Diess mit einem VW Up GTI beim Wörthersee-Treffen (Archivbild). Diess wollte den Konzern auf einen reinen Elektro-Kurs bringen - verlässt das Unternehmen nun aber im September<span class="copyright">VW</span>
VW-Chef Herbert Diess mit einem VW Up GTI beim Wörthersee-Treffen (Archivbild). Diess wollte den Konzern auf einen reinen Elektro-Kurs bringen - verlässt das Unternehmen nun aber im SeptemberVW

Die deutsche Autoindustrie und besonders Volkswagen stecken in einer Absatzkrise. Für Klima-Minister Habeck liegt das an den fehlenden E-Autos. Der ehemalige VW-Chef Herbert Diess dagegen macht klar, warum günstige Stromer nur Verlustbringer sind.

Bei Volkswagen brennt die Hütte - und das gleich aus mehreren Gründen: Streiks, Entlassungen und mögliche Werksschließungen bedrohen den Konzern. Klima- und Wirtschaftsminister Robert Habeck, so wurde in den Medien zuletzt oft kolportiert, habe die Krise bereits 2019 vorausgesehen - und als Grund mangelndes Engagement in der E-Mobilität ausgemacht: „Wenn Sie 2025 kein E-Mobil für unter 20.000 Euro anbieten, dann werden Sie - so fürchte ich - im Markt scheitern“, so Habeck damals.

Kleine E-Autos bringen Hersteller wie VW in die Verlustzone

Der ehemalige VW-Chef Herbert Diess, selbst ein großer Verfechter des Elektroautos, stellt dagegen klar, dass gerade solche „Volks-Stromer“ Autokonzerne noch schneller in die Verlustzone bringen. „Deutschland steht für Premium. Einen Kleinwagen kann man in Deutschland nicht profitabel herstellen", so Diess auf einem Fachkongress der Zeitschrift „Auto Motor & Sport“ in München. Der frühere VW-Manager nannte als Beispiel den Kleinwagenspezialisten Ford, der sogar die Produktion des Erfolgmodells Fiesta im Sommer 2023 in Deutschland eingestellt hat. „Ford hat den Fiesta aufgegeben, obwohl der im effektivsten Werk der Welt hergestellt wurde", so Diess. Wiedeking übt Generalkritik - Kühnert, Lang, Habeck, Scholz: Ex-Porsche-Chef rechnet mit der Ampel ab

Deutschland ist kein Standort für Low-Budget-Autos

Deutlicher mit der Kritik am Produktionsstandort Deutschland, seinen hohen Energiekosten und der überbordenden Bürokratie wurde zuletzt der ehemalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Im Interview mit der „Bild am Sonntag“ hatte Wiedeking scharfe Kritik an der Ampel und der Politik im Allgemeinen geübt. Die EU habe Vorgaben gemacht, die „unzulässig“ seien. Der langjährige Porsche-Boss sagte: „Man kann sich zwar alles wünschen, aber es muss auch umsetzbar sein. Ich glaube, dass man der gesamten europäischen Autoindustrie zu viel aufgebürdet hat. Man hat sie bedroht mit hohen Strafen: 15 Milliarden Euro Strafen sollen nächstes Jahr fällig werden, wenn CO2-Vorgaben von der Automobilindustrie nicht erfüllt werden. Man stranguliert den wichtigsten Wirtschaftsfaktor, den Europa hat.“ Praxistest Citroën e-C3 - Vollwertiges Elektroauto unter 25.000 Euro - so gut ist der neue Citroën

Ex-VW-Chef Diess fordert intelligente Ladeinfrastruktur

Herbert Diess derweil hat zwar die Autoindustrie verlassen, arbeitet aber beim Unternehmen „The Mobility House“ weiter für die Emobilität und propagiert eine intelligentere Ladeinfrastruktur in Deutschland. Man müsse die Akkus der zahlreichen Elektroautos zum Speichern überschüssigen Solar- und Windstroms nutzen, so Diess auf dem Kongress der „Auto Motor & Sport“. Dazu brauche es eine Neuregelung der Netzentgelte, um bidirektionales Laden sinnvoll zu machen. Darunter versteht man, dass E-Autos nicht nur beim Laden Strom aus dem Netz entnehmen, sondern auch Strom ins Netz zurückspeisen können, wenn sie gerade nicht gefahren werden.

Leistung von sechs AKW aus alten Autoakkus: Bayrische Firmen planen Netzspeicher<span class="copyright">The Mobility House</span>
Leistung von sechs AKW aus alten Autoakkus: Bayrische Firmen planen NetzspeicherThe Mobility House

 

„Aktuell müsste bei der Nutzung eines Autoakkus als Energiespeicher zweimal Netzentgelt von im Schnitt 7 Cent pro Kilowattstunde gezahlt werden: einmal beim Laden von Strom aus dem Netz, ein zweites Mal beim Einspeisen des gespeicherten Stroms zurück ins Netz“, berichtet die Zeitschrift. Das sind allein Netzkosten von 14 Cent pro Kilowattstunde. Klima-Minister Habeck habe in einem Gespräch zugesagt, sich dafür einzusetzen, das mobile Speicher nur einmal Netzentgeld zahlen, sagte Diess der „Auto Motor & Sport“. Diese Regelung besteht derzeit bereits für stationäre Energiespeicher.