Autoritäres Vorgehen - Nicaraguas Präsident löst erneut über 100 NGOs auf

Archiv: Nicaraguas Präsident Daniel Ortega am 21.03.2019 bei der Einweihung einer Autobahnüberführung am 21.03.2019 in Managua.<span class="copyright">Alfredo Zuniga/AP/dpa</span>
Archiv: Nicaraguas Präsident Daniel Ortega am 21.03.2019 bei der Einweihung einer Autobahnüberführung am 21.03.2019 in Managua.Alfredo Zuniga/AP/dpa

Die Regierung von Daniel Ortega geht weiter gegen unabhängige Organisationen in dem mittelamerikanischen Land vor.

Die autoritäre Regierung Nicaraguas hat weitere 169 Nichtregierungsorganisationen (NGOs), gemeinnützige Vereine und Verbände aufgelöst. Wie aus einer Mitteilung im Amtsblatt vom Donnerstag (Ortszeit) hervorgeht, handelt es sich dabei größtenteils um religiöse Gruppen sowie um Agrarverbände oder Rentnervereinigungen. Auch die NGO „Save the Children Kanada“ ist laut der Liste des Amtsblatts darunter.

Nicaraguas Regierung beschuldigt NGOs des Rechtsverstoßes

Das Innenministerium des mittelamerikanischen Landes wirft den Organisationen vor, gegen die gesetzliche Verpflichtung verstoßen zu haben, finanzielle Berichte vorzulegen oder die jeweiligen Vorstände neu zu bestimmen.

Seit den blutig niedergeschlagenen Massenprotesten von 2018 gegen den linken Präsidenten Daniel Ortega wurden damit in Nicaragua rund 5.500 regierungsunabhängige Organisationen verboten und deren Vermögenswerte größtenteils beschlagnahmt, berichtete die regierungskritische Digitalzeitung „Confidencia“. Erst vor knapp zwei Wochen hatte die Regierung auf einen Schlag 1.500 Organisationen für aufgelöst erklärt.

Ortega zementiert Macht durch Verfolgung von Oppositionellen

Ortega (78) und seine Frau, Vizepräsidentin Rosario Murillo, gehen massiv gegen Oppositionelle, Kirchenvertreter, private Universitäten und Journalisten vor. Bei den Protesten vor sechs Jahren kamen mehr als 350 Menschen ums Leben. Hunderte Regierungskritiker, darunter der renommierte Schriftsteller Sergio Ramírez, wurden ausgebürgert und leben im Ausland.

Nach dem Sturz des Diktators Anastasio Somoza durch die Sandinisten im Jahr 1979 war Ortega zunächst Mitglied einer fünfköpfigen Regierungsjunta. 1984 wurde er zum Staats- und Regierungschef gewählt. Fünf Jahre später verlor er die Präsidentenwahl. Seit 2007 ist er wieder Präsident. Vor seiner umstrittenen Wiederwahl 2021 ließ er sieben Gegenkandidaten festnehmen.