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Babysitz-Mogul stürzt Barcas Rivalen in den Abgrund

Chen Yansheng hatte sich das alles anders vorgestellt.

Als Chef der Rastar Group, Chinas führendem Hersteller von Babysitzen und ferngesteuerten Autos, hat es der Geschäftsmann zum Dollar-Milliardär gebracht.

Und wie so viele andere Business-Größen aus dem Fernen oder Nahen Osten gönnte er sich dann im Januar 2016 ein größeres Spielzeug: einen traditionsreichen europäischen Fußballklub.

RCD Espanyol, Stadtrivale des FC Barcelona. Zweimalige UEFA-Cup-Finalist 1988 (gegen Bayer Leverkusen) und 2007. Über Jahrzehnte hinweg eine der großen Konstanten im spanischen Oberhaus, nur Barca, Real Madrid und Athletic Bilbao waren länger in La Liga vertreten.

Der "chinesische Maradona" als Vermarktungs-Coup

Chen Yansheng verfolgte große Pläne mit dem Klub, den er als Präsident übernahm, sprach von der Champions League. Und nun das: Espanyol ist nach dem 0:1 im Derby gegen Barca abgestiegen – nach zuvor 27 Jahren Erstliga-Jahren in Folge.

Dabei schien das ambitionierte Projekt noch bis vor einem Jahr auf gutem Weg zu sein: Nicht nur dass die „Wellensittiche“ („Los Periquitos“) erstmals seit 2007 wieder das internationale Geschäft erreicht hatten.

Sie erregten auch internationale Aufmerksamkeit für den lukrativen Vermarktungs-Coup um Wu Lei, den aktuell wohl besten Fußballer Chinas.

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Chen Yansheng fädelte den Deal mit seinen Connections in Chinas höchste geschäftliche und politische Kreise ein und machte seinen Klub damit über Nacht zum Fokuspunkt der Aufmerksamkeit im Reich der Mitte.

Verluste können nicht kompensiert werden

40 Millionen Zuschauer verfolgten dort den ersten ersten Kurzeinsatz des "chinesischen Maradona" - auch wenn er bei Espanyol (62 Pflichtspiele, 11 Tore) bis heute weit davon entfernt ist, eine so tragende Rolle zu spielen wie vorher in der Heimat.

Zu Chen Yanshengs Leidwesen verfolgten im vergangenen Jahr nun zig Millionen chinesische Fußball-Fans den sportlichen Niedergang von Espanyol – für den der Achtungserfolg der Vorsaison zum Fluch geworden war.

Coach Rubi – einst Co-Trainer des FC Barcelona unter dem tragisch früh verstorbenen Tito Vilanova – nahm ein besseres Angebot des Liga-Rivalen Real Betis an und nahm auch Toptorjäger Borja Iglesias für 28 Millionen Euro Ablöse mit. Abwehrstütze Mario Hermoso zog ebenfalls weiter, wurde für 25 Millionen Euro von Atletico Madrid abgeworben.

Rubis Nachfolger Gallego konnte kein so schlagkräftiges Kollektiv formen – und der Boss aus China erwies sich als ungeduldiger Aufseher seines Projekts: Innerhalb von acht Monaten feuerte er nicht nur Gallego, sondern auch gleich zwei Nachfolger.

Klub-Boss bleibt opptimistisch

Ende Juni folgte Sportdirektor Ex-Nationalspieler Rufete auf die geschassten Pablo Machin und Abelardo und konnte das Ruder so spät auch nicht mehr herumreißen.

Chen Yansheng hat sich in einer ersten Reaktion auf den Abstieg untröstlich präsentiert, die persönliche Verantwortung für das Scheitern übernommen und die verärgerten Fans um Entschuldigung gebeten.

Zugleich machte er in seinem Statement, das stark an die Parteitags-Rhetorik der politisch Mächtigen in seiner Heimat erinnert, aber auch klar: Den Wiederaufbau nimmt er nun auch selbst in die Hand.

Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die hoch gesteckten Ziele am Ende doch erreicht seien: "Wer einen Sprung vollführen möchte, muss Rückschläge einstecken können."