Bafin-Chefin: Deutsche Banken dürften EZB-Tests bestehen

Bankentürme in Frankfurt am Main - gesehen von der Baustelle für die neue EZB-Zentrale aus rund 80 Metern Höhe. Foto: Frank Rumpenhorst/Archiv

Die Finanzaufsicht Bafin erwartet keine bösen Überraschungen für Deutschlands Banken bei den laufenden Tests der Europäischen Zentralbank (EZB).

«Die deutschen Institute haben ihre Bilanzen in den letzten Jahren bereinigt. Deshalb mache ich mir bei der Bilanzprüfung keine großen Sorgen», sagte die Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), Elke König, bei einem Redaktionsbesuch bei der Nachrichtenagentur dpa in Berlin.

Bei dem im Sommer folgenden Stresstest hänge es letztlich von den Vorgaben ab: «Je nachdem, mit welchen Annahmen man arbeitet - Beispiel Schiffskredite -, könnte natürlich fast jede Bank Probleme bekommen. Wenn die Szenarien aber realistisch gewählt werden, rechne ich für die deutschen Banken nicht mit größeren Überraschungen.»

Die EZB wird vom 4. November an die größten Banken im Euroraum zentral überwachen und durchleuchtet gerade mit gewaltigem Aufwand die Bilanzen von 128 Instituten. So sollen Altlasten und mögliche Kapitallöcher aufgedeckt werden. Im Sommer folgt ein Stresstest, der die Krisentauglichkeit der Institute im Falle von Wirtschaftseinbruch und Absturz der Immobilienpreise unter die Lupe nehmen wird. Ergebnisse wollen die Aufseher im Oktober veröffentlichen.

«Die derzeit laufende Überprüfung ist eine Riesenherausforderung - für die Banken wie für uns Aufseher. Aber es ist nun einmal notwendig. Darum bemüht sich jede Seite um eine konstruktive Mitarbeit», sagte König. «Der Zeitplan ist extrem ambitioniert. Ein bisschen weniger Masse und dafür mehr Qualität wären im Einzelfall wünschenswert. Ich halte das Programm aber für machbar. Es gibt ohnehin keine andere Option.»

König sprach sich gegen nationale Sonderregeln aus: «Nationale Ausnahmen beim Stresstest sollte es nicht geben. Die Annahmen müssen für gleiche Sachverhalte bei allen Banken vergleichbar sein. Das ist entscheidend, damit das Ergebnis glaubwürdig ist.» Ziel sei, «dass die EZB nicht die Katze im Sack kauft». Sie erhoffe sich von dem Test, «dass das Ergebnis ein Mehr an Vertrauen in die Banken bringt», sagte Deutschlands oberste Finanzaufseherin. «Allen Markterwartungen wird man aber natürlich nie gerecht.»

Dass zwingend eine bestimmte Anzahl von Instituten durchfallen, hält König nicht für notwendig: «Es gibt keinerlei Bestrebungen, einen gewissen Prozentsatz der Banken durchfallen zu lassen. Alle Beteiligten konzentrieren sich jetzt auf die Entwicklung der gemeinsamen Vorgaben, und dann wird man sehen, wie die Banken abschneiden.»

Die Bafin-Präsidentin bekräftigte, in den großen Industriestaaten seien die Banken seit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers Mitte September 2008 sicherer geworden. «Das bewahrt uns zwar nicht davor, dass es irgendwo wieder eine Schieflage geben könnte. Die wesentlich größere Transparenz, höhere Kapitalanforderungen und die deutlich bessere Kooperation der Aufseher untereinander, die wir heute haben, sollten uns aber davor bewahren, dass wir durch das Versagen einer einzelnen Bank - und Lehman war nicht einmal eine besonders große Bank - wieder in eine weltweite Vertrauenskrise geraten», sagte König.

Webseite EU-Kommission zur Bankenunion

Erklärung Finanzminister 18.12.2013

Eurogruppe zur Banken-Rekapitalisierung

Bundesfinanzministerium zur Bankenaufsicht

Bundesfinanzministerium zu Bankenabwicklung

Rechtlicher Rahmen der EZB I

Rechtlicher Rahmen der EZB II

EZB zu Bankenaufsicht

Mitteilung EZB zu Bilanzcheck 11.3.2014

EZB-Handbuch für Bilanzcheck

Bundesbank: Fragen und Antworten zur Bankenaufsicht

Bafin zu EZB-Bankenaufsicht und Bankenunion