Bahn und Lokführergewerkschaft setzen Tarifverhandlungen kommende Woche fort
Nach dem Auftakt der Tarifrunde am Donnerstag haben sich die Deutsche Bahn und die Lokführergewerkschaft GDL vertagt und wollen ihre Gespräche in der kommenden Woche fortsetzen. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler begrüßte die Gesprächsbereitschaft der Gewerkschaft, GDL-Chef Claus Weselsky kritisierte das erste Angebot der Bahn jedoch scharf. Die GDL sei "stets bereit, weiter zu verhandeln", dennoch könne es bald zu Streiks kommen, erklärte der Gewerkschafter.
Zum Auftakt der Tarifrunde mit der Lokführergewerkschaft GDL hatte die Bahn ein erstes Angebot vorgelegt: Sie bietet elf Prozent mehr Lohn sowie eine Inflationsprämie von bis zu 2850 Euro bei einer Laufzeit von 32 Monaten. Die von der GDL geforderte Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich - eines der Kernanliegen der Gewerkschaft - sei hingegen "der falsche Weg", erklärte Seiler.
Weselsky sprach daraufhin von einer "Provokation". Die angebotene Gehaltserhöhung sei viel zu niedrig, die Laufzeit viel zu lang, die rasche Auszahlung eines Teils der Inflationsprämie an eine "Friedenspflicht" zum Verzicht auf Streiks bis nach Weihnachten gebunden. Die GDL lasse sich ihr Recht auf Arbeitskampf "nicht abkaufen", erklärte der Gewerkschaftschef. "Eine Inflationsausgleichsprämie unter diesen Bedingungen wird es mit uns nicht geben."
Dennoch wurden vier neue Termine im Wochenrhythmus vereinbart mit dem Ziel, noch vor Weihnachten fertig zu sein. "Wir haben zugesagt, die Termine wahrzunehmen, aber wir wollen auch ernsthaft über unsere Forderungen verhandeln", erklärte Weselsky. "Wir begrüßen, dass die Lokführergewerkschaft auf der Grundlage unseres Angebots weiterverhandeln will", erklärte Bahn-Personalvorstand Seiler.
Die Tarifgespräche hatten am Donnerstagmorgen in Berlin begonnen. Schon vor dem Auftakt zeichnete sich eine konfrontative Atmosphäre ab. Weselsky hatte im Fall eines "nicht verhandlungsfähigen" Angebots der Bahn bereits Streiks auch in der Weihnachtszeit in Aussicht gestellt.
Ein Knackpunkt in den kommenden Verhandlungen dürfte die Forderung der GDL nach einer Arbeitszeitreduzierung sein. Die Gewerkschaft fordert für Schichtarbeitende eine 35-Stunden-Woche in einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich - derzeit sind es 38 Stunden. Das sei "nicht verhandelbar", sagte Weselsky. Über das "wie und in welchen Zeitabständen" wolle die GDL sprechen, nicht aber über das ob.
Die Bahn lehnt die Forderung als nicht umsetzbar ab. Für eine verkürzte Arbeitszeit müssten zehn Prozent mehr Beschäftigte eingestellt werden, sagte Seiler. "Das ist bei diesem Arbeitsmarkt, bei diesem Umfeld derzeit nicht möglich."
Überhaupt habe die GDL ein "riesiges Forderungspaket" vorgelegt, das eine Erhöhung der Personalkosten von insgesamt 50 Prozent zur Folge hätte, sagte Seiler. Weselsky bezeichnete diese Rechnung als "Lüge". Die Kostenexplosion sei "so nicht da".
"Wir setzen weiter auf Kooperation statt Konfrontation", erklärte Seiler. "Deshalb haben wir der Gewerkschaft einen Tarifabschluss im Volumen des öffentlichen Dienstes des Bundes angeboten." Damit sei die Bahn einen großen Schritt auf die Gewerkschaft zugegangen. Details gelte es nun GDL-spezifisch auszugestalten. Ziel sei es, vor Weihnachten fertig zu werden. Das Angebot moderierter Verhandlungen gelte zudem nach wie vor.
Die GDL verhandelt für etwa 10.000 der insgesamt rund 220.000 Beschäftigten der Deutschen Bahn AG und zwar im Wesentlichen für das Zugpersonal und die Beschäftigten der Fahrzeuginstandhaltung.
Erneut verhandelt wird nun kommende Woche am Donnerstag und Freitag. Weitere Treffen wurden für den 23. und 24. November, für den 5. und 6. Dezember sowie für den 14. und 15. Dezember vereinbart.
pe/cha