Gefahr beim Baden - So schützen Sie sich vor Vibrionen in Nord- und Ostsee
In Nord- und Ostsee steigt die Wassertemperatur und damit auch die Gefahr für Vibrionen. Worauf Sie jetzt beim Baden achten müssen, lesen Sie hier.
Vibrionen sind stäbchenförmige Bakterien, die weltweit sowohl im Süß- als auch im Salzwasser vorkommen. Cholera-Bakterien sind die bekanntesten dieser Bakteriengattung. Es gibt aber auch jede Menge Nicht-Cholera-Vibrionen mit unterschiedlichen, komplizierten Namen (z. B. Vibrio vulnificius), die andere Krankheiten auslösen können.
Gerade diese Nicht-Cholera-Vibrionen sind in den letzten Jahren im Sommer an manchen Stränden und Gewässern vermehrt nachgewiesen worden.
Nicht-Cholera-Vibrionen lieben leicht salziges Milieu von 0,5 bis 2,5 Prozent Salzgehalt sowie Temperaturen über 20 Grad Celsius. Deshalb sind sie in Bereichen von Flussmündungen, in Buchten, Bodden, Lagunen, Brackwasser, aber auch in besonderen Binnenseen zu finden.
Vibrionen in Nord- und Ostsee
In allen Regionen der Erde können Vibrionen nachgewiesen werden. In unserer Nähe sind vor allem die Ostseeküste, teilweise aber auch die Nordseeküste im Sommer von Vibrionen betroffen.
Auch in österreichischen Binnenseen (z.B. Neusiedler See) wurden die Keime vereinzelt in höheren Konzentrationen gefunden.
Weniger wahrscheinlich ist eine Vermehrung in den stark salzigen Gewässern des Atlantiks und des Mittelmeers. Nur in Brackwasserbereichen dieser Gebiete könnten Vibrionen eine Rolle spielen.
Das European Environment and Epidemiology Network veröffentlicht auf seiner Website regelmäßig aktuelle Daten zur Vibrionenbelastung von Gewässern.
Auch Meerestiere, wie Krebstiere, Austern oder Fisch, können Vibrionen in sich tragen. Eine Übertragung von Vibrio haemaolyticus durch den Verzehr nicht durchgegarter Meeresfrüchte oder von rohem Fleisch sind möglich.
Für wen Vibrionen gefährlich sind
Nicht-Cholera-Vibrionen können Infektionen auslösen, die teils einen schwerwiegenden Verlauf haben. Eine Ansteckung findet über einen längeren Kontakt mit dem verseuchten Wasser oder den Verzehr von unzureichend gegarten, belasteten Fischen und Meerestieren statt.
Haben Sie ein geschwächtes Immunsystem, sind Sie besonders gefährdet, sich anzustecken.
Auch bei Vorerkrankungen hat eine Vibrionen-Infektion leichtes Spiel. Dazu gehören z.B. Diabetes-, Leber- und Krebserkrankungen. Ebenso besteht eine Gefahr bei offenen Wunden der Haut. Haben Sie belastendes Wasser mit den Bakterien zu sich genommen, ist die Wahrscheinlichkeit ebenfalls groß, sich infiziert zu haben.
Zu den Symptomen zählen dann unter anderem sehr schwere Wundinfektionen, hartnäckige Ohrinfektionen oder ein Befall des Magen-Darm-Systems. Schlimmstenfalls ergeben sich Komplikationen, wie z.B. eine lebensbedrohliche Blutvergiftung.
Typisch ist, dass sich die Wundinfektionen sehr schnell ausbreiten und starke Hautschäden auftreten.
Kommen dann noch Schüttelfrost, Fieber und eine Blutvergiftung hinzu, lässt sich die Infektion an der Haut kaum mehr eindämmen. Unter Umständen wird eine Amputation notwendig.
Ist der Magen oder Darm von einer Vibrionen-Infektion betroffen, dann treten krampfartige Bauchschmerzen, Erbrechen und wässriger Durchfall auf. In schweren Fällen droht eine Blutvergiftung mit möglicherweise tödlichen Folgen.
Solche schweren Infektionen sind eher bei Personen mit schwachem Immunsystem möglich. Bei jungen Erwachsenen und zuvor gesunden Kindern werden mildere Verläufe beobachtet.
Vor Vibrionen schützen
Wenn Sie sich vor Vibrionen schützen möchten, dann können Sie Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Falls Sie den Verdacht haben, Sie oder ein Familienmitglied hat sich bereits infiziert, sollten Sie auf jeden Fall umgehend einen Arzt aufsuchen.
Sie können sich vorab informieren, wie hoch die Vibrionenbelastung in den von Ihnen genutzten Badegewässern ist. Sollte es ein heißer Sommer sein, steigt die Gefahr der plötzlichen Massenvermehrung.
Gehören Sie zu dem genannten Personenkreis mit hohem Infektionsrisiko (geschwächtes Immunsystem etc.), dann sollten Sie ohnehin nach Badestellen suchen, die fernab von Flußmündungen und Ähnlichem liegen.
Decken Sie bestehende Wunden vor dem Sprung ins kühle Nass mit gut klebenden, wasserfesten Pflastern ab. Besser noch: Warten Sie ab, bis Ihre Wunden verheilt sind.
Auch frisch gestochene Tattoos gehören z.B. zu den Einfallstoren für Hautkeime. In einer solchen Situation ist es besser, wenn Sie die Hitze ohne Abkühlung aushalten.
Haben Sie jedoch bereits Beschwerden, müssen diese möglicherweise behandelt werden. Der Arzt wird - wenn Sie ihn auf Ihren Verdacht zusätzlich hinweisen – sicherlich eine Probe analysieren lassen.
Hat sich der Verdacht bestätigt, wird Ihnen das passende Antibiotikum verschrieben. Sollten die Beschwerden bereits vor der Diagnosestellung sehr stark sein, dann bekommen Sie eventuell direkt ein Breitbandantibiotikum.
Wenn Sie nach dem Verzehr von Meeresfrüchten, Fisch oder Austern typische Darmbeschwerden haben, denken Sie auch in diesem Fall an Vibrionen und suchen Sie einen Arzt auf.
Die nachgewiesene Vibrioneninfektion ist meldepflichtig. Sie können niemanden mit der Krankheit anstecken. Es ist jedoch wichtig, Ihren Infektionsort herauszufinden, um eine weitere, mögliche Ansteckungsgefahr am gleichen Ort zu unterbinden.