Barça probt gegen Bayer das Leben ohne Messi

Der FC Barcelona muss auf Lionel Messi verzichten. Foto: Alejandro Garcia

Die Statistik bereitet Titelverteidiger FC Barcelona vor dem Champions-League-Duell mit Bayer Leverkusen Sorgen.

Mit Superstar Lionel Messi, der wegen eines Innenbandrisses im linken Knie die nächsten sieben bis acht Wochen pausieren muss, gewinnen die Katalanen nämlich 70 Prozent aller Spiele. Ohne den Superstar aus Argentinien kommt man nur auf 62,6 Prozent. Die Torquote fällt ohne Messi von 2,5 auf 2,1 pro Spiel, wie Medien errechneten. «Barcelona gerät ins Zittern», schrieb deshalb die Zeitung «El País».

Im Heimspiel gegen Leverkusen probt Barça das Leben ohne Messi. Die spanischen Medien erhöhen unterdessen den Druck auf die Mannschaft, indem sie betonen, dass sich die Katalanen nach dem 1:1 im ersten CL-Gruppenspiel bei AS Rom gegen das Werksteam keinen Ausrutscher leisten dürfen. Am Camp Nou ertönen Durchhalteparolen. «Wir müssen noch enger zusammenrücken und auf dem Platz geschlossener auftreten», fordert Abwehrmann Marc Bartra. «Die Jungs werden den Karren schon aus dem Dreck ziehen», sagt Clubboss Josep Bartomeu.

Trainer Luis Enrique, als Motivationskünstler bekannt, sagte, man werde Messi in den nächsten zwei Monaten zwar vermissen. «Unser Spielstil bleibt aber unverändert», beteuerte er. Die jungen Stürmer Munir und Sandro (beide 20) sollen bis zur Rückkehr des Argentiniers, der sich im Liga-Spiel gegen Las Palmas (2:1) verletzte, viele Bewährungschancen bekommen. Man hofft aber, dass der Brasilianer Neymar die bequemen Rolle des «Gehilfen» von Messi ablegt und endlich mehr Verantwortung übernimmt. «Neymar, nimm das Team jetzt unter deine Fittiche», forderte die Zeitung «Sport».

«Er ist der beste Spieler der Welt. Aber wenn in der Mannschaft elf der 50 weltbesten Spieler stehen, weiß man nicht, ob das so ins Gewicht fällt», meinte der Leverkusener Christoph Kramer. Neben Messi und Rafinha, der sogar für sechs Monate ausfällt, müssen die Hausherren auch noch auf den angeschlagenen Innenverteidiger Thomas Vermalen verzichten. Zu allem Übel war der Einsatz von Linksverteidiger Jordi Alba am Montag noch fraglich.

Beim letzten Königsklassen-Duell im Camp Nou hatte Messi beim 7:1 im Achtelfinale 2012 nicht weniger als fünfmal gegen Leverkusen getroffen. Eine Wiederholung eines solchen Kantersieges ist am Dienstag eher nicht zu erwarten. Zuletzt hatte sich Barcelona auch mit Messi nicht mit Ruhm bekleckert. In der Liga war man jüngst bei Celta de Vigo mit 1:4 untergegangen.

Am Pranger steht neben den zuletzt sehr unsicheren Defensiv-Profis Javier Mascherano und Gerard Piqué vor allem Torwart Marc-André ter Stegen. Der frühere Mönchengladbacher fing sich diese Saison in sieben Begegnungen bereits 16 Tore ein - so viele, wie er in der gesamten vorigen Spielzeit als Stammkeeper bei den Triumphen im Pokal und in der Champions League in 21 Spielen kassiert hatte. In dieser Spielzeit musste ter Stegen sogar schon drei «Viererpacks» hinnehmen.

«Diese Zahlen sind besorgniserregend», schrieb «Sport». Andere Medien wiesen auf Patzer des 23-Jährigen vor allem bei Distanzschüssen sowie auf die Schuss-Stärke des Leverkuseners Hakan Calhanoglu hin. Sein Ziel, den chilenischen Liga-Stammtorwart Claudio Bravo zu verdrängen und zur absoluten Nummer eins im Verein zu werden, dürfte ter Stegen vorerst verpasst haben. Eventuell droht dem Nationaltorwart sogar Schlimmeres: Einige Medienbeobachter und Fans fordern bereits, dass Luis Enrique sein Rotationssystem aufgibt und der erfahrene Bravo (32) auch im Pokal und in der Champions League eingesetzt wird.