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Barbara Schock-Werner: Exklusiver Besuch des Wasserwerks in Köln Weiler

Das Wasserwerk der Rhein-Energie ist von innen und außen beeindruckend.

Kölner Krippen sind das Ziel meiner Erkundungsgänge in diesem Advent: An welchen besonderen Orten wird etwas aufbewahrt, wovon die Menschen in dieser Stadt leben? Unser erstes und wichtigstes Lebensmittel ist das Wasser. Schon immer haben die Menschen es mit größter Sorgfalt gesammelt. Eines der eindrucksvollsten Beispiele sind für mich die unterirdischen Zisternen in Istanbul: gigantische gekachelte Vorratsbehälter, umbaute Seen aus der Zeit der Römer und Byzantiner. In dieser Größe gibt es in Köln nichts Vergleichbares. Warum nicht? Weil das Grundwasser der Kölner Bucht ein mehr als ausreichendes Reservoir darstelle, bekam ich bei der Rhein-Energie zur Auskunft. Das Unternehmen ist ja in Köln für die Wasserversorgung zuständig. Wasserwerk nicht ohne Weiteres zugänglich Als ich den Verantwortlichen dort den Grund für mein Interesse erklärte, nämlich die Sache mit den Krippen-Orten, sagten sie mir, so etwas hätten sie dann doch zu bieten: Zwei Wasserspeicher im Kölner Norden, zusammen in etwa so groß wie der Gürzenich, und mit einem Volumen von 10.000 Kubikmetern. Spannend, sagte ich. Das möchte ich mir mal ansehen. Das geht aber nicht so ohne Weiteres. Für das Wasserwerk in Weiler gelten, anders als für die auf Besucher eingerichtete Anlage in Westhoven, erhöhte Schutzbestimmungen. Betriebsfremde haben in der Regel keinen Zutritt. Exklusiver Besuch in Weiler Das ist verständlich, aber schade. Denn schon baulich ist die Anlage interessant. Doch um es kurz zu machen: Damit ich sie Ihnen vorstellen kann, hat die Rhein-Energie eine Ausnahme gemacht und mich – begleitet von Wassermeister Andreas Langos – hereingelassen. Das Werk wurde in den 1920er Jahren in einem damals hochmodernen Stil errichtet. Für einen Nutzbau ist die Architektur extrem qualitätvoll: ein Ensemble von Würfeln, mit Ziegelstein verkleidet und schlitzförmigen Fenstern. Der „Dehio“, ultimativer Führer zu allen deutschen Baudenkmälern, schreibt so anerkennend wie verzopft: „Vertikal angeordnete Stahlrahmenfenster gliedern die Baukörper in streng seriellem Rapport.“ Dazu kommt noch ein Turm, und „drei vorgelagerte Rundbauten verleihen der Anlage äußerste Plastizität“. Das passiert im Inneren der Kölner Bucht Das eigentlich Spannende aber spielt sich natürlich im Inneren ab. Nachdem das Grundwasser auf seinem Weg aus der Eifel oder dem Bergischen Land in Richtung Rhein durch Kies- und Sandschichten geflossen ist, kommt es schon weitgehend gereinigt in der Kölner Bucht an. Aus knapp 30 Metern Tiefe wird es dann hochgepumpt und zum Erreichen von Trinkwasserqualität noch durch Aktivkohlefilter geleitet. Zwölf davon stehen in dem Werk im Kölner Norden: Bauchige, gut vier Meter hohe Tanks in Reih’ und Glied, zu zwei Dritteln gefüllt mit einem schwarzen, kleinkörnigen Granulat aus gebrannten Kokosnussschalen. Diese Aktivkohlepartikel sind extrem feinporig. Ein einziger Esslöffel Granulat hat die Oberfläche eines kompletten Fußballfelds. Das Wasser wird mit leichtem Druck über die Kohle geleitet, in deren Lochgewebe sich die letzten verbliebenen organischen Schwebstoffe absetzen, bis das „Wasser von Kölle“ trinkfertig ist – mechanisch filtriert, ganz ohne Chemie. An einem kleinen Schanktisch mit zwölf Hähnen, einer für jeden Filtertank, werden vier Mal wöchentlich Proben für letzte chemische und bakteriologische Untersuchungen entnommen. Morgens fließt am meisten Wasser Dann gelangt das Wasser in die beiden Ausgleichsspeicher. Andreas Langos von der Rhein-Energie hat mir erklärt, was es mit ihnen auf sich hat: Die tägliche Abgabe von Wasser ins Leitungsnetz kann höher sein als die produzierte Menge. In der Praxis ist das so: Am stärksten ist die Entnahme morgens, wenn die Leute aufstehen und duschen. Am Sonntagabend dagegen gibt es eine charakteristische Delle im Verbrauch. Solange der „Tatort“ oder „Rosamunde Pilcher“ im Fernsehen laufen, wird nur wenig Wasser benötigt. Ist der Mörder gefasst oder das Liebespaar getraut, gehen die Kölner wieder aufs Klo. Oder am Ende der Nachspielzeit bei den Spielen der deutschen Fußballnationalmannschaft. Dafür gibt es die Speicher im Wasserwerk Weiler Solche Schwankungen sind ungünstig für die Filtration. Damit die Aktivkohle optimal arbeitet, braucht sie eine möglichst gleichmäßige Durchfließgeschwindigkeit des Wassers. Deshalb ist die Abgabe abgekoppelt von der vorhergehenden Aufbereitung. Und dafür gibt’s die Speicher im Wasserwerk Weiler. Es versorgt übrigens etwa ein Drittel des linksrheinischen Stadtgebiets. Auch das Wasser bei mir zu Hause am Roncalliplatz kommt zum Teil von dort, zum Teil vom Wasserwerk in der Innenstadt nahe Sankt Severin: ein Gemisch also oder – wie Weinkenner sagen würden – eine „Cuvée“. Sehr zum Wohle!...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta