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Barfen: Warum ihr besser aufhören solltet, eure Hunde mit rohem Fleisch zu füttern

Seit einigen Jahren ist das „Barfen“ unter Hundebesitzern zum Trend geworden. Der Begriff bezeichnet das Verfüttern „Biologisch Artgerechten Rohen Futters“. Das bedeutet, dass Besitzer ihren Hunden jediglich rohes Futter zum Essen geben. Die Tiere sollen so eine möglichst natürliche Ernährung bekommen.

Neue Studien zeigen jetzt allerdings, dass das Füttern von Rohfleisch gesundheitsgefährdend sein kann — nicht nur für Hunde, sondern auch für ihre Besitzer.

Juliana Menezes und Constança Pomba von der Universität Lissabon untersuchten in 70 Haushalten Hunde und ihre Besitzer auf verschiedene Bakterien. Es wurde direkt nach einem Gen in den Bakterien gesucht, das gegen das Antibiotikum Colistin resistent ist. So ein Gen („mobilized colistin resistance“-Gen) wurde bei drei gesunden Menschen und zwei Hunden gefunden. Das bedeutet: Sie sind gegen das Antibiotikum resistent, es wirkt bei ihnen nicht.

Bakterien kommen im Rohfutter vor

Eine andere Studie zeigt, woher diese multiresistenten Bakterien stammen könnten. Ana Raquel Freitas und ihr Team untersuchten verschiedene Hundefutter-Arten, nämlich Nass–, Trockenfutter und Rohfleisch. Dabei konnten die Forscher insgesamt 163 Enterokokken-Arten im Futter nachweisen. Die Bakterien sind gegen verschiedene Antibiotika resistent, zum Beispiel Ampicillin, Ciprofloxacin oder Erythromycin, die oft von Ärzten verschrieben werden. Doch in welchem Futter waren die meisten Bakterien zu finden?

Das Ergebnis war eindeutig: in neun Prozent des Nassfutters wurden Enterokokken gefunden, in 53 Prozent des Trockenfutters. Und in 100 Prozent der Rohfutterprodukte fanden die Forscher das multi-resistente Bakterium.

Die Forscher erklären: „Unsere Studie zeigt, dass rohgefrorene Futtermittel für Hunde Enterokokken tragen, die antibiotikaresistent sind. Darunter auch Antibiotika wie Linezolid. Diese werden zur Behandlung von Infektionen beim Menschen eingesetzt.“ Das stelle ein internationales Risiko für die öffentliche Gesundheit dar. Ana Raquel Freitas empfiehlt: „Die rohen Lebensmittel sollten zumindest gekocht werden, um diese Bakterien abzutöten.“

Ein Team unter der Leitung von Carolin Hackmann vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin an der Berliner Charité untersucht nun, ob und wie Hunde die Bakterien an ihre Besitzer übertragen.

Vorteile des Barfens sind nicht wissenschaftlich belegt

Beim Barfen bekommen Hunde nur rohes Futter.
Beim Barfen bekommen Hunde nur rohes Futter.

Das Barfen ist ein großes Streitthema unter Hundebesitzern. Diejenigen, die ihren Hunden Rohfleisch füttern, wollen eine möglichst natürliche Ernährung für ihr Tier. Nach dem Vorbild des Wolfes, ihrem Vorfahren. Sie füttern hauptsächlich frisches und tiefgefühltes Fleisch, sowie Innereien, Knochen, Fisch und rohes Gemüse. Angeblich soll diese Ernährungsweise im Vergleich zu anderem Futter gesünder sein, gesundheitlichen Probleme vorbeugen und das Körpergewicht reduzieren. Für keinen dieser angeblichen Vorteile gibt es jedoch wissenschaftliche Belege. Das American College of Veterinary Nutrition empfiehlt die Barf-Fütterung daher nicht.

Professorin Petra Wolf leitet an der Universität Rostock die Abteilung Ernährungsphysiologie und Tierernährung. Sie erklärt: „Leider tummeln sich in vielen Internetforen Laien und Halbwissende, die Rezepturen für das Verfüttern von „Biologisch Artgerechtem Rohen Futter“ angeben, ohne das erforderliche Wissen zu haben. Richtig gemacht bietet Barf für die Ernährung von Hunden und Katzen sicher keine Nachteile. Es zeigt sich aber, dass viele Rationen nicht ausgewogen sind und dann langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen können“.

Insbesondere kann die Barf-Fütterung zu Mangelernährung und vor allem Bakterienbefall führen. Übertragen sich die Bakterien, ist das ein Risiko für den Menschen.

Wolf erklärt: „Viele verschiedene Krankheitserreger können mit dem rohen Fleisch auf den Hund übertragen werden. Dazu gehören beispielsweise Viren, Bakterien und vor allem Parasiten. Oft sind es Sallmonellen, Bandwürmer und Toxmoplasmen.“ Besonders letztere sind für Schwangere eine große Gefahr, wenn die Hunde sie auf ihre Besitzer übertragen. Toxmoplasmen können beim Menschen Fehlgeburten und Missbildungen verursachen.

Ausgewogene Ernährung bei Hunden ist wichtig

Nichtsdestotrotz: „Es ist richtig, sich um die Fütterung seines Hundes Gedanken zu machen“, meint die Expertin. Dass Besitzer die Zusammensetzung von kommerziell hergestelltem Futter hinterfragen, ist prinzipiell nicht falsch. „Herstellungsverfahren zerstören oder beschädigen Vitamine, Enzyme, Aminosäuren und essentielle Fettsäuren.“ Dieses Problem ist aber allgemein bekannt. Deshalb werden die Nährstoffe häufig nach dem Erhitzen in der gleichen erforderlichen Konzentration zugesetzt, so die Tierärztin.

„Hundebesitzer sollten mit ihrem Tierarzt abstimmen, worauf sie bei einer natürlichen Fütterung achten müssen. Denn Hunde brauchen eine ausgewogene Ernährung.“ Ihr solltet vor allem darauf achten, dass euer Hund genügend Nährstoffe, Vitamine und Mineralien bekommt. Macht euch bewusst, dass beim Barfen Gefahren entstehen können. Besonders für Kinder, ältere Menschen, Schwangere und Kranke.

Dieser Artikel erschien bei Business Insider bereits im April 2019. Er wurde nun geprüft und aktualisiert.