Unerwartete Rekordjagd - Ein Barren so teuer wie Luxuswohnung - was Anleger zur Gold-Rally wissen müssen
Eigentlich spricht gerade wenig für Gold. Doch mit 2500 Dollar ist das gelbe Edelmetall so teuer wie noch nie. Die Rally hat ihre Gründe vor allem bei den Notenbanken - und dürfte noch nicht an ihrem Ende sein.
Seit Jahresbeginn hat der Goldpreis auf Dollarbasis um rund 20 Prozent zugelegt. Eine Feinunze (circa 31,1 Gramm) hat mit einem Preis von über 2500 Dollar einen absoluten Spitzenwert erreicht. Ein üblicher Barren mit einem Gewicht von etwa 12,4 Kilogramm kostet damit gut eine Million US-Dollar - genügend Geld, um selbst in einer schickeren Wohngegend eine Wohnung zu kaufen.
Für viele Investoren kam der schnelle Anstieg unerwartet, da das Edelmetall in einem Umfeld von höheren Zinsen und festem US-Dollar eher zur Schwäche beziehungsweise Konsolidierung neigt. Doch vor allem die Nachfrage der Notenbanken Indiens und weiterer Schwellenländer scheint den Preis weiter hochzutreiben.
Tatsächlich nimmt die Goldnachfrage weltweit zu, während die Förderung abnimmt. Wie immer ist es das Gefühl von Unsicherheit, das Anleger nach dem Edelmetall greifen lässt. Gold gilt als Krisenwährung – und Krisen gibt es derzeit nur wirklich mehr als genug. Die deutsche Wirtschaft kommt nicht in Schwung, den USA droht eine Rezession, geopolitisch sorgen der Krieg in der Ukraine und der Nahostkonflikt für tiefe Verunsicherung.
Zentralbanken aus Schwellenländern kaufen verstärkt Gold
Die People’s Bank of China (PBOC) kauft seit 18 Monaten kontinuierlich Gold. Auch die Indische Zentralbank hat ihre Bestände im Juni um 9,3 Tonnen auf insgesamt 840 Tonnen erhöht. Die Goldreserven machen nun knapp zehn Prozent der indischen Währungsreserven aus. Die Türkische Notenbank hat 2024 bisher 43 Tonnen zugekauft und ist damit der größte Nachfrager unter den Zentralbanken im laufenden Jahr.
Auch für diese strukturelle Bewegung ist der Krieg in der Ukraine mit verantwortlich: Das Einfrieren der russischen Währungsreserven hat diesen Ländern gezeigt, dass auch sie im schlechtesten Fall nicht mehr auf ihre Reserven zurückgreifen könnten.
Chinas Sparer entgehen mit Gold der Überwachung
In China sorgt der Mix aus Immobilienkrise, stockendem Wirtschaftswachstum und der daraus resultierenden Börsenschwäche für Unsicherheit. Dazu überwacht der Staat vermehrt die Auslandsinvestitionen seiner Bürger. Das lässt vermehrt Gelder der Sparer ins Gold fließen.
Indien ist derzeit einer der größten Goldkäufer am Markt. 2023 wurden etwa 744 Tonnen Gold im Gegenwert von rund 43 Mrd. US-Dollar erworben, hauptsächlich für die Herstellung von Schmuck. Nun reduziert das Land den Einfuhrzoll auf Gold von 15 auf sechs Prozent. Dadurch sinkt der Kaufpreis pro Unze um rund 270 US-Dollar, was kurzfristig die Nachfrage noch erhöhen sollte. Die Staatsschuldenkrise der westlichen Nationen tut ein Übriges, die Inflation und die Verunsicherung hochzuhalten.
Förderung sinkt weltweit
in den vergangenen Jahren ist die Goldproduktion gesunken. 2023 wurden rund 3000 Tonnen Gold gefördert, etwa ein Prozent weniger als im Vorjahr. Die aktuellen Reserven belaufen sich auf 59.000 Tonnen, so das U.S. Geological Survey (USGS). Bei gleichbleibender Produktion könnte – nach derzeitiger Prognose – noch knapp 20 Jahre Gold gefördert werden.
Dennoch: Der Vorrat ist endlich! Die Gesamtmenge aus schon geförderten und noch vorhandenen Goldvorkommen wird auf 212.000 Tonnen geschätzt. Das entspricht aktuell einem Marktwert von 16 Billionen Dollar. Der Aktienindex S&P500 kommt zurzeit auf eine Marktkapitalisierung von 42 Billionen Dollar).
Die aktuelle Gemengelage aus Kriegsangst und Furcht vor Inflation hat den Goldpreis kräftig klettern lassen. Leider deutet derzeit nichts darauf hin, dass sich die geopolitischen Spannungen bald beruhigen könnten oder die Weltwirtschaft wieder deutlich Fahrt aufnimmt. Mittelfristig dürfte der Goldpreis daher weiter steigen. Allerdings wäre eine zwischenzeitliche Konsolidierung wünschenswert.