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Baut sich ein Student eine Straßenbahn-Haltestelle...

Gut 400 Meter zur nächsten Straßenbahn-Haltestelle waren ihm zu weit - deshalb zimmerte sich ein Student in Frankfurt einfach eine eigene.

Cajus Heubner ist 35, Zimmermann, Architekturstudent und Pragmatiker. Deshalb tat er, was am nächsten lag: Er besorgte sich Holz und Schrauben, entwarf eine Skizze und baute sich eine eigene Haltestelle an der Offenbacher Landstraße in Frankfurt.

An Heubners Haltestelle, „Strahlenberger Weg“, fuhr die Straßenbahn allerdings jedes Mal, ohne anzuhalten, vorbei. Dabei verfügte die gezimmerte Haltestelle immerhin über ein überdachtes Wartehäuschen und zwei Sitzbänke, was man längst nicht von jeder öffentlichen Haltestelle sagen kann. Die Volksstimme berichtet, dass sie für die nächtlichen Gäste sogar beleuchtet war.

Die Qualität der Haltestelle ließ das Verkehrsdezernat erst einmal bei der Frankfurter Verkehrsgesellschaft VGF nachfragen, ob sie dort möglicherweise eine Ersatzhaltestelle eingerichtet habe.

Durchaus zurecht, findet Heubier, denn neben ihm gäbe es nämlich eine Menge weiterer Leute, die hier gerne zusteigen würden. „Wir haben nur positives Feedback bekommen“, sagt er. „Die benachbarte Feuerwache und die hier ansässigen Firmen würden ebenfalls eine Haltestelle an diesem Ort begrüßen.“

Haltestelle hat treue Facebook-Fans

Auch wenn keine Bahn so richtig halten wollte, war die hölzerne Haltestelle recht frequentiert. Sei es als Mehrgenerationen-Treffpunkt oder einfach nur als Ruheplatz. Auf Facebook hat sie sogar eine eigene Gemeinschaft. Oft, so berichten Fans auf der Seite, hatten sich Leute auf der Bank und Fahrgäste der Straßenbahn zugewinkt.

Die Stadtverwaltung hingegen war von der neuen Haltestelle nicht begeistert. Sie blockiere den Gehweg, argumentiert sie – und forderte den Abbau. Anfang der Woche nun mussten Cajo Heubner und seine Kollegin Paola Wechs die beiden Wartehäuschen wieder zurücknehmen, zum Leidwesen vieler Anwohner. “Die Resonanz hat uns absolut überwältigt. Damit haben wir nicht gerechnet”, sagt Wechs.

Der Abbau der hölzernen Haltestelle soll aber nicht das Ende seiner Aktion sein, sondern nur der Anfang, sagt Heubner. Vor allem habe er mit seiner Guerilla-Aktion mehr Angebote im öffentlichen Nahverkehr einfordern wollen. „Jetzt wollen wir uns öfter in die Stadtpolitik einmischen“, verspricht er.

Foto: superstructur/Facebook