Wasserstoff-Pionier aus Bayern vor dem Aus: Quantron kämpft ums Überleben

Vom vielversprechenden Aufsteiger zum Krisenfall: Der bayerische Nutzfahrzeughersteller Quantron, bekannt für seine Wasserstoff- und Elektro-Lkw, steckt tief in finanziellen Schwierigkeiten. Nach einem schnellen Wachstum und einem Großauftrag aus den USA droht nun das Aus – doch eine letzte Rettung könnte noch möglich sein.

Quantron ist ein Nutzfahrzeughersteller aus Bayern, der sich auf die Entwicklung und den Bau von elektrischen und wasserstoffbetriebenen Lastern spezialisiert hat. Ursprünglich startete das Unternehmen als Umrüster für bestehende Nutzfahrzeuge. Später wandelte es sich dann zu einem Anbieter, der eine Plattform für emissionsfreie Trucks anbietet, die direkt mit elektrischen oder Brennstoffzellen-Antrieben ausgestattet sind.

Trotz dieser Transformation und des steigenden Interesses an klimafreundlicher Mobilität konnte das Unternehmen jedoch keine Serienfertigung aufbauen. Stattdessen fertigte Quantron rund 200 Fahrzeuge als Einzelstücke an, die jeweils vom TÜV individuell abgenommen werden mussten. Die Entwicklung einer effizienten Produktion blieb somit aus. Mittlerweile läuft ein Insolvenzverfahren gegen den Betrieb, berichtet BR24 in seiner Online-Ausgabe.

Insolvenz nur kurz nach Senkrechtstart

Bei seiner Gründung im Jahr 2019 schien das Unternehmen großes Potenzial zu haben und wuchs auf 90 Mitarbeitende. Im Oktober 2022 erhielt Quantron außerdem einen lukrativen Auftrag zur Fertigstellung von 500 Lkw für ein US-amerikanisches Unternehmen. Eine Milliarde Euro soll das Auftragsvolumen betragen haben.

Anschließend geriet Quantron finanziell zunehmend unter Druck. Trotz einer hohen Marktnachfrage nach Wasserstoff-Lkw war der Umsatz in den vergangenen Jahren schwach. Im Jahr 2022 erwirtschaftete das Unternehmen lediglich 13,6 Millionen Euro. Gleichzeitig verzeichnete es einen Verlust von 17,4 Millionen Euro. Die finanziellen Probleme waren erheblich. Ferner scheiterten geplante Finanzierungen, die Eigenkapital in Höhe von 100 bis 200 Millionen Euro beschaffen sollten. Finanzinformationsdienste warnten daher bereits Monate vor dem Insolvenzantrag öffentlich vor einer zunehmenden Bonitätsschwäche bei Quantron.

Stabilisierung des Geschäftsbetriebs

Mit der jüngst eingeleiteten Insolvenz wird das Unternehmen nun von Rechtsanwalt Constantin Graf Salm-Hoogstraeten als vorläufigem Insolvenzverwalter betreut. Mit seinem Team prüft dieser die Möglichkeiten, das Geschäft weiterzuführen, um den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren. Auch eine Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes zur Sicherung der Löhne der rund 90 Beschäftigten wird derzeit in Erwägung gezogen.

Die anhaltenden Probleme bekamen auch die Mitarbeitenden zu spüren. Über Plattformen wie "kununu" beklagten sie sich etwa über ausstehende Gehälter. Gründer Andreas Haller, der aufgrund eines Herzinfarkts im September 2024 in Reha ist, hat die Unternehmensführung temporär an Finanzvorständin Beate Reimann, Entwicklungsleiter Rene Wollman und Interim-CEO Denis Muratov abgegeben. Ob Quantron in die Zukunft geführt wird, hängt jetzt von der bevorstehenden Prüfung und eventuellen Restrukturierung ab.

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