Bayern nach Gala in Überzahl auf Viertelfinal-Kurs

Der FC Bayern steht schon mit mehr als einem Bein im Viertelfinale der Champions League

Die Bayern-Spieler ließen sich nach ihrer Machtdemonstration von der Südkurve feiern.

Der Bundesliga-Dominator setzte im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Besiktas Istanbul ein dickes Ausrufezeichen und hat nach dem klaren 5:0 (1:0) und einer eindrucksvollen Vorstellung allerbeste Aussichten, zum siebten Mal in Folge die Runde der letzten Acht in der Königsklasse zu erreichen. Selbst die "Hölle vom Bospurus" dürfte keine Hürde mehr sein.

Thomas Müller stellte beim 20. Erfolg der Münchner aus den letzten 21 Heimspielen in der Königsklasse die Weichen auf Sieg. Der Weltmeister erzielte bei eisigen Temperaturen vor 70.000 Zuschauern kurz vor der Pause (43.) die wichtige Führung für den Rekordmeister. In der 66. Minute gelang ihm das 3:0. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)

Müller wieder im Torjäger-Modus

"Das erste Tor war einfach Reaktionsschnelligkeit. Das bekommen andere auch hin. Das zweite war nicht ganz so einfach - vor allem den Ball am Körper zum Tor vorbei zu bekommen. Es waren Torjägertore. Und auch gut, dass es mal wieder passiert", sagte der Doppel-Torschütze im ZDF.

Dazwischen hatte Kingsley Coman auf 2:0 (52.) erhöht. Robert Lewandowski (79., 88.) stockte das Ergebnis in der Schlussphase weiter auf. (Ergebnisse und Spielplan der Champions League)

"Nach einem schwierigen Start haben wir in der zweiten Halbzeit einen guten Rhythmus gefunden. Mit dem Ergebnis können wir wirklich sehr zufrieden sein", sagte Bayern-Präsident Uli Hoeneß bei Sky, warnte aber: "Wir müssen von Runde zu Runde denken. Wir haben eine gute Ausgangsposition für das Viertelfinale, und dann sehen wir weiter." (Alle Stimmen zur Champions League)

Triple? Hoeneß: "Schwachsinn"

Ist sogar mehr möglich? Die Frage nach einem erneuten Triple-Gewinn unter Heynckes bezeichnete der Bayern-Präsident als "Schwachsinn." Doch in dieser Form ist den Bayern viel zuzutrauen. "Alles ist möglich", erklärte der überragende Müller. Für Bayern-Coach Heynckes ist eine erneute Wiederholung des Erfolges von 2013 weit weg: "Ich denke da überhaupt nicht dran. Ich denke, dass wir uns weiter steigern müssen."

Die Bayern, die wie 2013 das Triple anstreben, spielten schon ab der 16. Minute in Überzahl. Domagoj Vida sah nach einer Notbremse gegen Lewandowski vom rumänischen Schiedsrichter Ovidiu Hategan zurecht die Rote Karte.

Für Erfolgstrainer Heynckes war es der 14. Pflichtspielsieg in Serie. Er stellte damit den Uraltrekord bei den Bayern von Pal Csernai aus dem Jahr 1980 ein.

Reservist Robben sauer

Der 72-Jährige verzichtete zunächst auf seine beiden Superstars Franck Ribery und Arjen Robben. Vor allem Robben war sichtlich angefressen: "Dazu sage ich nichts. Jedes Wort wäre eines zu viel. Wenn ich jetzt meine Emotionen ausspreche, dann bin ich morgen bei Herrn Rummenigge und dann weiß ich nicht, was es dann gibt."

Insgesamt nahm Heynckes im Vergleich zum 2:1 in Wolfsburg am Samstag gleich neun Wechsel vor. Da alle 19 Feldspieler zur Verfügung standen, blieb für Thiago, Juan Bernat und Sebastian Rudy sogar nur ein Platz auf der Tribüne.

Die Münchner begannen überlegen, aber waren zunächst nicht zwingend. Erst nach dem Platzverweis änderte sich das Geschehen. Der starke James, der in der 41. Minute nach einem "Wirkungstreffer" von Müller ausgewechselt werden musste, verfehlte mit einem Freistoß nur um Zentimeter das Tor (17.).

Danach waren es David Alaba, der von Pepe gerade noch abgeblockt wurde, und Mats Hummels, der in Besiktas-Keeper Fabri seinen Meister fand, mit tollen Möglichkeiten.

Besiktas kann Bayern-Patzer nicht nutzen

Der türkische Meister zog sich in dieser Phase ganz weit zurück und lauerte auf Fehler der Bayern. Die blieben auch nicht aus.

Überhaupt machte die Bayern-Defensive hin und wieder einen unsicheren Eindruck. Doch Vagner Love (19.) und Ricardo Quaresma, der an Sven Ulreich scheiterte (39.), konnten die Patzer der Münchner nicht ausnutzen. Müller zeigte den Gästen, wie es geht: Nach Vorarbeit von Coman war er aus kurzer Distanz zur Stelle und erzielte seinen 41. Treffer in der Königsklasse.

Zuvor hatte Müller seinen Teamkollegen James Rodriguez am Ohr abgeschossen. Der Kolumbianer musste kurz vor der Pause mit einer Wadenverletzung ausgewechselt werden. Nach dem Wechsel verpasste zunächst Lewandowski mit einem Freistoß an den Pfosten das 2:0 (49.). Dann bereitete der Pole den Treffer von Coman mit einem perfekten Pass in den Rücken der Gäste-Abwehr vor. (Die Torjäger der Champions League)

Beim 3:0 von Müller war Joshua Kimmich der Vorbereiter. Die Bayern dominierten nun nach Belieben, Besiktas war nur noch auf Schadensbegrenzung aus - was gründlich misslang.