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Vor PSG-Duell: Das sind Bayerns Baustellen

Thomas Müller (l.) war nach dem Remis gegen Wolfsburg beinahe sprachlos

Wenn selbst ein Mann wie Thomas Müller ratlos ist, dann muss schon einiges passiert sein. Am Freitagabend war das der Fall.

Der FC Bayern hatte beim 2:2 gegen den VfL Wolfsburg einen sicher geglaubten Sieg verspielt und der Kapitän suchte nach Worten.

Welche Bedeutung der Patzer für den Champions-League-Kracher bei Paris St.-Germain am Mittwoch (ab 20.45 Uhr im LIVETICKER) habe, wurde Müller gefragt. Er konnte nur mit einer Gegenfrage antworten.

"Was kann es denn bedeuten? Was soll ich dazu sagen?", sagte der Weltmeister leicht genervt und ergänzte nach kurzem Überlegen:

"Es kann alles bedeuten. Von einer Trotzreaktion bis zu einer schlechten Phase - das werden wir dann am Ergebnis am Mittwoch sehen können."

Es war eine bezeichnende Szene, die die Unsicherheit beim Rekordmeister vor dem vermutlich schwersten Spiel der Hinrunde deutlich machte. Die Münchner wissen derzeit nicht, wo sie stehen.

SPORT1-Experte Marcel Reif schwant bereits Böses: "Wenn das gegen PSG eine Abreibung gibt, dann gibt es eine richtige Diskussion", sagte er im CHECK24 Doppelpass.

Nerlinger: Abstimmung stimmt nicht

Viel besorgniserregender als die drei Punkte Rückstand auf Tabellenführer Borussia Dortmund ist die Art und Weise, wie sich der Rekordmeister am Freitag präsentierte.

Ideenlos in der Offensive, ungewohnt fehlerhaft in der Defensive. Der Auftritt gegen Wolfsburg erinnerte frappierend an die blutleeren Vorstellungen in der Vorbereitung oder zuletzt gegen Anderlecht.

Danach allerdings überzeugte der FCB gegen Mainz (4:0) und in Schalke (3:0), weswegen nicht wenige mit einem Schützenfest gegen die angeschlagenen Gäste aus Niedersachsen gerechnet hatten.

Stattdessen wurde nach der 2:0-Führung "der Sieg weggeschmissen", wie Müller treffend analysierte.

Die Spieler tun sich noch schwer, Gründe zu finden für die gewaltigen Leistungsschwankungen. Einige Bayern-Kenner prangern dagegen konkrete Schwächen beim Rekordmeister an.

"Du kannst im Moment alles auseinander nehmen. In der Mannschaft stimmt die Abstimmung nicht", befand der frühere Münchner Sportdirektor Christian Nerlinger im CHECK24 Doppelpass.

"Das ist ein grundsätzliches Problem, das die Bayern in den Griff bekommen müssen."

"PSG eines der schwersten Spiele der Welt"

Doch wie? Das ist die entscheidende Frage. Abwehrchef Mats Hummels setzt auf die Kraft der Selbstheilung: "Wenn wir am Mittwoch ein super Spiel liefern, wird wieder alles gut sein. Fußball ist Tagesgeschäft."

Das Duell mit dem Supersturm um Neymar, Mbappe und Cavani werde allerdings "eine ganz heiße Aufgabe", meinte Hummels:

"Eine Auswärtspartie in Paris gehört sicher zu den fünf schwersten Spielen in Europa oder sogar der Welt. Das wird eine echte Standortbestimmung."

Nicht alle sehen Bayern momentan für diese Aufgabe gewappnet. Marcel Reif sieht daher jetzt den Trainer gefordert.

"Man hat Ancelotti immer nachgesagt, dass er eine Kabine und eine Mannschaft zufrieden machen kann. Das ist momentan nicht so. Ancelotti muss jetzt liefern", scheibt er in seiner SPORT1-Kolumne.

Vielleicht kommt dem FCB ja entgegen, im Prinzenpark nicht zwingend das Spiel machen zu müssen. So dürfte sich mehr Platz nach vorne ergeben. Allerdings werden auch deutlich mehr Laufbereitschaft und Konzentration in der Rückwärtsbewegung nötig sein.

"In der Champions League muss man keinen motivieren. Da werden wir ganz anders auftreten", glaubt Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

Wiesn-Besuch als Teambuilding

Zur Einstimmung ging es am Samstag zunächst mal für die gesamte Mannschaft zum traditionellen Oktoberfestbesuch in Käfers Wiesn-Schenke.

"Das wird ein richtiger Scheißtag morgen", hatte Salihamidzic noch am Freitagabend gegrantelt.

Doch mit zunehmender Dauer wurde die Stimmung sichtbar gelassener. Vielleicht war der Ausflug genau die richtige Teambuilding-Maßnahme, um den Kopf für die Herkulesaufgabe in Paris freizubekommen.

Ansonsten kann man ja am Donnerstag zum Frustsaufen nochmal wiederkommen.