Bea Ortiz: Das Hobby der Familie wird zum olympischen Traum

Dieser Artikel ist Teil der exklusiven Yahoo-Serie "Wie man einen Olympioniken großzieht". Dafür haben wir mit olympischen Athleten und ihren Eltern gesprochen, um einzigartige Einblicke in die Anfänge der Karrieren von Spitzensportlern zu gewinnen. Sehen Sie hier das Interview im Video - bitte drücken Sie den "CC"-Button für deutsche Untertitel:

Die Wasserballspielerin Bea Ortiz Muñoz wuchs mit ihren zwei Brüdern in Rubi auf und konnte mit Unterstützung ihrer Eltern den Traum der Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro verwirklichen.

Der Sport hat im Leben von Beatriz Ortiz immer eine wichtige Rolle gespielt und ihre Eltern vermittelten ihr von früh auf sportliche Werte. Niemand aber hätte gedacht, dass sie sich zu einer Eliteathletin entwickeln würde. Sie begann als Turnerin und betrieb diesen Sport bis zu ihrem zehnten Lebensjahr neben der Schule. Aber ihre zwei Brüder spielten Wasserball und als mittleres Kind der Familie Ortiz wurde sie letztlich von dieser Sportart, die in ihrer Heimatstadt Rubi (Barcelona) tief verwurzelt ist, in den Bann gezogen.

Bea Ortiz bei der Weltmeisterschaft 2019 (Bild: REUTERS/Antonio Bronic)
Bea Ortiz bei der Weltmeisterschaft 2019 (Bild: REUTERS/Antonio Bronic)

Und damit wurde der Besuch des Schwimmbades für die Eltern zur täglichen Routine. "Es war schwierig zu organisieren. Meine Frau brachte ein Kind ins Schwimmbad, ich habe es dann abgeholt und dann musste meine Frau wieder los, das nächste Kind dort abliefern. Am Ende sind wir jeden Tag drei- oder viermal gefahren, um alle drei Kinder ins Schwimmbad und wieder nach Hause zu bekommen und es wurden täglich mehr als 20 km."

Aber David und Lola, Beas Eltern, unterstützten ihre Kinder weiter mit Begeisterung und das Heim der Familie Ortiz Muñoz badete buchstäblich in Glückseligkeit. Das Geheimnis? Hundertprozentiges Engagement. "Unsere Kinder zum Training zu bringen und sie zu Wettkämpfen zu begleiten, war uns eine Freude und sehr befriedigend. Letztlich bringt man als Vater gern das Opfer, die Kinder zum Schwimmen zu bringen und sie bei Wettkämpfen zu unterstützen. Zudem war ich im Schwimmverein von Rubi der Abgesandte für Bea und ihre Brüder und war deswegen mit ihnen eine Menge auf Achse. Wenn ich zu Beas Spielen fuhr, musste meine Frau die zwei Jungs zu ihren Wettkämpfen bringen", erklärt der Vater der spanischen Wasserballspielerin.

Erste Schritte in der Eliteklasse und eine überraschende Berufung

Ihre ersten Jahre im Wasserball verbrachte Bea mit Sportkameradinnen aus ihrer Stadt. Aber als sie 15 wurde und in der Kategorie der Kadetten spielte, wurde alles ernsthafter und die Nationalmannschaft rief. Das bedeutete lange Anfahrten zum Training, da Bea ins Hochleistungszentrum Centro de Alto Rendimiento (CAR) in Sant Cugat fahren musste, um sich im Kreis des Kaders der spanischen Mannschaft zu bewegen.

Wasserballspielerin Bea Ortiz mit ihren Eltern David Ortiz und Lola Muñoz (Bild: Privat)
Wasserballspielerin Bea Ortiz mit ihren Eltern David Ortiz und Lola Muñoz (Bild: Privat)

Glücklicherweise war das neue Schwimmbad nur 20 Minuten von ihrem Haus entfernt und sie konnte sich allein auf den Weg machen. "Ich habe oft die Bahn zum CAR genommen, weil meine Eltern morgens arbeiteten. Da ich bereits älter war, ließen sie dies zu, wenn ich Begleitung hatte. Schließlich gab es eine ganze Gruppe von uns, die gemeinsam ins CAR fuhr und die Fahrten machten mehr Spaß. Am Nachmittag, wenn das Training vorbei war, kamen meine Eltern mich abholen", erinnert sich die Nummer 4 der Mannschaft, die von Miki Oca trainiert wurde.

Natürlich war nicht alles perfekt. Diese Zeit der Opfer und der Geduld, mit den Verletzungen und der Auswahl für die Nationalmannschaft, spiegelt die Höhen und Tiefen wider, mit denen es Familie Ortiz Muñoz zu tun hatte. "Es nicht in die Nationalmannschaft zu schaffen und Verletzungen waren für Bea schlimme Rückschläge und es war für uns als Eltern schwer, wenn Sie so niedergeschlagen war", sagt Lola Muñoz.

Bea zeigt Ihre Silbermedaille von der Weltmeisterschaft 2019 (Bild: Privat)
Bea zeigt Ihre Silbermedaille von der Weltmeisterschaft 2019 (Bild: Privat)

Mit der Bekanntgabe der Auswahl für das Wasserballteam der Frauen für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro änderte sich alles. Zu ihrer Überraschung befand sich der Name von Bea Ortiz auf der Liste. "Das ist meine schönste Erinnerung. Es war ein sehr emotionaler Moment, weil wir zunächst nicht geglaubt hatten, dass man sie beruft, aber am Ende stand sie auf der Liste. Wir haben auch sehr schöne Erinnerungen an die Weltmeisterschaften in Budapest 2017, bei denen wir Halbfinale und Finale besucht haben", erinnert sich David Ortiz.

Die Spannung des ersten Mals

Es war an der Zeit, mit ihren zwölf Teamgefährtinnen nach Rio zu reisen. Beas Debut bei den Olympischen Spielen stand an, aber David und Lola konnten nicht in die brasilianische Hauptstadt reisen. Beide erlebten die Eröffnungsfeier stattdessen höchst aufgeregt vor dem Fernseher im Wohnzimmer in Rubi: "Ich kann mich daran erinnern, wie die spanische Delegation einlief. Es war ein fantastisches Erlebnis, unsere Tochter bei der Parade im Olympiastadion zu sehen."

Bea mit ihren Eltern nach einer Meisterschaft (Bild: Privat)
Bea mit ihren Eltern nach einer Meisterschaft (Bild: Privat)

Zwei Tage später hatte das Frauenteam von Miki Oca sein erstes Spiel. "Die Minuten vor dem ersten Spiel waren schwierig. Wir hatten das Olympische Dorf lange vor Beginn des Spiels verlassen. Das ist bei normalen Spielen nicht so. Damit hat man eine Menge Zeit, nervös zu werden und sich Gedanken zu machen. Tatsache ist, dass ich hypernervös war", erinnert sich Bea.

Der Zeitplan stellte für die Familie in Rubi kein Problem dar. Die 6 Stunden Zeitunterschied mit Rio de Janeiro hielten Beas Eltern nicht davon ab, alle zwei Tage gespannt vor dem Fernseher zu sitzen und die Spiele ihrer Tochter zu verfolgen. "Ich war entschlossen, die Spiele meiner Tochter zu sehen, wann auch immer sie stattfanden. Sie in diesen Spielen zu erleben, machte uns zu unglaublich stolzen Eltern", sagen beide Elternteile.

Bea Ortiz im Match gegen Australien in Rio (Bild: Adam Pretty/Getty Images)
Bea Ortiz im Match gegen Australien in Rio (Bild: Adam Pretty/Getty Images)

Leider lief nicht alles so, wie sie es sich vorgestellt hatten. Im Viertelfinale verlor das spanische Team gegen Russland, obwohl es den größten Teil des Spieles dominiert hatte. Damit hatte man im Kampf um Medaillen einen schweren Stand. Schließlich mussten sie sich bei den Olympischen Spielen in Rio mit einem fünften Platz zufriedengeben. "Wir waren sehr enttäuscht, denn alles schien sehr gut zu laufen. Aber allein die Teilnahme und den Medaillen so nahe zu kommen ist auch ein Erfolg, wie es eben für die Olympischen Spiele als solche gilt", sagt Lola.

Ander Barriuso