Beatrix von Storch empört mit geschmacklosem Tweet zu Genua-Unglück
In Italien sterben über 30 Menschen bei einem Brückeneinsturz und die AfD-Politikerin will das Unglück zur politischen Stimmungsmache nutzen. Dabei scheint sie jedoch etwas gewaltig misszuverstehen.
Grund für von Storchs jüngsten Empörungstweet war die Online-Berichterstattung des Nachrichtenmagazins „Spiegel“. Dieses vermeldete am Dienstagmittag den Einsturz einer vierspurigen Autobahnbrücke in der norditalienischen Hafenstadt Genua. Die Behörden bestätigten bis jetzt mindestens 31 Todesopfer bei dem Unglück, die Bergungsarbeiten laufen immer noch auf Hochtouren.
Das schien die AfD-Politikerin jedoch nicht zu interessieren. Stattdessen hielt sie die Formulierung eines „Spiegel“-Tweets zu dem Thema für diskussionswürdig: „Wir halten Sie auf dem Laufenden“, heißt es darin zur ersten Meldung über das Unglück. In einem Antwort-Tweet an das Magazin mokierte von Storch: „Wer sind denn nun die Laufenden?“ Zusätzlich fügte sie das Hashtag #Gendergaga hinzu.
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Was Beatrix von Storch mit diesem Tweet wohl ankreiden wollte: Sie scheint „Laufenden“ als substantiviertes Partizip zu verstehen – das unter anderem dadurch ausgezeichnet wird, dass es gender-neutral ist. Menschen, die Wert auf Gendering legen, verwenden etwa „Studierende“ statt „Studenten“ oder eben „Laufende“ statt „Läufer“, weil diese Formen geschlechtsneutral sind. Nur: In dem Tweet von „Spiegel“ ging es eben nicht um den Läufer, sondern schlichtweg um das Laufende. Mit „Gendergaga“ hat er somit gar nichts zu tun.
Die Twitter-Gemeinde brauchte nicht lange, um von Storch auf ihren grammatikalischen Fauxpas hinzuweisen:
Hassen gerade Sie nicht, wenn Menschen der deutschen Sprache nicht mächtig sind? "Laufenden" ist in diesem Falle nominalisiert – oder für Ihr Niveau: "zum Hauptwort geworden." Nominalisierte Verben und Adjektive werden in festen Wendungen regelmäßig groß geschrieben.
— Marc Moldo 🇩🇪 🇪🇺 (@OecJurGermany) August 14, 2018
Allzu oft verwechselt @Beatrix_vStorch einfach #Rechtschreibung mit #Rechts-schreibung.🤔🤨😐 #Genua #VonStorch #AfD #epicfail
— Werner Keil (@wernerkeil) August 14, 2018
…Beatrix von Storch, selbsternannte Beschützerin deutscher Kultur, suggeriert also, dass die 'Lügenpresse' hier zwangsgegendert hätte und dass die (eigentlich jedem Deutschen bekannte) Redewendung eigentlich lautet "Auf dem Läufer halten"… (6/8)
— Kauz (@Kauz_One) August 14, 2018
bitte der*die laufenden, wir wollen Frau von und zu Storch doch nicht enttäuschen #gendergaga #afdgaga #ichbinblödabernazissindvielblöder
— our father who art in Stalingrad & kills fascists (@timothyagemusic) August 14, 2018
Mit Beatrix von Storch bleibt ihr immer auf dem Läufer, Freunde.
— Katrin (@katiroschka) August 14, 2018
Der Großteil der Nutzer empörte sich jedoch weniger über die Deutschkenntnisse der AfD-Politikerin als darüber, dass diese Reaktion auf die Unglücksmeldung jegliches Mitgefühl vermissen ließ:
Es scheint kein Unglück schlimm genug, um nicht von Beatrix von Storch mit einem menschenverachtenden tweet beantwortet zu werden. https://t.co/RjVdmypfKI
— Michael Ott (@Micha_Ott) August 14, 2018
Mittlerw. bin ich auf @Beatrix_vStorch #Blockliste gelandet & muss mir ihren braunen Dünnschiss nicht durchlesen. Sie macht sich lieber Gedanken über #Gendergaga als über die Opfer des Brückeneinsturzes in #Genua. Wer will so eine empathielose Partei wählen?#vonStorch #NoNazis pic.twitter.com/Ozh0w4YVDR
— Roman Swietlik Erfahrungsberichte #Depression (@Deprifrei) August 15, 2018
Ich kann einfach nicht mehr lachen über diesen gefährlichen Schwachsinn, den die AFD hier täglich zum Besten gibt. Trauriger Höhepunkt heute der Tweet von der "vom Storch*in" über das Genua Unglück. Anstand ist ein Fremdwort in dieser Partei. Pfui! FCKAFD!!!
— Ute Heid (@UteHeid4) August 14, 2018
@Beatrix_vStorch Was ist nur schief mit Ihnen gelaufen, dass Sie so sind? Wer kommt auch nur auf die Idee die Katastrophe in Genua mit Gendering in Verbindung zu bringen? Tut Ihnen Ihre Adelsherkunft nicht gut? #Gendergaga #HerrlassHirnregnen #respektlos #vonstorch
— Marcel (@Im_still_sober) August 14, 2018
Es geht Frau Beatrix von Storch nicht um die Opfer als Menschen, sondern um deren Tauglichkeit, sie politisch instrumentalisieren zu können. Sie macht Opfer zu bloßen Objekten ihrer politischen Agenda. https://t.co/GEfzfDXk8H
— Peter Nagel 🇪🇺 (@drpeternagel) August 14, 2018
Der sich zusammenbrauende Shitstorm veranlasste von Storch dazu, ihren Tweet nach kurzer Zeit kommentarlos wieder zu löschen. Doch das Internet vergisst bekanntlich nie und so kursieren Screenshots ihres Posts noch immer in den sozialen Medien.
Die AfD-Politikerin hatte sich erst am Dienstag zum wiederholten Male als Gegnerin der „Gender-Ideologie“ positioniert. Gegenüber der rechten Zeitung „Junge Freiheit“ lobte sie die Pläne Ungarns, Genderstudiengänge an Universitäten abzuschaffen: „Die Gender-Studies waren von Anfang an ein ideologisches Projekt, bei dem es nicht um wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn ging, sondern um die Durchsetzung einer politischen Agenda“, erklärte sie und sprach weiter von „linker Indoktrination“.
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