Beauty weltweit: Body Positivity – gibt’s das auch "for men"?

Männer und ihre Körper: Seid endlich wieder zufriedener. Foto: gettyimages / hulya-erkisi
Männer und ihre Körper: Seid endlich wieder zufriedener. Foto: gettyimages / hulya-erkisi

Der Trend ist nicht neu – bei Frauen. Doch ganz langsam setzen sich auch Männer dafür ein, ein positives Körpergefühl nach außen zu tragen. Obwohl es da “außen” vielleicht gar nicht so aussieht, wie es die Schönheitsindustrie uns vorgaukeln möchte. Auf Instagram, wo auch sonst, macht sich gerade eine kleine Bewegung auf.

Ich finde mich schön. Egal, ob da was drüberhängt am Gürtel, hinten eine Delle am Po ist oder die Waage nicht dort aufhört, wo es der Body-Mass-Index gerne hätte. Body Positivity – gegen unrealistische Schönheitsideale. So heißt die Bewegung, die für ein positives Körpergefühl ist und gegen Bodyshaming. Für eine gesunde Einstellung zum Selbstbild und gegen die uneinlösbaren Versprechen der Werbeindustrie. Die Body-Positivity-Bewegung hat unzählige Hashtags kreiert, spielt sich meist online auf Instagram ab und ist, zum Großteil, ein Frauenthema.

Deswegen sagen wir heute: Männer, traut euch! Lasst euch nicht eine der sinnvolleren Bewegungen in den sozialen Medien entgehen. Denn noch scheint es unter Männern ein Tabuthema zu sein, öffentlich ein positives Körpergefühl zur Schau zu stellen, wenn das Äußerliche nicht den „Invincible“-Halbgöttern der Parfümwerbung gleicht. Männer, kratzt am tradierten Rollenbild, immer stärker und männlicher sein zu müssen, selbstbewusst und niemals unsicher. Denn nicht nur Frauen stehen unter Druck, ständig perfekt sein zu müssen, genauso gibt es das bei Männern. Denn so sehr jede Verallgemeinerung bei Frauen Schrott ist, ist sie das natürlich auch bei Männern.

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Adonis-Körper? Muss nicht sein!

Zwar sind die Zahlen geringer, laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kommen etwa Essstörungen bei Männern zehnmal seltener vor. Doch erstens kommen sie vor und zweitens suchen sich Männer weitaus seltener Hilfe. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich ungleich höher. Während also in Hollywood Filmstars nur noch Monate brauchen, um sich im Vollzeit-Pain-and-Gain-Modus adonisartige Körper anzutrainieren, schauen Männer zu Hause an sich herab und sehen: nichts dergleichen. Und das muss auch gar nicht sein!

Wir stellen hier Männer vor, die ihre Körper zeigen und sich darin wohlfühlen, obwohl sie nicht perfekt sind im ureigenen Hochglanz-Sinne. Stevie Blaine ist ein erfolgreicher Influencer auf Instagram, der sich selbst als “body positive activist” bezeichnet. Er wuchs in England auf, als dickes und schwules Kind, das keine Vorbilder fand, weil niemand in den Medien, den Magazinen oder im Fernsehen so aussah wie er. Deshalb begann er, seine Andersartigkeit zu hassen. Seine große Brust, die Dehnungsstreifen, die Fettröllchen. Er wollte doch nur aussehen, wie die anderen auch.

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Das hat sich mittlerweile geändert, vor Kurzem postete er ein Bild auf Instagram mit Weihnachtsgrüßen und einer Botschaft: “Ist die besinnliche Jahreszeit, eine Zeit des Glückes? Oder eher eine Zeit der Scham, in der wir uns in unseren Körpern schrecklich fühlen, weil wir zuviel gegessen haben? Ich weiß, die Feiertage können hart sein, deswegen wollte ich an etwas erinnern: Erlaubt es euch und euren Körpern, den Akku aufzuladen. Sprecht nicht über Bodyshaming. Ich hoffe inständig, dass ihr an den Weihnachtstagen etwas Glück findet und Frieden schließt mit euren Körpern.”

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Glücklich mit den eigenen Maßen

Auch Kelvin Davis, ein “body positive gentleman”, lebt ein glückliches Leben mit seinen Maßen. Sein Ziel ist es, Mode für jede Größe zu schaffen. Er führt dafür sein Blog notoriouslydapper, darauf möchte er eine Inspiration sein für Männer, sich selbst zu akzeptieren. Und zwar genauso, wie sie sind. Den Gedanken fasste er nach einer Shoppingtour, die wenig erfolgreich verlief. Er fühlte sich die ganze Zeit unsicher, schämte sich seiner selbst. Und schwor sich danach: Nie wieder. Seither avanciert er zu einem Vorbild für Gentlemen mit etwas Mehr. Sein Motto: Mode kennt keine Konfektionsgrenzen.

Zuletzt ist da noch Mina Gerges, er ist bekannt geworden, weil er auf seinem Instagram-Kanal Bilder bekannter Diven nachstellte. Etwa von Kim Kardashian, Ariana Grande oder Nicki Minaj. In einem eindrucksvollen Post beschrieb er Anfang des Jahres, wie er sein junges Leben lang mit seinem Selbstbild kämpfen musste, eine Essstörung entwickelte und sich hässlich fühlte. Doch das ist vorbei:

“Ich habe mein ganzes Leben mit meinem Gewicht und meinem Selbstbild gekämpft. Weil ich inmitten unrealistischer Bilder von Männern und Frauen aufwuchs. Deswegen entwickelte ich eine Essstörung, als ich 20 Jahre alt war. Jeden morgen wog ich mich, verhungerte beinahe, verbrachte drei Stunden im Fitnessstudio und lief zehn Kilometer. Nur, um mich selbst zu hassen, wenn ich etwas “Ungesundes” aß. Trotzdem fand ich nie Glück oder Zufriedenheit. Jetzt bin ich endlich selbstbewusst und fühle mich wohl in meiner Haut. Die Dehnungsstreifen und Fettpölsterchen, für die ich schikaniert wurde, machen mich heute stark!”

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Die Industrie muss handeln

Damit eine Bewegung ins Rollen kommt, sind Vorbilder wichtig. Ob die Bewegung aber in der Mitte der Gesellschaft ankommt, entscheidet wohl eher die Schönheitsindustrie. Macht also die Mode, die Kosmetik, der Lifestyle mit? Sie entscheiden, ob es “Body Positivity” bald auch “for men” gibt. Ob es Produkte in die Drogerieregale schaffen, die mit stinknormalen Menschen beworben werden. So wie es für Frauen fast schon normal ist, weil der Drang zu mehr Natürlichkeit und Normalität durch Dove und Co. aufgegriffen wurde.

Aber vielleicht kommen wir irgendwann an einen Punkt, an dem es keine Positivity-Hashtags mehr braucht, um für ein optimistisches Körpergefühl zu werben. Weil es selbstverständlich geworden ist, sozusagen ein Recht, das jeder Mensch innehat und respektiert, sich in seiner Haut wohlzufühlen. Ohne dabei kategorisiert zu werden oder selbst ein Urteil zu fällen. Schlank oder mollig, dick oder dünn, helle oder dunkle Haut, groß oder klein. Schön oder schön.

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