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"Wir befinden uns in einem globalen Stresstest"

Georg Restle ist Moderator und Redaktionsleiter des Politmagazins "Monitor". Zu Kriegsbeginn berichtete er vier Wochen aus der Ukraine. Zwischen 2010 und 2012 war der 1965 geborene Journalist ARD-Korrespondentin Moskau. Er gilt als Kenner Russlands und der Ukraine.  (Bild: WDR/Klaus Görgen)
Georg Restle ist Moderator und Redaktionsleiter des Politmagazins "Monitor". Zu Kriegsbeginn berichtete er vier Wochen aus der Ukraine. Zwischen 2010 und 2012 war der 1965 geborene Journalist ARD-Korrespondentin Moskau. Er gilt als Kenner Russlands und der Ukraine. (Bild: WDR/Klaus Görgen)

Georg Restle, Moderator und Chef von "Monitor", ist einer der profiliertesten Politjournalisten Deutschlands. Zuletzt berichtete er vier Wochen aus der Ukraine. Mit Flüchtlings- und Klimakrise, Pandemie und Krieg befindet sich seine Redaktion seit Jahren im Ausnahmezustand. Wie hält man das aus?

Vier Wochen den Krieg in der Ukraine mitzuerleben, verändert selbst hartgesottene Journalisten. Georg Restle, Jahrgang 1965 und sowohl Moderator als auch Redaktionsleiter des ARD-Politmagazins "Monitor", hat schon viel gesehen in seiner Laufbahn. Von 2010 bis 2012 berichtete er als ARD-Korrespondent in Moskau, reiste in jener Zeit aber auch immer wieder in die Ukraine. Im Interview berichtet er von seinen Erfahrungen als Journalist in diesem Krieg, die ihn stärker veränderten, als er es vorher gedacht hätte. Doch noch andere Themen treiben Restle und seine Redaktion um. Ihr jüngster Film "Monitor: Geschäfte mit der Pandemie" (Donnerstag, 30. Juni, 21.45 Uhr) ist eine investigative Recherche zu einem "Jahrhundertskandal", wie es Georg Restle selbst ausdrückt. Was fast ein bisschen verwundert: Der WDR-Top-Journalist spricht trotz düsterer Zeiten von einem positiven Menschenbild, das ihn antreibt. Wie man unsere Welt aus dem gegenwärtigen Dauer-Krisenmodus herausführen könnte, auch dazu findet Georg Restle klar Worte.

teleschau: Als "Monitor"-Chef leben und arbeiten Sie in Deutschland. Trotzdem haben Sie zuletzt vier Wochen aus der Ukraine berichtet. Wie kam das?

Georg Restle: Ich war von 2010 bis 2012 ARD-Korrespondent in Moskau. Damals habe ich auch regelmäßig aus der Ukraine berichtet, kenne das Land also ganz gut. Als am 24. Februar der Krieg ausbrach, war mir klar, dass mein Schreibtisch der falsche Ort ist, um über diesen Krieg zu berichten. Ich habe dann die Hand gehoben, dass ich für die ARD in die Ukraine reisen würde. In der Anfangsphase des Krieges gab es aufgrund der unklaren Gefährdungslage nicht viele Kollegen und Kolleginnen, die ins Land reisen wollten. Das ist ja durchaus nachvollziehbar. So ging dann alles sehr schnell - auch wenn ich zugeben muss, dass das keine ganz leichte Entscheidung war und mein privates Umfeld nicht gerade begeistert war, als sie davon hörten, was ich vorhabe.

teleschau: Wo genau waren Sie?

Restle: Am Anfang in der Westukraine, das waren die ersten zwölf Tage. Nach einer kurzen Unterbrechung für eine Ausgabe von "Monitor" ging ich dann wieder zurück und habe knapp zwei Wochen aus Kiew und Umgebung berichtet. Unmittelbar nachdem die russische Armee sich von dort zurückgezogen hatte.

Georg Restle ist Redaktionsleiter und Moderator von "Monitor". Er und seine Redaktion befinden sich eigentlich seit Jahren im Dauer-Krisenmodus. Sein positives Menschenbild habe dieser aber nicht zerstört, sagt der WDR-Journalist - und schlägt einen "Ausweg" vor. (Bild: WDR / Herby Sachs)
Georg Restle ist Redaktionsleiter und Moderator von "Monitor". Er und seine Redaktion befinden sich eigentlich seit Jahren im Dauer-Krisenmodus. Sein positives Menschenbild habe dieser aber nicht zerstört, sagt der WDR-Journalist - und schlägt einen "Ausweg" vor. (Bild: WDR / Herby Sachs)

"Man muss diesem Land dabei helfen, sich selbst zu schützen"

teleschau: Haben Sie davor schon aus einem Kriegsgebiet berichtet?

Restle: Ich habe in der Vergangenheit aus Krisen- und Kriegsgebieten wie Dagestan oder Tschetschenien berichtet. Aber das waren andere, keine offenen Kriege. Die Ukraine war auch für mich eine völlig andere Kategorie. Was ich da gesehen habe, hat mich zutiefst erschüttert.

teleschau: Wegen des Ausmaßes der Zerstörung?

Restle: Ja - und wegen des unfassbaren Leidens der Zivilbevölkerung. Ich war ja zunächst in Lwiw, als dort Hunderttausende von Flüchtenden ankamen. Die Stadt platzte damals, Anfang März, aus allen Nähten. Überall trafen wir schwer traumatisierte Menschen. Noch bevor man Gewalt oder Zerstörung unmittelbar gesehen hat, bekam man da schon eine Vorstellung davon, was dieser Krieg anrichtet. In Kiew war es dann das blanke Entsetzen: die komplette Zerstörung ganzer Stadtteile, die Spuren der Gräueltaten in Butscha und in den anderen Vororten, kurz nachdem die Russen raus waren. Es ist schwer, wirklich zu begreifen, was dort stattfindet, wenn man es nicht selbst gesehen hat.

teleschau: Was machte das mit Ihnen?

Restle: Das verändert einen als Mensch. Es sind Erfahrungen, die in ihrer Unmittelbarkeit, aber auch in der Dimension der Zerstörung und des Leids emotional prägen. Und sie verändern einen auch als Journalist, weil man spürt, wie schnell man mit seiner professionellen Distanz an seine Grenzen kommt. Ich hätte nicht gedacht, dass mich nach all den Jahren als Journalist eine neue Erfahrung so prägen, so verändern würde.

teleschau: Auf welche Weise hat Sie die Erfahrung denn verändert?

Restle: Ich würde mich eigentlich als Pazifisten bezeichnen. Deshalb sehe ich Waffenlieferungen in Kriegs- und Krisengebiete grundsätzlich sehr skeptisch. Doch wenn man gesehen hat, was ich gesehen habe, wenn man täglich mit Menschen zu tun hat, die durch diesen Krieg alles verloren haben - ihre Angehörigen, ihre Häuser, ihre Heimat -, kann man als mitfühlender Mensch kaum zu einer anderen Einschätzung kommen, als dass man diesem Land dabei helfen muss, sich selbst zu schützen.

"Als am 24. Februar der Krieg ausbrach, war mir klar, dass mein Schreibtisch der falsche Ort ist, um über diesen Krieg zu berichten", berichtet Georg Restle über den Hintergrund, warum er als Leiter und Moderator des Politmagazin "Monitor" als Kriegsreporter in die Ukraine reiste. (Bild: WDR/Klaus Görgen)
"Als am 24. Februar der Krieg ausbrach, war mir klar, dass mein Schreibtisch der falsche Ort ist, um über diesen Krieg zu berichten", berichtet Georg Restle über den Hintergrund, warum er als Leiter und Moderator des Politmagazin "Monitor" als Kriegsreporter in die Ukraine reiste. (Bild: WDR/Klaus Görgen)

"Ein von Russland diktierter Frieden wäre ein Horror-Szenario"

teleschau: Haben Sie auch so etwas wie Wut empfunden?

Restle: Jeder Mensch wäre wütend, wenn er dieses Leid sieht, dass von russischer Seite verursacht wird. Da mischt sich Wut mit Trauer und Entsetzen. Wer in dieser Situation kühl bleibt, ist kein Mensch. Und doch muss ich als Journalist darauf achten, dass ich mich von diesen Gefühlen in meiner Berichterstattung nicht hinreißen lasse. Sich in professioneller journalistischer Distanz zu üben, ist in diesem Krieg eine ganz besondere Herausforderung. Ich gebe zu: Es war in manchen Schaltgesprächen sehr schwer, einen kühlen Kopf zu behalten - wenn man kurz zuvor die Spuren dieses Krieges und der Gräueltaten in Butscha oder Irpin gesehen hat.

teleschau: Sie haben in einem "Tagesthemen"-Kommentar 2018 zur Fußball-WM in Russland eindringlich vor Putin gewarnt. Waren Sie im Februar 2022 trotzdem überrascht von seinem Ukraine-Krieg?

Restle: Ich war nach den massiven Truppenaufmärschen nicht überrascht, dass es zu einer Eskalation dieses Krieges kommt, der er ja schon seit 2014 in der Ukraine wütet. Doch die Art und Weise, die russischen Angriffe auf Kiew und das ganze Land, auf Krankenhäuser, Schulen, Fußballstadien, das hatte ich in dieser Dimension so nicht erwartet. Ich bin allerdings auch überzeugt davon, dass Putin die Ukraine falsch eingeschätzt hat. Das ist ein Land im fortgeschrittenen Transformationsprozess zu einer Demokratie westlicher Prägung und Lebensart. Offenbar sind Putin und die militärische Führung tatsächlich davon ausgegangen, dass weite Teile des Landes die russische Armee als Retter begrüßen würden. Das war eine gewaltige Fehleinschätzung. Das Land ist jetzt geeinter als je zuvor - gegen Russland.

teleschau: Wagen Sie eine Prognose, wie der Krieg ausgeht?

Restle: Nein. Ich lese und höre zwar mit Interesse, was da gerade alles prognostiziert wird, aber es fällt mir schwer, unter allen möglichen Szenarien irgendein positives zu entdecken. Ein von Russland diktierter Frieden wäre ein Horror-Szenario. Das hätte fürchterliche Folgen nicht nur für die Ukraine, sondern für ganz Osteuropa. Ein von vielen erhoffter Sieg der Ukraine wiederum würde mit einem Blutvergießen einhergehen, das man sich nicht ausmalen mag - von anderen Szenarien ganz zu schweigen.

2012 übernahm Georg Restle Moderation und Leitung des Polit-Magazins "Monitor" von Sonia Mikich. (Bild: WDR/Herby Sachs)
2012 übernahm Georg Restle Moderation und Leitung des Polit-Magazins "Monitor" von Sonia Mikich. (Bild: WDR/Herby Sachs)

"Die Menschen entwickeln ein zunehmendes Interesse an Hintergründen"

teleschau: Von globalen Krisen wie Flucht und Klimawandel sind wir in eine Pandemie und noch vor deren Ende in einen europäischen Krieg gestolpert. Gibt es für eine solch düstere Ära überhaupt Vergleiche?

Restle: "Gestolpert" würde ich nicht unbedingt sagen. Viele dieser Krisen haben sich schon lange angekündigt. Wir befinden uns in einem globalen Stresstest, wie ihn die Welt wohl kaum zuvor erlebt hat - und das seit Jahren. Dabei haben wir die Kriege und Krisen in Syrien, im Jemen oder in Afghanistan noch gar nicht erwähnt. Als Journalist merke ich, dass all diese Ereignisse die Menschen deutlich politisiert, zum Teil auch radikalisiert haben. Ängstlichkeit und Neurosen haben allerdings auch zugenommen. Die Menschen sind dünnhäutiger geworden. Das merken wir in unserer journalistischen Arbeit bei "Monitor" und in den Reaktionen auf unsere Sendung fast täglich.

teleschau: Leiden Sie und Ihr Team auch - und wenn ja, wie?

Restle: Ich möchte unsere eigenen Befindlichkeiten jetzt nicht überbewerten, auch wenn die Pandemie oder der Krieg in der Ukraine nicht spurlos an uns vorübergehen. Aber wir beobachten natürlich, dass durch die aktuellen großen Krisen andere wichtige Themen fast untergehen. Versuchen Sie mal, mit Geschichten zum Klimawandel derzeit in der öffentlichen Wahrnehmung durchzukommen oder über Flüchtlinge zu berichten, die nach wie vor im Mittelmeer ertrinken - damit erwecken Sie gerade kaum größeres Interesse. Auch das beschäftigt uns.

teleschau: Den Quoten von "Monitor" dürfte der Krisenmodus aber immerhin guttun ...

Restle: Ja, auch wenn man das nicht nur mit einem lachenden Auge betrachten kann. Vor der Pandemie und dem russischen Angriff auf die Ukraine lagen wir bei neun Prozent Marktanteil. In diesem Jahr erreichen wir im Schnitt fast 13 Prozent. Das ist ein deutlicher Zuwachs, der sicher mit einer zunehmenden Politisierung der Gesellschaft auch aufgrund der aktuellen Krisen zusammenhängt. Was ich gut finde: Die Menschen entwickeln ein zunehmendes Interesse an Hintergründen. Sie wollen mehr wissen, als sie in klassischen Nachrichtensendungen erfahren, sie wollen Hintergründe und Zusammenhänge begreifen. Genau das können Politik-Magazine wie "Monitor" leisten.

Nicht nur im "klassischen" Fernsehen aktiv: Mit "Monitor studio M" bespielt die "Monitor"-Redaktion auch Formate im Internet. Hier ein Aufmacher-Bild der "Ausgabe 14", in der Gastgeber Georg Restle (rechts) Gianni Jovanovic und Tayo Awosusi-Onutor zu einer Diskussion über Rassismus begrüßte. (Bild: WDR)
Nicht nur im "klassischen" Fernsehen aktiv: Mit "Monitor studio M" bespielt die "Monitor"-Redaktion auch Formate im Internet. Hier ein Aufmacher-Bild der "Ausgabe 14", in der Gastgeber Georg Restle (rechts) Gianni Jovanovic und Tayo Awosusi-Onutor zu einer Diskussion über Rassismus begrüßte. (Bild: WDR)

"Tausende sind gestorben, weil sie keine Chance hatten, an Impfstoff heranzukommen"

teleschau: Wissen Sie, welche Leute das sind? Was die Netz-Nutzung betrifft, gibt es seit Jahren den Vorwurf, die Menschen würden nach einfachen Lösungen und der Bestätigung ihrer Meinung suchen ...

Restle: Das würde ich so pauschal nicht unterschreiben. Die Reaktionen auf unsere Formate im Netz, sei es bei Instagram, YouTube oder Facebook, sind jedenfalls oft sehr kontrovers und mitunter durchaus tiefgründig. Für die Bestätigung von geschlossenen Weltbildern stehen wir sowieso nicht zur Verfügung. Aber klar, es gibt auch viele, die sind enttäuscht oder wütend darüber, wenn wir über Dinge berichten, die ihnen politisch nicht in den Kram passen. Und dann gibt es durchaus heftige Reaktionen.

teleschau: Der neueste Film Ihrer Redaktion trägt den Titel "Tödliche Profite: Das Geschäft mit den Corona-Impfstoffen". Was wollten Sie herausfinden?

Restle: Was uns umgetrieben hat, war die ungerechte Verteilung der Impfstoffe weltweit. Da hat die EU-Kommission Hand in Hand mit den Impfstoff-Herstellern verhindert, dass der globale Süden rechtzeitig genügend Impfstoff bekommt. Dazu kommt, dass das Versprechen gebrochen wurde, dass es sich beim Impfstoff um ein gemeinsames geistiges Eigentum der Menschheit handele, das mit allen Staaten geteilt werden sollte. Keines dieser Ziele und Versprechen ist in der Hochphase der Pandemie umgesetzt worden. Wir waren in den Townships von Südafrika unterwegs, da sind Tausende gestorben, auch weil sie keine Chance hatten, an Impfstoff heranzukommen. Nicht mal Risikogruppen konnten dort geimpft werden.

teleschau: Rechnen Sie mit einer Verbesserung der Situation, jetzt, da der "Run" auf Impfstoffe offenbar vorbei ist?

Restle: Da würde ich erst mal abwarten, bis die nächste Pandemiewelle die Welt erfasst. Es geht hier ja auch um die Freigabe von Patenten, gegen die sich die Hersteller wehren. Ich rechne nicht mehr damit, dass hier von der Politik oder der Industrie ein weiterer Vorstoß kommt. Wenn wir über die mRNA-Impfstoffe sprechen, reden wir ja auch über eine möglicherweise sehr effiziente Waffe gegen andere Krankheiten, an denen die Hersteller verdienen wollen. Auch deshalb wird da wohl wenig passieren, wenn es um mehr Solidarität mit den ärmeren Regionen dieser Welt geht, fürchte ich.

"Ich habe trotzdem ein positives Menschenbild"

teleschau: Wie gut oder schlecht kommt im Film die deutsche Firma Biontech weg, über die in den letzten Jahren ja immer sehr positiv berichtet wurde?

Restle: Im Film spielt dieses Unternehmen natürlich eine wichtige Rolle. Aber es geht auch um andere Firmen, beispielsweise Moderna. Man sollte nicht vergessen, dass all diese Unternehmen sehr, sehr gut mit öffentlichen Geldern versorgt wurden, um möglichst schnell für einen weltweiten Impfschutz zu sorgen. Ich finde, es ist ein Jahrhundert-Skandal, wie die wohlhabenden Staaten es verhindern, dass Menschen im globalen Süden gerettet werden oder gerettet werden konnten.

teleschau: Sind Sie manchmal vom Menschen enttäuscht, wenn Sie Ihrer Arbeit nachgehen?

Restle: Ich weiß, was Sie meinen, aber ich habe trotzdem ein positives Menschenbild. Wenn ich es nicht hätte, könnte ich diesen Job nicht machen. Zyniker sind selten gute Journalisten.

teleschau: Und trotzdem - was Ihnen an Bösem in Gestalt von Menschen begegnet, muss doch schwer zu ertragen sein ...

Restle: Es sind ja weniger die einzelnen Menschen als systemische Dinge, die wir bei "Monitor" zumeist kritisieren. Dass ein Unternehmer Gewinne machen will, ist ja an sich nichts Böses. Es ist die Ausbeutung, die oft damit einhergeht, die zu kritisieren ist. Und es sind die eklatanten Widersprüche, die uns beschäftigen: Man liest die hehren Ziele der Europäischen Union und sieht gleichzeitig, wie man Flüchtende im Mittelmeer ertrinken lässt oder sie verbrecherischen Regimen ausliefert. Das ist tatsächlich schwer zu ertragen.

teleschau: Aber warum haben die guten Menschen so schlechte Systeme?

Restle: Wenn uns die Pandemie, aber auch der Ukraine-Krieg und erst recht die Klimakrise eines lehren, dann dies: dass unser auf Ausbeutung beruhendes Wirtschaftsmodell uns in immer größere Katastrophen führt. Es wird stets gesagt, dass die kapitalistischen Systeme die größtmögliche Freiheit bringen - aber sie bringen eben auch die größtmögliche Ausbeutung. Ich würde mir wünschen, dass unsere Gesellschaft deutlich stärker ins Nachdenken darüber kommt, ob wir wirklich so weitermachen wollen. Es gibt ja eine verbreitete Denkschule, die sagt: "Es gibt ein grünes Wachstum." Ich sehe das sehr skeptisch und glaube eher, dass wir uns vom grenzenlosen Wachstumsversprechen verabschieden müssen, das uns schließlich in fast alle diese Krisen hineingeführt hat.