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Bei Anne Will hauen alle auf Donald Trump ein – bis auf einen

In der Runde von Anne Will waren sich (fast) alle einig: Trump ist nicht gut für die Welt. (Bild: dpa)
In der Runde von Anne Will waren sich (fast) alle einig: Trump ist nicht gut für die Welt. (Bild: dpa)

Er flog zu den Saudis, nach Jerusalem und Rom. Er stattete der NATO und den G-7 einen Besuch ab. Und bei jeder Station sorgte Donald Trump mit seinem Auftreten für heftige Kritik. So schubste er in Brüssel einen Premierminister zur Seite und wollte sich in Sizilien mit anderen Staatschefs nicht auf eine einheitliche Linie verständigen. Nach der ersten Auslandsreise des 45. US-Präsidenten fragte Anne Will daher: „Staatsmann oder Sicherheitsrisiko – Kann Donald Trump Außenpolitik?“

Darüber diskutierten Norbert Röttgen, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, SPD-Urgestein Klaus von Dohnanyi, Publizist Michael Wolffsohn, US-Philosophin Susan Neiman und der Journalist Christoph von Marschall. In der Runde war man sich einig: Trump bedeutet nicht nur für die internationale Diplomatie eine Zäsur, sondern auch für das Verhältnis zwischen Europa und Amerika.

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Am schärfsten kritisierte der ehemalige Erste Bürgermeister von Hamburg den Stil des US-Präsidenten: Für Klaus von Dohnanyi ist schon die Aufforderung an Zahlungsrückständige, ihre Schulden zu begleichen, eine „Frechheit“. Weil Donald Trump bei seiner Rede vor den NATO-Verbündeten in Brüssel diese dazu aufrief, ihre vereinbarten Beiträge an das Militärbündnis zu überweisen, wurde Trump von vielen Seiten kritisiert.

NATO-Generalsekretär Stoltenberg gehört für Dohnanyi übrigens abgelöst, denn der habe sich verhalten wie ein leitender Angestellter des US-Präsidenten. Stoltenberg hätte die Rede mit Trump vorher durchgehen müssen, dann wäre es vermutlich nicht zu dem Eklat gekommen. Zudem beklagt Dohnanyi in der Sendung, dass „die Amerikaner nicht unsere Interessen vertreten“.

Norbert Röttgen betrachtete Trump dagegen psychologisch. Weil Trump in Brüssel den Regierungschef von Montenegro zur Seite gestoßen hat, konzentriert sich Röttgen eingangs auf die Persönlichkeit von Trump: „Sein Verhalten ist Ausdruck seiner Person“, diagnostiziert der CDU-Politiker. „So ist er, so war er immer“.

Norbert Röttgen über Donald Trump: „So ist er, so war er immer“. (Bild: dpa)
Norbert Röttgen über Donald Trump: „So ist er, so war er immer“. (Bild: dpa)

Journalist Christoph von Marschall, US-Korrespondent des Berliner „Tagesspiegel“, hält zu Trumps Auslandsreise fest: „Das ist ein Stilwechsel, aber auch ein inhaltlicher Wechsel.“

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Philosophin Neiman sieht das ähnlich: Trump isoliere sein Land in der westlichen Wertegemeinschaft. Vor allem stößt ihr die fast schon unterwürfige Anbiederung an Saudi-Arabien sauer auf. Sie sieht in Zukunft Europa in einer Führungsrolle, da die USA diese künftig nicht mehr übernehmen könne.

Alle gegen Trump also? Fast.

Einer wollte bei der Rudelbildung nicht mitmachen, nämlich der Historiker und Publizist Michael Wolffsohn. Auch er findet viel Negatives am US-Präsidenten, kann seiner ersten Auslandsreise aber auch Positives abgewinnen. Die Nahost-Reise sei ein Erfolg gewesen, so Wolffsohn. Und schlimmer als unter Obama, könne es in der Krisenregion sowieso nicht kommen.

Michael Wolffsohn kann die Wahl Trumps nachvollziehen. (Bild: dpa)
Michael Wolffsohn kann die Wahl Trumps nachvollziehen. (Bild: dpa)

Für Wolffsohn ist klar, warum Trump gewählt wurde und ihn Millionen Menschen in den USA noch immer unterstützen: „Trump ist die Quittung, die wir Europäer und Deutschen für den oft vulgären und primitiven Antiamerikanismus bekommen.“

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