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Bei diesen Instagram-Hashtags sollte man aufpassen

Längst sind die sozialen Netzwerke nicht mehr nur ein Tummelplatz für private Kontaktpflege. Radikale Gruppen nutzen die Plattformen, um neue Anhänger zu rekrutieren – sofern sie können. Auf Instagram wird ihnen da erstaunlich wenig entgegengesetzt, wie das Recherchezentrum “Correctiv“ in einer Daten-Analyse herausfand.

Bangkok, Thailand - July 27, 2019 : Instagram user liking his own photo on Instagram.
Instagrams Filter lassen sich überraschend leicht austricksen. (Symbolbild: Getty Images)

Instagram und rechtsradikal passt auf den ersten Blick nicht wirklich zusammen. Schließlich gilt die Facebook-Tochter als eine Glamour-Scheinwelt aus perfekten Bildern von perfekten Körpern und makellosen Lifestyles. Doch inmitten dieses schönen Scheins kann sich auch radikales Gedankengut verstecken. Das untersuchten die investigativen Journalisten von Correctiv in einer breit angelegten Recherche.

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Correctiv konzentrierte sich bei der Studie in erster Linie auf rechtsextreme Inhalte. Die Autoren analysierten monatelang tausende Instagram-Accounts und sprachen darüberhinaus mit Insidern aus der Szene, um mehr über die Strategien herauszufinden, mit denen die Radikalen ihre Botschaften ungehindert verbreiten können.

Rekrutierung durch die Hintertür

Die Journalisten und Wissenschaftler kamen anhand ihrer Datensätze zu dem Schluss, das Gruppen wie etwa die AfD, deren Jugendorganisation Junge Alternative oder die Identitäre Bewegung (IB) über “die Hintertür“ ihre Symbole und Botschaften auf Instagram streuen. Eine logische Vorgehensweise – schließlich reagiert auch der Algorithmus von Instagram mit Filtern auf offensichtliche Zurschaustellung verbotener Symbole.

Doch die Technik lässt sich überlisten. Laut Correctiv benutzen viele radikale Accounts bestimmte Hashtags wie etwa #heimatliebe oder auch #patriotisch, die man nicht direkt mit ihrer Gesinnung in Verbindung bringt. Eine schlaue Methode, denn der Algorithmus von Instagram zeigt den Nutzern stets verwandte Inhalte mit den gleichen Hashtags an.

Junge Frauen als sanftes Aushängeschild

Neben den Hashtags setzen die Gruppen aber auch auf das beste Mittel, um auf Instagram gesehen zu werden: Influencerinnen. Die Correctiv-Journalisten fanden heraus, dass es vor allem junge Frauen sind, die mit ihren Accounts als sanftes Aushängeschild fungieren. "Sie bilden die Brücke von der vorgeblich unpolitischen Ästhetik auf Instagram in ein rechtes Weltbild und letztlich in rechtsextreme Kreise", so Correctiv auf seiner Webseite. Hier machen es die Radikalen nicht anders als die Unternehmen: Sie nutzen die Menschen statt Produkte und erreichen ihre Zielgruppen über unterschwelliges Storytelling.

Das wird auch bei den Gesprächen von Correctiv mit Insidern aus der Szene deutlich. Diese erzählen beispielsweise, dass man die Accounts der Influencerinnen kaum von anderen unterscheiden kann. Correctiv nennt als Beispiel etwa eine Mama-Bloggerin, die auf ihrem Account die Themen Weiblichkeit, Hausfrau und Mutter propagiert.

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Erst ein genauer Blick auf die Follower könne ein Hinweis sein. Offen rechte Symbole wie zum Beispiel das Hakenkreuz werden von den Anhängern verpixelt oder geschickt verändert. Dann wird für weitere Infos auf den Nachrichtendienst Telegram verwiesen, wo keine Zensur herrscht. Der enge Kontakt findet laut Insidern meistens über die Instagram-Storys statt, die nach 24 Stunden wieder verschwinden.

Keine Gegenwehr von Instagram

Das Fazit von Correctiv: Instagram wird geschickt von der radikalen Szene überlistet – und hat kein wirkliches Gegenmittel parat. Zwar löschte das Netzwerk Posts und war allgemein dankbar und interessiert an der Problematik. Aber mehr eben auch nicht.