Bekämpft „Dirty Brain“-Krankheiten - Forscher reaktivieren „Müllentsorgungssystem des Gehirns“
Weltweit arbeiten Forscher an neuen Medikamenten gegen sogenannte „Dirty-Brain“-Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson. Ein Team hat nun eine Methode gefunden, um die „Müllentsorgung“ im Gehirn wiederherzustellen. Das könnte bei der Behandlung dieser Krankheiten helfen.
Als „Dirty Brain Diseases“ (deutsch: „dreckige Gehirn-Krankheiten“) bezeichnen US-Wissenschaftler Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson. Denn in diesen Fällen hat das Gehirn Schwierigkeiten, schädliche Abfälle und Ablagerungen zu beseitigen. Ein Team der Universität Rochester hat sich diesen Vorgang nun genauer angesehen – und eine Methode gefunden, diese Ablagerungen aufzuräumen. Die Forscher sprechen davon, das „Müllentsorgungssystem des Gehirns“ wiederhergestellt zu haben.
Der „Vermüllung“ des Gehirns entgegenwirken
Zur Erklärung: Bei Alzheimer etwa kommt es zu Proteinablagerungen im Gehirn. Diese sorgen dafür, dass Nervenzellen und Übertragungsstellen nicht mehr miteinander arbeiten können. Ärzte sprechen von einer „Vermüllung“ des Gehirns, die zu den bekannten Symptomen von Gedächtnislücken bis zum Verlust aller kognitiver Fähigkeiten und der Persönlichkeit führt.
Die Fähigkeit, solche Ablagerungen zu beseitigen, lässt mit dem Alter nach. Demnach gilt das Alter auch als wichtigster Risikofaktor für degenerative Erkrankungen. Den Forschern aus Rochester ist es jedoch im Labor nun gelungen, die altersbedingten Auswirkungen umzukehren. Und das mit einem Medikament, das bereits klinisch im Einsatz ist – bei der Geburtseinleitung.
Netzwerk kleiner Pumpen im Gehirn
Angriffspunkt der an Mäusen durchgeführten Studie war das Lymphsystem im Gehirn . Es ist unter anderem daran beteiligt, schädliche Ablagerungen aus dem Gehirn abzutransportieren.
„Anders als im Herz-Kreislauf-System, das über eine große Pumpe verfügt – das Herz – wird die Flüssigkeit im Lymphsystem stattdessen von einem Netzwerk kleiner Pumpen transportiert“, erklärt Studienautor Douglas Kelley. Diese mikroskopischen Pumpen werden Lymphangionen genannt. Sie wurden im Labor nun mittels eines hormonähnlichen Medikaments (Prostaglandin F2α) stimuliert, das häufig zur Geburtseinleitung eingesetzt wird. Es sorgt für Kontraktionen der Muskulatur – und im Labor auch für Kontraktionen der „dreckigen“ Nervenflüssigkeit sowie dem Abfluss dieser. Damit erreichten die Lymphgefäße der älteren Mäuse „wieder das bei jüngeren Mäusen festgestellte Effizienzniveau“.
„Diese Gefäße liegen praktischerweise nahe der Hautoberfläche. Wir wissen, dass sie wichtig sind, und wir wissen jetzt, wie wir ihre Funktion beschleunigen können“, ordnet Studienautor Kelley diese Erkenntnis ein. „Man kann sich vorstellen, dass dieser Ansatz, vielleicht in Kombination mit anderen Eingriffen, die Grundlage für zukünftige Therapien dieser Krankheiten sein könnte.“ Die Studie erschien im Fachblatt „Nature Aging“ .
Wie Sie Alzheimer und Parkinson vorbeugen
Noch besser, als diese „Dirty Brain“-Krankheiten zu behandeln, ist es, ihnen vorzubeugen. In der Broschüre „ Alzheimer vorbeugen – Gesund leben, gesund altern “ nennen Experten etwa zwölf Risikofaktoren, auf die jeder und jede achten kann.
1. Bewegung: Was gut für Ihr Herz ist, ist auch gut für Ihr Gehirn. Dazu gehört, sich ausreichend zu bewegen – mindestens 2,5 Stunden pro Woche sind ideal.
2. Geistige Fitness: Lernen Sie Neues – auch im Alter. Das hält Ihr Gehirn auf Trab. Egal ob ein Musikinstrument, eine Sprache oder der Umgang mit dem Computer, probieren Sie etwas Neues aus.
3. Gesunde Ernährung: Orientieren Sie sich an der klassischen mediterranen Ernährung. Essen Sie viel Obst und Gemüse, Olivenöl und Nüsse. Ziehen Sie Fisch rotem Fleisch vor.
4. Soziale Kontakte: Zu zweit oder in der Gruppe machen Aktivitäten mehr Spaß und Ihre grauen Zellen werden gefordert. Verabreden Sie sich zum Sport, zum Musizieren, zum Kartenspielen oder zum gemeinsamen Kochen.
5. Übergewicht reduzieren: Achten Sie darauf, dass Sie nicht zu viele Kilo auf die Waage bringen. Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung helfen Ihnen dabei.
6. Ausreichend Schlaf: Sorgen Sie für guten und ausreichenden Schlaf, damit das Gehirn Schadstoffe abbauen und sich erholen kann.
7. Nicht rauchen: Rauchen schadet auch Ihrem Gehirn. Hören Sie auf zu rauchen, es ist nie zu spät.
8. Kopfverletzungen vermeiden: Passen Sie im Alltag und beim Sport auf Ihren Kopf auf und tragen Sie zum Beispiel einen Helm beim Fahrradfahren.
9. Bluthochdruck checken: Lassen Sie Ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren. Bluthochdruck sollte auf jeden Fall behandelt werden.
10. Diabetes überprüfen: Behalten Sie Ihren Blutzuckerspiegel im Blick. Ist er dauerhaft zu hoch, sollten Sie in Absprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin aktiv werden.
11. Depressionen behandeln: Sorgen Sie gut für sich. Wenn Sie über eine längere Zeit antriebslos oder niedergeschlagen sind, ist es sinnvoll, Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufzusuchen, um die Ursache abzuklären. Eine Depression sollte nicht unbehandelt bleiben.
12. Auf Schwerhörigkeit achten: Nehmen Sie es ernst, wenn Sie merken, dass Sie schlechter hören. Mit einer Hörhilfe können Sie eine nachlassende Hörfähigkeit sehr gut korrigieren.