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Die bemerkenswerte Coutinho-Wende

Philippe Coutinho wurde beim FC Barcelona schon als Transferflop abgestempelt. Doch nun könnte der 145-Millionen-Mann bei Barca richtig durchstarten.

Die Lust auf die Rückkehr zum FC Barcelona war Philippe Coutinho Anfang September schnell anzumerken. Nur drei Tage nach dem Triumph in der Champions League mit dem FC Bayern stand der Brasilianer freiwillig schon wieder auf dem Trainingsplatz bei Barca und posierte mit einem breiten Lächeln für die Fotografen. "Ich kehre mit großer Lust zurück. Lust zu brillieren", hatte er angekündigt. Und bisher ließ er seinen Worten auch ohne den ausgefallenen Sommerurlaub Taten folgen.

Die Laune des offensiven Mittelfeldspielers dürfte seit der ersten Übungseinheit sogar noch besser geworden sein. Einst nach seinem 145-Millionen-Transfer vom FC Liverpool im Januar 2018 als großer Flop bei Barca abgestempelt, auf dem Abstellgleis gelandet und in der vergangenen Saison nach Deutschland verliehen, ist nun der Durchbruch bei den Spaniern sehr wahrscheinlich. Es ist die bemerkenswerte Coutinho-Wende.

Der neue Trainer Ronald Koeman hat das traditionelle Barca-System 4-3-3 ausgemustert und auf ein 4-5-1 umgestellt. Das kommt Coutinho zu gute. Vorher war für einen Spielmacher kein Platz und auf den Außenbahnen kann der Brasilianer seine Fähigkeiten nicht so stark entfalten.

Die Vorteile im neuen System für Coutinho waren bei den beiden Testspielen nicht zu übersehen. Zwar war er nominell links aufgestellt, hatte aber alle Freiheiten und war deshalb auch oft im Zentrum zu finden. Sowohl beim 3:1 gegen Taragona (inklusive Messi-Eklat) als auch gegen Girona (3:1) traf der Rückkehrer einmal und war an vielen weiteren Szenen als Teil der Dreierreihe hinter der einzigen Sturmspitze beteiligt. So hilft er Barca auf jeden Fall weiter!

Seine Stärken - der starke Abschluss, die herausragende Technik, Übersicht und die Dribbelstärke - sind nun deutlich zu erkennen. "Mit seiner Kreativität und seiner exzellenten Technik hat er unser Spiel in der Triple-Saison belebt", beschrieb Bayerns Klubchef Karl-Heinz Rummenigge den ehemaligen Spieler, der aber nicht an Thomas Müller vorbei kam.

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Koemans große Pläne mit dem Bayern-Rückkehrer

Hält Coutinho die aktuelle Form, ist ein Startelf-Einsatz am 27. September zum Ligastart gegen Villarreal sehr wahrscheinlich. Kleine Zweifel an der kompletten Coutinho-Wende gibt es aber dennoch. Der Grund: Koeman hat für vier Offensivpositionen trotz der Ausmusterung von Luis Suarez immer noch ein krasses Überangebot in der Offensive. Der Konkurrenzkampf tobt.

Lionel Messi ist weiterhin ohne Zweifel gesetzt. Es sind also eigentlich nur noch drei Plätze vor der Doppelsechs frei - und mit Trincao (30-Millionen-Neuzugang von Braga), Supertalent Ansu Fati, den Ex-Dortmunder Ousmane Dembélé, Weltmeister Antoine Griezmann, Martin Braithwaite sowie Coutinho gibt es sechs sehr nahmhafte Kandidaten. Härtefälle sind vorprogrammiert.

Auch wegen der großen Auswahl auf den Positionen war Ende August noch völlig unklar, ob der 28 Jahre alte Coutinho überhaupt eine Zukunft bei den Katalanen hat. Monatelang hieß es, der Verein plant ohne den Brasilianer. "Der Trainer trifft die Entscheidung. Wenn er will, dass Coutinho bleibt, wird er nächstes Jahr bei uns spielen", sagte Präsident Josep Bartomeu bei Barcelona TV. Es folgte die große Wende in weniger als einem Monat.

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Coutinhos zweiter Anlauf beim Traumverein

Eine Trennung von dem Dribbelkünstler ist mittlerweile jedenfalls fast ausgeschlossen. Das ist auch so, weil der Marktwert des Rückkehrers auf 60 Millionen Euro gesunken ist und Barca somit nicht annähernd die ausgegebene Summe zurückbekommen würde.

Ein weiterer Grund: Koeman setzt voll auf seinen Schützling. "Koeman rief ihn direkt nach dem Champions-League-Sieg mit Bayern am folgenden Tag an und sagte ihm, dass er ein großer Teil seiner Pläne ist und er es gerne hätte, dass er zurückkehrt", verriet Coutinhos Berater Kia Joorabchian.

Für den Offensivmann geht es nun vor allem darum, seine Effizienz zu steigern. Am 6. Januar 2018 nach Barcelona gekommen, brachte es der Rechtsfuß in 76 Pflichtspielen auf 21 Tore und 11 Vorlagen. Beim FC Bayern standen in der vergangenen Saison in 38 Pflichtspielen elf Treffer und neun Assists zu Buche. Normalerweise wären das keine schlechten Werte, für einen Mann mit einem 145-Millionen-Preisschild auf der Stirn ist das jedoch zu wenig.

Coutinho weiß das und will nun mit Spaß, Brillanz, vorbildlicher Einstellung und Toren dafür sorgen, dass sein zweiter Anlauf bei den Katalenen gelingt. "Barcelona war immer der Klub, von dem ich geträumt habe, dass ich dort spiele", hatte er jüngst noch einmal gesagt.

Jetzt kann er seine zweite Chance ergreifen.

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