US-Banken springen First Republic Bank mit 30 Milliarden Dollar zur Seite

Elf Großbanken in den USA springen der in die Krise geratenen US-Bank First Republic mit einer Finanzspritze von 30 Milliarden Dollar zur Seite. Das gemeinsame Vorgehen zeige nicht nur das Vertrauen "in das Bankensystem des Landes", sondern auch in die First Republic und Banken jeder Größe, erklärten die Geldhäuser. Bei der Notenbank Fed liehen sich die Banken des Landes in der zurückliegenden Woche immense Summen.

Unter den Wall-Street-Größen, die nun die 30 Milliarden Dollar (28 Milliarden Euro) zur Verfügung stellen, sind bekannte Institute wie die Bank of America, Citigroup und JPMorgan Chase. Sie würden nun ihre "finanzielle Stärke und Liquidität" dort einsetzen, wo sie am dringendsten benötigt werde, erklärten sie am Donnerstag. Banken jeder Größe seien für das Finanzsystem "von zentraler Bedeutung".

Konkret leihen Citigroup, Bank of America, JPMorgan Chase und Wells Fargo der First Republic nun jeweils fünf Milliarden Dollar, und zwar ohne Absicherung. Jeweils 2,5 Milliarden Dollar kommen von Goldman Sachs und Morgan Stanley. Fünf kleinere Banken stellen jeweils eine Milliarde Dollar.

Die in San Francisco ansässige Regionalbank First Republic war im Zuge des Zusammenbruchs der Silicon Valley Bank (SVB) in Bedrängnis geraten, die Aktie verlor zuletzt massiv an Wert. Die 1985 gegründete Bank ist nach Einlagen die Nummer 14 des Landes und kümmert sich um Privatkundengeschäfte und Vermögensverwaltung. Sie hat eine eher wohlhabende Kundschaft, die laut Experten ihr Geld womöglich lieber in großen und sicheren Banken anlegt, die als "too big to fail" eingestuft sind.

Die Notenbank Fed, das Finanzministerium und weitere Finanzbehörden begrüßten die Hilfe der Banken ausdrücklich. Diese zeige die "Widerstandsfähigkeit des Bankensystems", erklärten auch sie.

Die Fed gab zuletzt Unmengen an Krediten aus, um den US-Banken in der Krise wieder zu Liquidität zu verhelfen. Über das normale Kreditprogramm beschafften sich die Institute nach Angaben vom Donnerstag in der zurückliegenden Woche 152 Milliarden Dollar - im Vergleich zu nur rund fünf Milliarden Dollar in der Vorwoche. Zusätzlich flossen 142,8 Milliarden Dollar in die beiden Nachfolgeinstitute der SVB sowie der Signature Bank.

Außerdem griff ein am Sonntag eingerichtetes neues Notfallinstrument, das die Banken wegen des Abzugs von Kundengeldern abrufen können. Daraus flossen auch bereits knapp zwölf Milliarden Dollar.

Der SVB-Kollaps ist die größte Bankenpleite in den USA seit der Finanzkrise 2008. Die Pleite sorgte für erhebliche Turbulenzen im Bankensektor und an den Börsen - auch in Europa. In der Schweiz musste die Credit Suisse von der Notenbank gestützt werden. Dies und die Finanzspritze der US-Banken beruhigten die Börsen wieder - am Freitagmorgen standen die Indizes in Frankfurt am Main, London und Paris jeweils knapp ein Prozent im Plus.

In den vergangenen Tagen bemühten sich außerdem Politik und Finanzverantwortliche darum, Sorgen vor einer größeren Krise und einer Ansteckung auf Europa zu zerstreuen. Der Bundesverband deutscher Banken versicherte, die deutschen Finanzinstitute seien "robust, stabil und widerstandsfähig". Seit der Finanzkrise 2008 sei die durchschnittliche Kernkapitalquote um rund 80 Prozent gestiegen, für Sparer greife zudem ein doppeltes Sicherungsnetz aus gesetzlicher und freiwilliger Einlagensicherung.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht keine Gefahr einer neuen Finanzkrise. "Das Geldsystem ist nicht mehr so fragil wie vor der Finanzkrise", sagte er dem "Handelsblatt". Die Regulierungsvorschriften seien strenger und die Einlagen sicher - "auch aufgrund unserer Wirtschaftskraft".

Das Aufsichtsgremium der Europäischen Zentralbank (EZB) wollte sich am Freitag zu einer Sitzung treffen, um "Ansichten auszutauschen und Mitglieder zu den jüngsten Entwicklungen im Bankensektor zu informieren". Es ist bereits das zweite Treffen in dieser Woche.

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