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Berlin-Paris: Nackte Tatsachen in Deutschland und Frankreich

Pascal Thibaut ist französischer Korrespondent in Berlin und schreibt immer montags über das Leben zwischen der Seine und der Spree

Berlin. Der frische Blick, den man als Ankömmling in einem neuen Land mitbringt, lässt peu à peu nach. Wenn man wie ich mehr als die Hälfte seines Lebens in Deutschland verbracht hat, ist man mit der Zeit so integriert, dass einem die Heimat manchmal weniger vertraut vorkommt als Deutschland. Doch gelegentlich reicht ein Erlebnis, eine Begegnung oder nur ein Stichwort, und schon werden alte Erinnerungen wach gerüttelt.

Vor zehn Tagen besuchte ich das Konzert der Chansonsängerin und Wahlberlinerin Bérangère Palix in der Werkstatt der Kulturen. Mit viel Humor und Selbstironie beschrieb sie in einigen Songs das Staunen einer jungen Französin über hiesige Sitten, wie zum Beispiel die Spargelmanie der Deutschen im Frühling, die den Eindruck vermittelt, als müsste man sich mehrere Wochen lang nur von diesem Gemüse ernähren.

Und dann kam der köstliche Song meiner Landsfrau über das Saunieren, bei dem plötzlich unauslöschliche Erinnerungen in mir hochkamen. Wie sie, dachte ich beim ersten Besuch in einem solchen Riesenofen an eine heiße Version des Waterboarding, bei der es nicht um das Simulieren des Ertränkens geht, sondern um ein Rezept für einen saftigen Menschenbraten. Der Sauna-Entdecker aus Frankreich will also wie im Chanson am liebsten die Flucht ergreifen. Aber bevor das ahnungslose Opfer seine letzten Kräfte sammelt, um mit Mühe und Not die rettende Tür zu erreichen, hat schon ein Wedelkönig in der Holzhütte das Sagen übernommen. "Ein falscher Torero erhält Bravo-Rufe von Masos" sin...

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