Berlinale: Als das Grauen auf die Ferieninsel kam

Andrea Berntzen in einer Szene des Films „Utoya“

Berlin. In diesen Wettbewerbsfilm konnte man gar nicht ohne Vorbehalte gehen. "Plötzlich ist der erste Schuss zu hören", heißt es im Programmheft der Berlinale, und weiter: "Mit diesem Schuss beginnt eine 72 Minuten lange, in einer einzigen Einstellung gedrehte, aus der Perspektive der Opfer gedrehte, atemlose Rekonstruktion der Vorgänge."

Es geht um die Vorgänge am 22. Juli 2011, die nicht nur Norwegen, sondern Europa und die ganze Welt erschütterten. Ein mit einer Selbstladebüchse bewaffneter, rechtsextremistischer Attentäter ermordete auf der Ferieninsel Utøya, wo sich zu dieser Zeit etwa 560 Jugendliche in einem Sommercamp befanden, 69 Menschen, nachdem er zuvor in der Hauptstadt Oslo mit einer Autobombe acht Menschen umgebracht hatte. Diese Fakten sind den meisten regelmäßigen Nachrichtenkonsumenten genauso bekannt wie der Name des Täters, dessen krudem Gestammel man danach in der Gerichtsverhandlung über quälende Monate hinweg folgen musste. Was in der öffentlichen Wahrnehmung dabei an den Rand gedrängt wurde, war das Leid der Opfer. Regisseur Erik Poppe, der zuletzt auf der Berlinale 2017 mit dem sehenswerten Historiendrama "The King's Choice – Angriff auf Norwegen" Premiere feierte, versucht diese Lücke nun zu füllen.

Aber geht das, ohne den Opfern zu nahe zu treten? Ohne sich den Vorwurf der kommerziellen Trauma-Verwertung anhören zu müssen? Poppe und sein Team haben über viele Monate hinweg mit den Überlebenden des Anschlags Interviews geführt. Um ihnen Wiedererkennungserlebn...

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