Wirbel um BVG: Berliner Busfahrer wirft Kind aus dem Fahrzeug
Ein Busfahrer der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) warf ein Kind samt seiner Geschwister aus dem Fahrzeug, weil es fröhlich vor sich hin gepfiffen hatte – der Fahrer fühlte sich davon offenbar gestört. Doch damit nicht genug, die anschließende Reaktion der BVG sorgte zusätzlich für Empörung.
Der häufig selbstironische Umgang mit Kritik im Zuge der Werbekampagne „Weil wir dich lieben“ hatte der BVG bisher viele Sympathiepunkte eingebracht. Die humorvoll-freche Berliner Schnauze wurde wieder salonfähig und selbst die genervtesten Fahrgäste konnten sich ein Schmunzeln kaum verkneifen, wenn das BVG-Social-Team mal wieder in die Tasten haute und seine geistreichen Tweets ins Netz stellte. Doch nun gingen die Social-Media-Profis womöglich einen Schritt zu weit und spielten eine ernst zu nehmende Beschwerde in ihrer üblichen Art herunter.
Zum Hintergrund: Ein Berliner Busfahrer der Linie M41 hatte während der Fahrt offenbar die Geduld verloren, weil ein kleiner Junge stetig vor sich hin gepfiffen hatte. Kurzerhand schmiss er den Jungen aus dem Bus, samt seiner Kumpels und Geschwister. Der Vorfall wurde von einer Mitfahrerin beim Nachrichtendienst Twitter geschildert. Dort wandte sich die Frau direkt an das Team der @BVG_Kampagne. Die Reaktion des Social-Media-Teams ließ jedoch wenig Mitgefühl für den Jungen durchblicken.
Verstehen wir auch nicht. Also, warum du uns grundsätzlich gute Laune unterstellst.
— Weil wir dich lieben (@BVG_Kampagne) August 14, 2018
Wie die Frau später im Interview mit dem „Tagesspiegel“ berichtete, habe der Busfahrer den etwa vier bis fünf Jahre alten Jungen zunächst ruppig ermahnt, er solle aufhören, zu pfeifen. Weil das in einem Buggy sitzende Kind und seine Geschwister seine Ansage aber ignorierten, habe der Fahrer schließlich gebrüllt: „Raus an der nächsten Haltestelle!“ Die Zeugin habe noch versucht, zu vermitteln, drei bis vier weitere Fahrgäste begannen aus Solidarität, auch zu pfeifen, doch es half alles nichts. Das Kind und seine Geschwister mussten nahe des Abgeordnetenhauses das Fahrzeug verlassen.
Die Reaktion des Teams der @BVG_Kampagne wurde in diesem Fall nicht so amüsiert aufgenommen.
Hm. Wenn es tatsächlich so passiert ist, würde ich eine andere Antwort von euch erwarten @BVG_Kampagne. Schon klar, dass ihr nicht jeden Vorfall bewerten könnt. Aber manchmal hilft es, auf die offiziellen BVG-Ansprechpartner zu verweisen und ansonsten mal nix zu sagen.
— BikeBloggerBerlin (@BikeBloggerB) August 16, 2018
Rumblödeln ist meist lustig. Aber es wäre schön, auch mal richtige Antworten bei ernst gemeinten Anliegen zu sehen. Sonst wird man schnell zum "Klassenclown", den niemand mehr ernst nimmt. Wäre schade um den Image-Gewinn, den ihr sonst so erfolgreich generiert, oder?
— ka.ef (@dakaef) August 16, 2018
Auch der Branchendienst „Meedia“ bewertete die Twitter-Reaktion der BVG als unpassend: „Lustig geht anders. Und gewiss auch nicht immer.“