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Berliner Filmemacherin: Valeska Grisebach braucht den Kontrollverlust

Sie will für den Moment offen sein, will sich alle Türen offenhalten. Deshalb arbeitet sie auch immer wieder mit Laiendarstellern zusammen: Regisseurin Valeska Grisebach

Nur drei Filme in 16 Jahren, das ist kein großes Œuvre. Schon das Debüt von Valeska Grisebach, "Mein Stern", hat 2001 Preise gewonnen. Mit "Sehnsucht" wurde die Berliner Filmemacherin auf der Berlinale gefeiert – aber das ist auch schon elf Jahre her. Im Mai stellte die 49-Jährige nun in Cannes ihr jüngstes Werk vor, das heute in die Kinos kommt. In "Western" spielen wie in den Vorgänger-Filmen auch, nur Laiendarsteller mit, wie in "Sehnsucht" geht es auch in die Provinz – nur diesmal etwas weiter weg, statt nach Brandenburg ins Bulgarische. Wir haben die Filmemacherin gesprochen.

Frau Grisebach, sind Sie eigentlich ein Western-Fan?

Valeska Grisebach: Ja. Ich bin mit ihnen groß geworden, ich habe die immer im Fernsehen geguckt. Als kleines Mädchen hatten die eine große Anziehungskraft auf mich. Das war eine doppelte Faszination. Einerseits identifizierte ich mich mit diesen männlichen Helden, andererseits habe ich sie angeschwärmt. Die Frauen haben mich nie so interessiert.

Dabei ist der Western ja per se ein sehr männliches Genre.

Deshalb ist man da als Frau auch auf eine bittere Art ausgeschlossen. Natürlich geht es immer um eine Form von Männlichkeit, von Maskulinität, die sehr ambivalent ist. Einsame Helden, die zwar frei bleiben, aber doch auch irgendwo ankommen wollen. Das Genre verhandelt darüber hinaus aber auch hochinteressante Fragen. Wie konstituiert sich eine Gesellschaft? Über Empathie oder über das Gesetz des Stärkeren? Es gab da ganz viele Eingangstüren für mein Pr...

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