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Bernd Petelkau im Interview: „Der FC gehört nach Müngersdorf“

Der CDU-Partei- und Fraktionschef über Oper, Spitzenpersonal und die Stadionfrage.

Herr Petelkau, Fraktionschef Martin Börschel hat gesagt, dass die SPD bereits 2011 kritisch gegenüber der Sanierung der Oper und des Schauspielhauses gewesen sei. Jetzt schlägt er vor, einen Opern-Neubau zu prüfen. Wie bewerten Sie das? Herr Börschel betreibt eine absolute Legendenbildung. Wir haben die Opernsanierung gemeinsam im Rat beschlossen. Die stand auch nie zur Debatte. Das spätere Bürgerbegehren richtete sich gegen den Abriss des Schauspielhauses und nicht gegen die Sanierung der Oper. Die Probleme auf der Baustelle liegen aber nicht im Trakt des Schauspielhauses, sondern im Keller des Opernhauses. Wenn man sich jetzt hinstellt und sagt, das haben wir nicht mitbeschlossen, dann ist das Teil dieser Börschel-Legende. Wir haben außerdem bereits mehr als 300 Millionen Euro investiert. Der Kauf und Abriss würde sich für keinen Investor rechnen. Und ein Neubau würde bei unseren Planungszeiten zehn bis 15 Jahre dauern. Wer ist denn aus Ihrer Sicht für die Probleme auf der Baustelle verantwortlich? Unsere Vorwürfe richten sich gegen den ehemaligen Oberbürgermeister Jürgen Roters. Seine Rolle müssen wir genau untersuchen. Wenn er wirklich im Stadtvorstand darauf gedrängt hat, dass die Oper bis zum Ende seiner Amtszeit fertiggestellt sein soll, hat er entscheidend zum Chaos auf der Baustelle beigetragen. Durch die Beschleunigungsmaßnahmen wusste doch erst recht keiner mehr, was wie wo eingebaut werden muss. Vor dem Hintergrund steht Jürgen Roters in unserem Fokus und nicht Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach. Trotzdem wollen CDU und Grüne die Kulturdezernentin abwählen. Die Kulturstadt Köln benötigt einen Neuanfang. Wir haben durch viele große Kulturdezernenten nach dem Krieg sehr große Impulse gehabt. Zuletzt hat auch Georg Quander, der sicher nicht unumstritten war, mit Karin Beier und Uwe Eric Laufenberg zwei herausragende Intendanten nach Köln geholt. Zu seinem Ideenreichtum müssen wir wieder hin, schließlich wollen wir uns schon mit großen europäischen Metropolen messen. Dafür hat Frau Laugwitz-Aulbach in ihrem Kernbereich zu wenig Impulse gesetzt. Sie war nicht einmal dazu in der Lage, die nötigen Stellen sofort zur Verfügung zu stellen, um den Kulturentwicklungsplan umzusetzen. Da hat sie den Prozess eher blockiert als gefördert. Was das Fass zum Überlaufen gebracht hat, war die Vorgehensweise rund um die Sanierung des Römisch-Germanischen-Museums. Der Stadtrat hat 2011 beschlossen, das Haus zu sanieren. Und bis heute ist rein gar nichts passiert. Erst jetzt soll vier Jahre geplant und zwei Jahre saniert werden. Das heißt, wir haben sechs Jahre eine Ruine am bedeutsamsten Platz unserer Stadt. Das kann ich nicht akzeptieren. Es war ihre Zuständigkeit. Sie hat in ihrem Kernbereich nichts gemacht, und sie hat im Baubereich nichts gemacht. Ist eine Abwahl überhaupt realistisch? Die SPD hat sich bislang noch nicht festgelegt. Die SPD hat sich bis heute vor einer Antwort gedrückt. Ich gehe davon aus, dass sie sich an einer Abwahl nicht beteiligen wird. Wir brauchen dafür aber eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Stadtrat. Der Antrag liegt bei uns im Tresor und kann jederzeit herausgeholt werden. Wir warten jetzt darauf, dass sich die SPD positioniert. Für wie überfordert halten Sie die städtische Gebäudewirtschaft? Man muss fairerweise und zur Ehrenrettung der vielen Mitarbeiter sagen, dass es dort ein riesiges Bauvolumen abzuarbeiten gibt. Deshalb begrüßen wir es, dass zurzeit die Reorganisation stattfindet. In der Entwicklung hat der ehemalige Stadtdirektor Guido Kahlen einen Kardinalfehler begangen, indem er die Fachkollegen herausgezogen und in die Fachabteilungen zu den Schul- und Kulturbauten versetzt hat. Das hat die Schlagkraft verringert. Baudezernent Franz-Josef Höing wechselt nach Hamburg. Die CDU beansprucht das Vorschlagsrecht für seine Nachfolge. Melden sich schon Bewerber bei Ihnen? Wir brauchen erst eine Auflösung des bisherigen Vertrags. Wenn das geschehen ist, muss die Ausschreibung zügig auf den Weg gebracht werden. Für die Stelle benötigen wir jemanden, der Impulse geben kann, aber auch ein Macher und Treiber ist. Wir brauchen nicht nur den kreativen Kopf, sondern auch jemanden, der in der Verwaltung die Dinge vorantreibt. Die vielen Projekte, die wir angestoßen haben, müssen jetzt auch dringend umgesetzt werden. Baut der neue Baudezernent denn auch am Roncalliplatz die Historische Mitte mit einem neuen Stadtmuseum? Es hat sich gezeigt, dass eine Neuordnung unabhängig von der Architektur eine deutliche Aufwertung für den Bereich wäre. Das ist eine Riesenchance. Die zweite Frage ist aber, ob das finanzierbar ist. Es gibt keine Rückstellungen. Und wir als CDU wollen das Zeughaus, in dem sich das Stadtmuseum jetzt befindet, nicht verkaufen. Wir müssen schauen, ob wir das im Haushalt darstellen können. Und dann stellt sich noch die Frage, wer baut das? Die Gebäudewirtschaft? Ein Generalunternehmer? Erst wenn das alles geklärt ist, können wir eine Entscheidung treffen. Wie sieht denn die Entwicklung beim Ausbau des Rhein-Energie-Stadions aus? Die Vorstudie liegt vor, und man kann eigentlich sagen, dass am bisherigen Standort in Müngersdorf etwas geht. Es sind eine Menge Themen, die man anpacken muss. Das Wichtigste ist die Verkehrssituation. Die kann sich deutlich verbessern, wenn auf der Linie 1 längere Bahnen fahren, und man müsste dafür sorgen, dass die Fans wie in Leverkusen weiter außerhalb parken und mit Pendelbussen zum Stadion gefahren werden. Was mir noch fehlt, ist die Untersuchung zur Lärmemission, die entscheidend ist, wenn unter der Woche abends internationale Spiele stattfinden. Da muss sichergestellt werden, dass nicht durch eine Klage um 22 Uhr Schluss sein muss. Möglicherweise ist dafür ein geschlossenes Dach sinnvoll. Wenn ja, müssen wir wissen, was das kosten würde. Ist es aus Ihrer Sicht realistisch, dass der 1.FC Köln die Stadt verlässt und an anderer Stelle ein neues Stadion baut? Das ist nach meinem Dafürhalten nicht realistisch. Ein Stadionneubau mit Infrastruktur kostet sicher zwischen 300 und 400 Millionen Euro. Der FC ist sehr leistungsfähig, aber ob er das stemmen kann, weiß ich nicht. Ich glaube auch, dass der FC nach Müngersdorf gehört – das ist Teil der Tradition und der Seele des Vereins. Wenn man sich das beidseitig anschaut, glaube ich an eine Lösung, die sowohl die Anwohner als auch den FC zufrieden stellt. Zur Person Bernd Petelkau ist 52 Jahre alt und Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtrat. Der Diplom-Kaufmann ist zudem seit 2012 Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Köln und seit 1. Juni dieses Jahres Abgeordneter im NRW-Landtag. Das Gespräch mit ihm bildet den Auftakt zu einer Reihe von Sommer-Interviews mit den Chefs der drei größten Fraktionen im Kölner Stadtrat....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta