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Betrugsprozess gegen VW-Manager beginnt

In der VW-Dieselaffäre hat am Donnerstag ein weiteres Verfahren gegen vier Ex-Manager und -Ingenieure des Konzerns begonnen - jetzt wegen Betruges. Ex-VW-Chef Winterkorn war bei der Verhandlung nicht persönlich anwesend.

In der Braunschweiger Stadthalle wurde den Angeklagten unter anderem gewerbs- und bandenmäßiger Betrug mit manipulierter Software in Millionen Autos vorgeworfen. Diese stießen auf der Straße ein Vielfaches der erlaubten Werte für schädliche Stickoxide aus.

Derzeit sind 133 Verhandlungstage bis in den Sommer 2023 geplant:

Prozess des Jahres in Deutschland

"Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass hier der Prozess des Jahres in Deutschland stattfindet. Der Dieselgate-Skandal hat das Land erschüttert, er hat Volkswagen in seinen Grundfesten getroffen und er hat auch das Vertrauen der Menschen in die Marke "Made in Germany" und den Konzern Volkswagen verändert.

Heute werden 4 Personen vor Gericht gestellt. Es handelt sich um Führungskräfte und Ingenieure von Volkswagen, die wegen Betrugs und Steuerhinterziehung angeklagt sind. Eine Person, die im Moment nicht vor Gericht erscheint, ist der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Volkswagen, Martin Winterkorn. Sein Prozess wird sich wegen seiner gesundheitlichen Probleme verzögern und zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.

Dennoch stehen heute vier Personen vor Gericht. Das wird vielen Menschen in Deutschland das Gefühl geben, dass die Menschen, die hinter den Skandalen stehen, tatsächlich zur Verantwortung gezogen werden.

Volkswagen hat wahrscheinlich gehofft, dass die Sache relativ schnell und schmerzlos über die Bühne geht. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren versucht, sein Image zu verbessern, weg von der Dieselgate-Affäre und hin zu Zukunftstechnologien wie beispielsweise E-Mobilität.

Dieser Prozess ist eine Erinnerung an die dunkle Vergangenheit, die nun über fünf Jahre zurückliegt".

Jona Kallgren, Euronews

Der Skandal flog im September 2015 auf, als die US-Umweltbehörde EPA über Manipulationen bei Abgastests von Dieselautos informierte. Kurz zuvor hatte VW falsche Testergebnisse eingeräumt. Wenige Tage später trat Konzernchef Martin Winterkorn zurück - eine Industriekrise ungeahnten Ausmaßes nahm ihren Lauf.

32 Milliarden Euro juristische Kosten

Seit mehreren Jahren schon sind zahlreiche Gerichte mit der Aufarbeitung zivilrechtlicher Aspekte wie der Entschädigung von Verbrauchern oder Investoren beschäftigt. Allein für die juristischen Kosten sind bei VW mehr als 32 Milliarden Euro angefallen oder zurückgestellt worden.

Mittlerweile ist ein Schadenersatz-Deal mit Winterkorn, weiteren früheren Topmanagern und Haftpflichtversicherern über eine Gesamtsumme von 280 Millionen Euro ausgehandelt.

Von der Anklage im April 2019 bis zum Prozessstart sind bereits mehr als zwei Jahre vergangen. Die zuständigen Richter verlangten zunächst ein Nacharbeiten der Staatsanwaltschaft und verschärften einige der Anschuldigungen sogar. Später wurde der Auftakt wegen der Corona-Lage zweimal verschoben.

Welche Folgen die Beschwerde der Ankläger gegen die Abtrennung des Winterkorn-Verfahrensteils haben könnte, ist bisher unklar. Bis zum 28. September könnten sich die Beteiligten noch dazu äußern, sagte eine Sprecherin des Oberlandesgerichts (OLG). Erst danach werde der zuständige Senat beraten und entscheiden.

So beginnt die Verhandlung, an deren Ende mögliche Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren drohen könnten, zunächst ohne eine der Hauptfiguren der VW-Dieselaffäre.

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