Bizarre Idee in Kiel - Grüne will Rückwärtsparken verbieten - Antrag nach massiver Kritik zurückgezogen

Grüne will Rückwärtsparken verbieten - und hat gute Chancen, damit durchzukommen (Symbolbild).<span class="copyright">picture alliance / JOKER</span>
Grüne will Rückwärtsparken verbieten - und hat gute Chancen, damit durchzukommen (Symbolbild).picture alliance / JOKER

Um die Unfallgefahr zu senken, wollte Grünen-Politikerin Alke Voß das Rückwärtsparken künftig verbieten lassen. Die Kielerin begründet das damit, dass das mit der sogenannten „Vision Zero“ nicht vereinbar sei. Nun wurde der Antrag zurückgezogen.

Parken Sie bitte vorwärts aus, rückwärts ist verboten! Was auf den ersten Blick wie ein Scherz klingt, sollte in Kiel bald Realität werden. Grünen-Politikerin Alke Voß, Mobilitätsdezernentin der Stadt Kiel wollte das Rückwärtsparken verbieten. Doch nun wurde zumindest vorerst der Antrag aufgrund der massiven Kritik zurückgezogen, wie die „Kieler Nachrichten“ berichtet.

„Wir wollen uns als Verwaltung erst noch mit beteiligten Akteuren abstimmen, wie zum Beispiel der Verkehrswacht, der Polizei oder der IHK“, sagt Voß. Dabei gesteht sie eigene Fehler ein. Der Antrag sei zu früh gestellt worden. wann erneut über das Thema abgestimmt werden soll, bleibt zunächst offen.

Grüne sieht bei Rückwärtsparken große Unfallgefahr - Zahlen stützen diese Aussage bedingt

Der Grund für diese bizarr anmutende Idee: Unfallzahlen würden zeigen, dass speziell rückwärts fahrende Autos Unfälle mit Verletzten verursachen würden. Das sei mit der „Vision Zero“, dem Bestreben, dass es irgendwann kein Toten oder Verletzten mehr im Straßenverkehr gebe, nicht vereinbar.

Die Grünen-Politikerin plant, dass Autofahrer künftig nur noch vorwärts in ihre Grundstücke hinein- und ebenso vorwärts wieder herausfahren. Um wieder auf die Straße zu kommen, müssen die Autos in der Einfahrt wenden.

In Zukunft sollen demzufolge nur noch Grundstückszufahrten genehmigt werden, die diesen Vorgaben entsprechen. Neue Grundstückszufahrten werden, geht es nach Voß, nur genehmigt, wenn sie diesen Vorgaben entsprechen; alte müssen bei einem Umbau entsprechend angepasst werden. Bestandsschutz soll es nur für Kleingaragen und Anlagen mit bis zu vier Stellplätzen geben. Kontrollen dass die Leute tatsächlich nur rückwärts ausparken, sei nicht geplant, heißt es.

Die Statistik untermauert Voß' Aussage, dass Rückwärtsfahren eine Hauptunfallursache sei, nur bedingt. Laut „Statista“ sind im vergangenen Jahr rund 15 Prozent aller Unfälle mit Personenschäden auf fehlerhaftes Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren oder Ein- und Anfahren zurückzuführen. Auch ein Auswertung des Statistischen Bundesamts liefert mit 17,9 Prozent eine ähnliche Zahl.

„Allein die Vermutung, dass ein solcher Antrag zu einer signifikanten Reduzierung der Unfallzahlen führen könnte, reicht Frau Voß, den Autofahrerinnen und Autofahrern das Leben schwermachen zu wollen“, sagt CDU-Fraktionschef Carsten Rockstein gegenüber den „Kieler Nachrichten“.

Rückwärtsparken verboten? Chancen für Idee von Grünen-Politikerin stehen gut

Im Verkehrssicherheitsbericht der Stadt Kiel sind in 2023 insgesamt 71 Unfälle angegeben, für die Fehler beim Wenden oder Rückwärtsfahren verantwortlich sind. Bei einer Gesamtzahl von 1085 Unfällen machen Rückwärts-Unfälle verschwindend geringe 6,54 Prozent aus.

Dennoch stehen die Chancen, dass Voß mit ihrer Idee durchkommt, gut. Seit 2023 haben die Grünen in Kiel die Mehrheit und regieren mit der SPD als Juniorpartner. Schon am 5. November steht das Thema auf der Agenda der Ratsversammlung, die darüber diskutieren wird. In welcher Sitzung das Thema tatsächlich auf die Tagesordnung kommt, ist noch offen.