Goodbye Winterspeck! Ungeahnte Fakten zum Übergewicht

Es war eine lokale Kampfansage an die Fettleibigkeit der US-Amerikaner: New Yorks Bürgermeisters Bloomberg wollte in seiner Stadt Süßgetränke aus XXL-Bechern verbieten – ohne Erfolg. Vergangene Woche wurde sein Vorhaben von einem Gericht gestoppt. Auch wenn in Deutschland die Trinkbecher nicht ganz so groß sind, ist Übergewicht schon lange nicht mehr nur ein amerikanisches Problem: In der Bundesrepublik wiegt jeder zweite Erwachsene zu viel und nach Angaben des Bundesforschungsministeriums leidet jeder Fünfte unter starkem und krankhaftem Übergewicht. Yahoo! Gesundheit klärt sechs wichtige Fakten zur Fettleibigkeit, die in der alltäglichen Diskussion oft vergessen werden.

1. Übergewicht ist nicht gleich Fettleibigkeit

Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) werden häufig in einen Topf geworfen und fälschlicherweise als Synonyme verwendet. Fakt ist: Übergewicht stellt die Vorstufe zur Fettleibigkeit dar.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sorgt für Klarheit und definiert Übergewicht und Fettleibigkeit nach dem so genannten Körpermasse-Index (Body-Mass-Index = BMI). Ein BMI unter 25 gilt demnach als akzeptabel. Zwischen 25 und 30 spricht man bereits von Übergewicht und ab einem BMI von 30 beginnt dann Adipositas, Fettleibigkeit und Fettsucht. Neugierig geworden? Hier können Sie Ihren eigenen BMI berechnern.

2. Für das Krankheitsrisiko durch Übergewicht ist der BMI weniger entscheidend, denn...

Der Body-Mass-Index ist eine Zahl für die Bewertung des Körpergewichts und dafür geeignet, Personen in die "Schubladen" Unter-, Normal- und Übergewicht einzuteilen. Aber hat das auch medizinische Relevanz? Bereits die Entstehungsgeschichte des BMI lässt Zweifel an seiner medizinischen Aussagekraft aufkommen. Der BMI wurde nämlich nicht etwa von Mediziner entwickelt, sondern geht auf einen Statistiker im Dienste einer US-Lebensversicherung zurück.

Wissenschaftler der Universität Münchner haben nun in einer Langzeitstudie mit 11.000 Probanden belegt, dass der BMI nicht der geeignete Maßstab für die Beurteilung der Gesundheit eines Menschen ist. Viel wichtiger ist, wie das Fett am Körper verteilt ist.

...Fett ist nicht gleich Fett

Schon seit einigen Jahren wissen Mediziner, dass der Bauchumfang entscheidend ist. Besonders gesundheitsschädlich sind Fettdepots im Bauchraum („Bierbauch“, "Apfeltyp") und an den inneren Organen. Der Grund: Das innere Bauchfett beeinflusst den Fett- und Zuckerstoffwechsel ungünstig und führt häufig zu Fettstoffwechselstörungen sowie der Zuckerkrankheit Diabetes. Als risikoärmer gilt hingegen eine hüft- und oberschenkelbetonte Fettverteilung (sogenannter „Birnentyp“).

Die Empfehlung des US-amerikanischen National Institutes of Health lautet deshalb: Frauen sollten höchstens 88 Zentimeter, Männer nicht mehr als 102 Zentimeter Bauchumfang haben.

3. Auch schlanke Menschen können „fett“ sein

Wie wir nun wissen ist das innere Bauchfett zwischen den Organen besonders ungünstig und zunächst von außen nicht sichtbar. Das heißt wiederum, dass auch dünne Menschen beträchtliche Anteile dieses viszeralen Fettes besitzen können und dann ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen haben.

Erkrankungen, die durch Bauchfett begünstigt werden sind unter anderem Herzinfarkt und Schlaganfall, Diabetes, Thrombosen und sogar einige Krebserkrankungen. Wer früh besonders viel Bauchfett ansetzt hat außerdem ein erhöhtes Risiko an Alzheimer zu erkranken als normalgewichtige Altersgenossen.

4. Fettleibigkeit wird nicht nur durch den Lebensstil bedingt

Flasche Ernährung und mangelnde Bewegung sind die Hauptgründe für Übergewicht und Fettsucht. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass es auch andere Faktoren gibt, die dick machen.

Auch wenn die Gene häufig als Rechtfertigung für das eigene Übergewicht herangezogen werden, haben sie bei manchen Menschen tatsächlich Auswirkungen auf das Körpergewicht. Eine internationale Forschergruppe hat 18 Genvarianten entdeckt, die das Körpergewicht steigern sollen. Diese Gene bewirken, dass der Energieverbrauch betroffener Menschen verringert oder das Hungergefühl gesteigert wird. Und das ist vermutlich sogar erblich: Durch eine Studie mit adoptierten Teenagern ist mittlerweile bekannt, dass der BMI der adoptierten Personen viel enger mit dem BMI ihrer biologischen Eltern oder Geschwister assoziiert ist, als mit dem BMI von Adoptiveltern.

In seltenen Fällen ist Übergewicht auch Folge von Störungen des Hormonsystems. Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse oder einem zu hohem Blutspiegel von Cortisol – einem Stresshormon - werden Betroffene dicker.

5. Fettleibigkeit wirkt aufs Gehirn

Lange wurde vermutet, dass Fettleibigkeit nur im Hinblick auf Herz- und Kreisproblemen riskant ist – weit gefehlt! Adipositas wirkt sich ebenfalls stark auf die Gehirnfunktionen aus. Einer neuen Studie aus Frankreich zufolge steigt mit dem Körpergewicht das Risiko für Störungen des Gehirns und für Demenz.

Über die genauen Gründe für diesen Zusammenhang weiß man noch nicht viel. Wissenschaftler spekulieren aber, dass sich Fett auch in den Gehirngefäßen ablagert und dort die Adern verengt. Eine weitere Theorie ist, dass übermäßiges Fettgewebe Hormone aussendet, die das Gehirn beeinflussen.

6. Übergewicht ist krebserregend

Für das Deutsche Krebsforschungszentrum sind Übergewicht und Fettleibigkeit sowie die damit einhergehenden Stoffwechselstörungen wichtige Risikofaktoren für Krebserkrankungen. Laut Prof. Dr. Otmar D. Wiestler, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), müsse man die Fettleibigkeit als Krebsrisikofaktor mindestens genauso ernst nehmen wie das Rauchen!

Ein gesicherter Zusammenhang zwischen Übergewicht und Tumor-Erkankung besteht bei Nieren- und Darmkrebs, Brustkrebs nach den Wechseljahren und besonders Tumoren der Speiseröhre und der Gebärmutterschleimhaut. In diesem Zusammenhang interessant: Auch hier soll das "gefährliche" Fett zwischen den Bauchorganen eine Rolle bei der Krebsentstehung spielen. Das heißt wiederum, dass auch schlanke Personen über die Jahre zu viel inneres Fett angesammelt und dadurch ein erhöhtes Krebsrisiko haben.