Gute Nacht, schlechte Nacht: Schlafstörungen und ihre Folgen

Wer kennt sie nicht, die unruhigen Nächte, in denen man sich im Bett hin und her wälzt? Wenn einem der private oder berufliche Stress über den Kopf wächst oder ein emotionsgeladenes, bevorstehendes Ereignis mit ins Bett genommen wird, dann verliert der Schlaf schnell an Qualität. Im Normalfall findet der Organismus nach einer kurzen Zeit wieder in den gewohnten Rhythmus zurück. Von chronischen Schlafstörungen spricht man erst dann, wenn ein Mensch pro Woche drei Nächte nicht richtig schlafen kann und dies länger als einen Monat anhält. Yahoo! Nachrichten erklärt, was Schlafstörungen mit uns anstellen.

Behandlungsbedürftig werden Probleme mit dem Schlaf ab dem Zeitpunkt, an dem Schlafstörungen einen individuellen Leidensdruck auslösen und die tägliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigt wird. Erschöpfung, Merk- und Konzentrationsstörungen sowie Reizbarkeit können bei chronischen Schlafstörungen zur ernsthaften sozialen, beruflichen und sogar gesundheitlichen Belastung werden.

Von den geschätzten 20 bis 30 Prozent aller Menschen in den westlichen Industrieländern mit Schlafstörungen trifft dies bei etwa 15 Prozent zu.

80 verschiedene Formen von Schlafstörungen
Wie komplex das Thema „Schlaf" ist, zeigt schon die Unterteilung: Mediziner unterscheiden mehr als 80 verschiedene Formen von Schlafstörungen. Die bekannteste Gruppe ist jene der sogenannten Insomnien.

Insomnie beschreibt zunächst einmal die Unfähigkeit, in ausreichendem Maß schlafen zu können. Eine solche Schlafstörung bedeutet nicht, dass man überhaupt kein Auge schließt. Vielmehr sind es Einschlaf- (es vergeht mehr als eine halbe Stunde bis zum Einschlafen) und Durchschlafstörungen (nach einem nächtlichen Aufwachen vergeht mehr als eine halbe Stunde bis man wieder einschlafen kann), oder auch frühes Erwachen, ohne wieder einschlafen zu können. Auch kann es vorkommen, dass der Betroffene nicht tief genug schläft - beispielsweise infolge einer sogenannten Schlafapnoe mit nächtlichen Atemaussetzern oder des Restless-Legs-Syndroms.

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Primäre und Sekundäre Störungen mit verschiedenen Ursachen

Primäre Schlafstörungen beruhen nie auf körperlichen Ursachen oder schweren seelischen Erkrankungen, sondern sind überwiegend auf Angespanntheit zurückzuführen. Fachleute vermuten, dass solche Schlafprobleme unter anderem aus einem unangemessenen Umgang mit Stress entspringen. Denn schlechte Schlafangewohnheiten lassen Kopf und Körper das Schlafen regelrecht „verlernen".

Bei den sogenannten sekundären Schlafstörungen finden Schlafmediziner hingegen körperliche oder psychische Ursachen, wobei psychische und neurologische Störungen für mehr als 30 Prozent der chronischen Schlafstörungen verantwortlich gemacht werden. Depressionen, Schizophrenie, Angststörungen, Parkinson, Demenz und sogar Hirntumore sind nur einige Beispiele für Schlafräuber aus dem Kopf.

Schlechter Schlaf macht dick und ernsthaft krank

Studien haben inzwischen gut belegt, dass chronische Schlafstörungen die Gesundheit gefährden: Das Risiko für Übergewicht und Diabetes mellitus kann sich erhöhen, wie jüngst eine Studie von Dr. Sebastian Schmid vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein zeigte. Möglicherweise liegt das an einer erhöhten Ausschüttung von Stresshormonen infolge der chronischen Schlafstörungen, die den Zuckerstoffwechsel beeinflussen.

Außerdem ist da auch noch eine ganz pragmatische Erklärung: Wer länger wach liegt, isst auch mehr, denn langes Wachliegen begünstigt eine vermehrte Nahrungsaufnahme über den Tag hinaus. Nicht selten stehen Menschen mit chronischen Schlafstörungen nachts auf um zu essen — sei es aus Hunger, Langeweile oder Frustration.

Doch nicht nur das: Chronische Schlafstörungen sollen außerdem negative Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben und das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen. Wer jahrelang weniger als sechs Stunden pro Nacht schläft, erhöht sein Herzinfarktrisiko um 48 Prozent, schreiben Forscher von der britischen University of Warwick im European Heart Journal. Natürlich sind derartige Studien immer mit Vorsicht zu genießen, da es auch Menschen gibt, denen sechs Stunden reichen, weil sie von Natur aus Kurzschläfer sind.

Schlaftabletten erst wenn nichts mehr geht

Bevor man bei der Behandlung von Schlafstörungen zu chemischen Medikamenten greift, sollten zunächst andere Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Liegen körperliche oder psychische Ursachen für die Schlafstörung vor, so werden diese entsprechend behandelt. Bei primären Störungen ist das Erlernen von Entspannungstechniken wie der progressiven Muskelrelaxation oder dem autogenen Training sinnvoll. Ihr Arzt berät sie hier gerne weiter.

Erst wenn sich alle nicht medikamentösen Versuche als nicht oder wenig hilfreich erwiesen haben, kann mit dem behandelnden Spezialisten über den Einsatz von Medikamenten entschieden werden. Denn diese sind immer mit Risiken verbunden: Die Gruppe der Benzodiazepine beispielsweise dürfen nur für eine Kurzzeittherapie verwendet werden, da sie schnell abhängig machen können.

Führen Schlafmittel zum früheren Tod?

Neben einer möglichen Abhängigkeit gibt es auch noch einen anderen Grund, nicht leichtfertig mit Schlafmitteln umzugehen: Schlafmittel scheinen nämlich laut amerikanischen Wissenschaftlern mit enormen Risiken verbunden zu sein. Kalifornische Forscher berichten in der Ärztezeitschrift British Medical Journal, dass bei der Auswertung von 34.000 Krankenakten von denjenigen, die Schlafmittel konsumierten, in den folgenden zweieinhalb Jahren rund viermal so viele starben als von den Menschen, die keine Schlafmittel zu sich nahmen.

Ob es einen direkten Zusammenhang gibt, ist jedoch zweifelhaft. Es könnte auch sein, dass womöglich einfach nur die mangelnde Wirkung der Pillen Schuld an dem erhöhten Sterberisiko ist. Es ist schließlich lange bekannt, dass zu wenig Schlaf die Lebenserwartung senkt.

Trish Groves, der Chefredakteur des "British Medical Journal" kommentierte die Studie wie folgt: „Obwohl die Autoren nicht beweisen konnten, dass Schlafmittel einen vorzeitigen Tod verursachen, haben ihre Analysen viele andere mögliche Gründe ausgeschlossen. Deshalb werfen diese Ergebnisse wichtige Bedenken und Fragen über die Sicherheit von Beruhigungsmitteln und Schlaftabletten auf. "

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Autor: Felix Gussone