Handy-Strahlung, Tumor-Viren, Stress und Co.: Welche Krebs-Mythen sind wahr?

Laut einer aktuellen Prognose des Zentrums für Krebsregisterdaten werden in diesem Jahr eine halbe Million Deutsche an Krebs erkranken. Jeder zweite Mann und 43 Prozent aller Frauen werden im Laufe des Lebens ein Tumorleiden entwickeln. Da ist es kein Wunder, dass Krebs weiterhin die Krankheit ist, vor der wir Deutschen am meisten Angst haben. Entsprechend viele Irrtümer und Mythen ranken sich um das Thema "Tumor". Die größten Mythen im Wahrheitscheck:

Mythos 1: "Krebs ist ansteckend."

Glücklicherweise gibt es keine Hinweise darauf, dass Krebs von Mensch zu Mensch übertragen werden kann - ähnlich einfach wie eine Erkältung. Wer Kontakt zu Krebskranken hat, braucht also auf keinen Fall besorgt zu sein.

Es gibt jedoch bestimmte Viren, die in unserem Körper zu besonderen Reaktionen führen. Diese Prozesse – ausgelöst durch die Viren - können dann im Endstadium womöglich in Krebs münden. Ein Beispiel dafür sind Humane-Papilloma-Viren (HPV), die während des Geschlechtsverkehrs übertragen werden und das Risiko für Gebärmutterhalskrebs erhöhen. Hepatitis-B und Hepatitis-C-Viren zerstören die Leber und erhöhen so das Risiko für Leberkrebs.

Grund zur Panik vor den sogenannten "Krebs-Viren" ist dennoch nicht gegeben: Es müssen zu der Infektion mit den Viren noch weitere Risikofaktoren hinzu kommen, damit man tatsächlich an Krebs erkrankt.

Für die häufigsten Krebsarten wie Darm-, Brust-, Lungen- und Prostatakrebs spielen Viren außerdem keine Rolle.

Mythos 2: "Die Krebsentstehung hängt von der Ernährung ab."

Es ist kein Geheimnis, dass hoher Fleisch- und Fettkonsum mit der Entstehung von Darmkrebs zusammenhängt. Schon der tägliche Verzehr von 100 Gramm rotem Fleisch soll laut einer europäischen Langzeitstudie das Darmkrebsrisiko um das Eineinhalbfache erhöhen. In den USA hat eine Untersuchung des Nationalen Krebsinstituts zudem gezeigt, dass bei hohem Fleischverzehr auch das Blasenkrebsrisiko um 30 Prozent steigt.

Experten sind sich in diesem Zusammenhang sicher: Nur darauf zu achten, WAS man isst, macht nicht viel Sinn. Das "WIEVIEL" spielt ebenfalls eine große Rolle. Das Körpergewicht hat nämlich auf das Krebsrisiko mindestens genauso viel Einfluss, wie der tägliche Speiseplan.

Mythos 3: "Krebs kann bei medizinischen Eingriffen verschleppt werden."

Besteht der medizinische Verdacht auf Krebs, werden häufig Gewebeproben aus der betroffenen Körperregion entnommen. Patienten befürchten, dass dabei Tumorzellen an einen anderen Ort im Körper verschleppt werden, wo sie sich dann erneut ansiedeln und ein neues Krebsgeschwür bilden.

Experten geben hier Entwarnung: Untersuchungen zeigen, dass nur bei wenigen Tumorarten verschleppte Tumorzellen an einer anderen Stelle im Körper anwachsen können. Bei diesen Krebsarten werden dann wiederum besondere Vorkehrungen getroffen, damit das Risiko einer Tumorverschleppung nicht gegeben ist. So wird beispielsweise der Einstichkanal für eine Gewebeprobe-Entnahme (Biopsie) bei einer nachfolgenden Operation mit entfernt.

Bei Brust- und Prostatakrebs spielen "verschleppte" Tumorzellen durch Gewebeentnahmen für den weiteren Krankheitsverlauf übrigens keine Rolle.

Auch Eingriffe, bei denen Tumore operativ entfernt werden, stellen kein Risiko einer Tumorverschleppung dar. Der Grund: Tumore werden mit einem Sicherheitsabstand herausgeschnitten, das heißt es wird darauf geachtet, dass keinerlei Tumormasse mehr vorhanden ist. Außerdem wird durch die Kontrolle der Blutzufuhr um den Tumor eine Verschleppung verhindert.

Mythos 4: "Handystrahlung löst Krebs aus."

Ängste und Verunsicherung vor Handystrahlen sind gerechtfertigt – besonders dann, wenn auch die Wissenschaft keine endgültige Warnung oder Entwarnung geben kann.

Im Abschlussbericht der großen internationalen "Interphone-Studie" zum Thema Krebs und Mobilfunk kamen die beteiligten Wissenschaftler zu folgendem Schluss: Zumindest bei durchschnittlicher Handy-Nutzung scheint kein gesteigertes Hirntumorrisiko zu bestehen.

Bei Intensiv-Handynutzern sieht das anscheinend anders aus. Eine Auswertung der Weltgesundheits-Organisation hat ergeben, dass bei Dauer-Telefonierern bestimmte Hirntumore (Gliome) öfters auftreten.

Es kommt also darauf an, wie intensiv man das Mobiltelefon nutzt. Der normale tägliche Umgang dürfte laut bisherigen Erkenntnissen unbedenklich sein.

Mythos 5: "Alkohol kann Krebs auslösen."

Jeder weiß: Alkoholkonsum kann psychische und soziale Probleme verursachen, die Leber zerstören und den Weg in die Abhängigkeit ebnen. Dass Alkohol aber auch für eine Vielzahl von Krebserkrankungen verantwortlich gemacht wird, wird häufig nicht erwähnt.

Unzählige wissenschaftliche Arbeiten haben für bestimmte Krebsarten einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebsrisiko gezeigt. Besonders die Entstehung von Tumoren im Mundraum, Rachen, Kehlkopf, Speiseröhre und der weiblichen Brust steht mit Alkoholkonsum in Verbindung.

Erschreckend in diesem Zusammenhang: Fachleute konnten für die gerade genannten Krebsarten keinen unteren Grenzwert ermittelt, ab dem Alkohol ungefährlich wäre. Das heißt, auch geringe Mengen erhöhen die Wahrscheinlichkeit für diese Krebserkrankungen.

Mythos 6: "Stress löst Krebs aus."

Bei dieser Frage scheiden sich in der Wissenschaft die Geister: Die einen vermuten, dass hohe Stresshormon-Spiegel im Körper zur Tumorentstehung beitragen, indem die Hormone das Immunsystem schwächen. Andere Forscher halten das für völligen Quatsch und sehen keine Beziehung zwischen Stresslevel und Krebsentstehung.

Es gibt jedoch eine plausible Erklärung, wie Stress indirekt die Krebsentstehung beeinflussen könnte:

Wie wir vielleicht aus eigener Erfahrung wissen verhalten sich viele Menschen in Belastungssituationen gesundheitsschädigender als sonst. Rauch-Rückfälle, schlechte Ernährung und ein erhöhter Alkoholkonsum sind einige Beispiele. Wenn man sich zur Stressbewältigung bekannten Risikofaktoren für eine Krebserkrankung aussetzt, hat Stress also tatsächlich eine (indirekte) Auswirkung auf die Tumor-Entstehung.