Im Krankenhaus und Wurstregal: Wie gefährlich sind resistente Keime wirklich?

Dass Antibiotika-resistente Bakterien in Kliniken besonders für geschwächte Patienten eine große Gefahr darstellen, ist mittlerweile bekannt. Und jetzt auch noch das: Die fiesen Keime wurden bei einer Stichproben-Analyse nun sogar in Wurst- und Fleischprodukten nachgewiesen. Eine unabsehbare Gefahr für den Verbraucher? Nicht unbedingt, denn resistente Bakterien – egal ob im Krankenhaus oder im Wurstregal – sind nicht automatisch gefährlich. Yahoo! klärt die wichtigsten Fragen zu den unliebsamen Resistenz-Keimen.

In den Medien werden resistente Bakterien oft über einen Kamm geschoren und als „Killer-Keime" dargestellt. Besonders der in Krankenhäusern vorkommende MRSA (multi-resistenter Staphylokoccus aureus) ist vielen Patienten ein Dorn im Auge. Mit MRSA haben die Bakterien aus den Wurstwaren jedoch nicht viel gemeinsam. Während sich MRSA auf Haut und Schleimhäuten wohlfühlt, handelt es sich bei den resistenten Bakterien aus den Fleischwaren überwiegend um tierische Darmbakterien.

Resistente Bakterien sind nicht immer gefährlich

Bei einem gesunden Menschen können sich resistente Keime nicht einfach im Körper ausbreiten, weil die intakte Haut oder Schleimhaut einen natürlichen Schutz bildet. Kritisch wird es erst dann, wenn man zu einer Risikogruppe gehört, für die resistente Keime eine ernsthafte Gefahr darstellen: Immer dann, wenn Menschen besonders geschwächt sind und schwere Vorerkrankungen besitzen, werden Bakterien gefährlich – egal ob resistente Keime oder nicht.

Risikofaktoren für eine Infektion sind Immunschwäche, Operationen, offene Wunden und Bettlägerigkeit. Für gesunde Menschen ist das Risiko, das von resistenten Bakterien ausgeht, jedoch gering.

Resistent gegen wirklich ALLE Antibiotika?

Auch wenn man in der Medizin oft von „multiresistenten" Bakterien spricht, so gibt es trotzdem noch einige wenige Antibiotika, die man gegen solche Keim einsetzen kann. Mit diesen sogenannten „Reserveantibiotika“ kann sogar eine erfolgreiche Therapie einer MRSA-Infektion im Krankenhaus gelingen. Die Behandlung erweist sich jedoch deutlich schwieriger und risikoreicher.

Resistente Bakterien in Wurstprodukten – wie kann das sein?

Die Bakterien aus den getesteten Wurstprodukten besitzen wie der Krankenhaus-Keim MRSA die Fähigkeit, gegen sehr viele Antibiotika resistent zu sein. Der Grund: Puten, Hühnchen und Schweine werden in engen Ställen mit Antibiotika prophylaktisch gegen Tierseuchen behandelt. Über die Jahre hinweg haben manche der winzigen Bakterien „gelernt", die Wirkung von Antibiotika auszuschalten.

Können wir uns über Lebensmittel mit den resistenten Keimen infizieren?

Eine Infektion von Menschen mit resistenten Erregern über Lebensmittel ist grundsätzlich möglich – dieser Meinung ist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

Glücklicherweise bemerken wir im Normalfall die Besiedlung mit diesen Bakterien jedoch noch nicht einmal. Der Grund: Die Bakterien aus der Wurst sind in den meisten Fällen harmlose Darmbewohner. Ob diese Bakterien nun Resistenzen gegen Antibiotika besitzen oder nicht ist letztendlich egal, da sie ohnehin keine Probleme machen und keiner Behandlung bedürfen.

Leider kann man aber nicht ausschließen, dass sich unter den Wurstkeimen auch vereinzelt gefährliche Bakterien befinden. Ein Beispiel: Eine Salmonellen-Vergiftung durch rohres Hünchenfleisch ist schon unangenehm genug. Wenn diese Salmonellen nun aber auch noch Resistenzen gegen Antibiotika besitzen, wird auch die Therapie zum Spießrutenlauf.

Das eigentliche Risiko ist ein anderes

Resistente Bakterien in Lebensmitteln sind unappetitlich und können in manchen Fällen sogar krank machen. Das eigentliche Risiko der Lebensmittel-Keime ist aber ein anderes: Bakterien können ihr Erbgut untereinander austauschen – und das ist mit unabsehbaren Gefahren verbunden. Der Grund: Die Fähigkeit der Resistenz kann von einem für Menschen harmlosen Bakterienstamm auf einen anderen übergehen, der tatsächlich schwer krank macht.