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Krank Stadt gesund? Wie Großstädte unser Gehirn beeinflussen

Wie Großstädte unser Gehirn beeinflussen. (Bild: Reuters)
Wie Großstädte unser Gehirn beeinflussen. (Bild: Reuters)

Stadtmenschen leben am Puls der Zeit. Jeden Tag neue Eindrücke -  Lichter, Arbeit, fremde Menschen, schlaflose Nächte - und Stress! Wissenschaftler haben bereits Veränderungen des Gehirns bei Stadtmenschen nachgewiesen - eine Erkenntnis, die in Zukunft womöglich „Stadtpsychosen" oder andere Probleme erklären kann.

Der Großstädter - immer aktiviert

Aus früheren Untersuchungen ist bereits bekannt: Stadtmenschen haben ein erhöhtes Risiko, an psychischen Problemen zu leiden. Darunter zählen beispielsweise Angststörungen oder sogar die Schizophrenie. Was genau der Grund dafür war, wusste man bis dato nicht. Ein Team aus deutschen und amerikanischen Wissenschaftlern scheint jedoch die Antwort auf die Frage gefunden zu haben: Die Forscher konnten zeigen, dass das Stadtleben das Gehirn von Menschen deutlich verändern kann. Diese Veränderungen führen dazu, dass Belastungen bei Städtern stärkeren emotionalen Stress auslösen als bei der Landbevölkerung.

Landei vs. Großstädter

In einem Experiment wurden die Probanden unter Zeitdruck aufgefordert, mathematische Aufgaben zu lösen. Dabei gab es negatives Feedback von den leitenden Wissenschaftlern - eine gängige Methode, um in Versuchen das Stress-Level in die Höhe zu treiben. Das Stress-Ausmaß wurde dabei über den Blutdruck und Hormonspiegel bestimmt.

Während des gesamten Experimentes wurde die Hirnaktivität der Probanden mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) dargestellt.

Bei der Auswertung war auffällig, dass bei den in der Stadt lebenden Probanden ein anderes Aktivierungsmuster im Gehirn auftrat: Ein besonderer Teil des Gehirns, der für die Verarbeitung von Emotionen zuständig ist, heißt „Amygdala".

Die Aktivität in diesem Areal war bei den Stadt-Probanden während des Stress-Experiments deutlich erhöht. Dies ist interessant, weil die Amygdala einen erheblichen Anteil an der Entstehung von Depressionen und der Verarbeitung von Angst besitzt. Ein weiteres Gehirnareal, das unter anderem für die Verarbeitung von Stress verantwortlich ist (limbisches System), wurde ebenfalls stark beansprucht. Bei einer Vergleichsgruppe von Menschen, die auf dem Land wohnen, gab es hingegen keine solchen Aktivierungen der eben genannten Hirnareale.

Die Größe macht's

Die Psychiater konnten außerdem zeigen, dass die Aktivität des Emotionszentrums mit der Größe der Stadt korrelierte: Je größer die Stadt war, aus der die Probanden stammten, desto stärker war die Aktivität der „Amygdala", dem Emotionsareal. Unterschieden wurden dabei ländliche Gemeinden, Städte mit mehr als 10.000 und mehr als 100.000 Einwohnern.

Gestört durch die Stadt?

Es gibt einen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen dem Stadtleben und der Verarbeitung von Emotionen. Der Ursprung dafür liegt in einer Veränderung der Hirnaktivität - wahrscheinlich hervorgerufen durch die zahlreichen Einflüsse des Metropollebens. Welche Faktoren genau das menschliche Gehirn in dieser Weise modellieren, steht noch nicht fest. Lärm, Verschmutzung, Umweltschadstoffe oder der enge Kontakt zu fremden Menschen sind mögliche Ansätze.

Sicherlich ist eine solche Studie nicht ohne weiteres auf alle Länder übertragbar. Die Lebensbedingungen in München oder Berlin sind nun mal nicht mit den Umständen in Mumbai oder Sao Paulo zu vergleichen. Trotzdem liefert ein Ergebnis wie dieses wichtige Erkenntnisse über das Zusammenspiel zwischen Mensch und geschaffener Umwelt.

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