Lästig aber lebenswichtig: Das muss man zum Schwitzen wissen

Was viele Menschen als unästhetisch oder unhygienisch empfinden, ist absolut überlebenswichtig: Schwitzen. Mit Hilfe der Verdunstungskälte, die unser Körper beim Schwitzen generiert, verhindern wir eine tödliche Überhitzung bei heißen Temperaturen oder beim Sport. Drei Millionen Schweißdrüsen auf der Haut bewerkstelligen die lebenswichtige Flüssigkeitsabgabe.

Schweiß stinkt

Stimmt nicht. Auch wenn er manchmal lästig ist und nicht in das Bild eines gepflegten Menschen des 21. Jahrhunderts passt: Schweiß ist nichts, wovor man sich ekeln muss. Achselschweiß ist eine geruchlose Flüssigkeit und besteht zu 99 Prozent aus Wasser und über 250 verschiedenen Substanzen wie Zucker, Milchsäure und Harnstoff.

Unangenehme Gerüche entstehen erst dann, wenn bestimmte Hautbakterien den abgesonderten Schweiß abbauen. Die sind übrigens bei Männern und Frauen sehr unterschiedlich und führen dazu, dass Frauen einen schwachen "sauren" und Männer einen intensiveren Geruch haben.

Schwitzen kann auf Krankheiten hindeuten

Stimmt. Es ist wichtig zwischen Schwitzen aufgrund von Anstrengung oder hohen Umgebungstemperaturen und Schwitzen als Zeichen anderer Krankheiten zu unterscheiden. Besonders bei Infektionen, Bluthochdruck, Schilddrüsenüberfunktion und auch Krebserkrankungen schwitzen die Betroffenen vermehrt.

Wacht man morgens "schweißgebadet" auf und kommen Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie ungewollter Gewichtsverlust hinzu, können das womöglich Warnsignale für eine ernsthafte Erkrankung sein. Hier sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden.

Antitranspirant-Deos sind gefährlich

Stimmt nicht. "Antitranspirant-Deodorants" enthalten Aluminiumsalze, die sich in die kleinen Rohre der Schweißdrüsen setzen und diese verstopfen. Seit geraumer Zeit gibt es im Internet dazu immer wieder Krebs-Gerüchte.

Laut dem deutschen Krebsforschungszentrum deutet die Mehrzahl der Studien bisher aber nicht darauf hin, dass Aluminium und seine chemischen Verbindungen das Krebsrisiko steigern.

Aluminium befindet sich schließlich nicht nur in Antitranspirant-Deos, sondern auch in vielen Medikamenten. Selbst bei Menschen, die lange aluminiumhaltige Medikamente eingenommen haben, konnte bisher keine Verbindung zu Krebserkrankungen gefunden werden.

Krankheiten kann man "ausschwitzen"

Falsch. Sport treiben oder in die Saune gehen, um eine Erkältung "auszuschwitzen", ist gefährlich.

Erstens: Krankheitserreger, die für eine Erkältung verantwortlich sind, kann man nicht "ausschwitzen". Zweitens: Symptome wie allgemeines Krankheitsgefühl, Gliederschmerzen, Halsschmerzen oder Lymphknotenschwellungen sind Gründe, den Körper nicht ins Schwitzen zu bringen!

Im schlimmsten Fall kann Sport bei (verschleppten) "Erkältungen" sogar das Herz schwächen und zum Herztod führen.

Wer viel schwitzt ist weniger fit

Falsch. Durch regelmäßigen Sport lernt der Körper sich wirksamer abzukühlen, indem die Schweißdrüsen ihre Abgabe erhöhen. Während bei einem untrainierten Menschen die Schweißdrüsen nur ihre Arbeit beginnen, "wissen" sie bei einem trainierten Sportler schon kurz nach Beginn der Anstrengung, dass sie bald auf Hochtouren arbeiten müssen. Die Folge: Sie starten früher mit ihrer Tätigkeit.

Schwitzen ist also Ausdruck eines guten Trainingszustands! Das körpereigene Kühlungssystem funktioniert bei Sportlern also besser und effektiver. Unabhängig von dem Trainingszustand eines Menschen ist es individuell sehr verschieden, wie stark jemand schwitzt.

Männer schwitzen mehr als Frauen

Stimmt. Männer haben einfach mehr Schweißdrüsen als Frauen. Zusätzlich werden männliche Schweißdrüsen auch noch schneller aktiviert - dem Männer-Hormon Testosteron sei Dank.

Und warum ist das so? Japanische Wissenschaftler vermuten einen evolutionären Hintergrund für den geschlechtsspezifischen Unterschied beim Schwitzen. Männern bot die effektivere Kühlung klare Vorteile bei starken körperlichen Anforderungen wie bei der Jagd oder bei der Flucht vor wilden Tieren.

Es gibt eine Krankheit, bei der man zu viel schwitzt

Stimmt. Bei manchen Menschen ist die körpereigene Klimaanlage gestört. Sie schwitzen übermäßig und ohne erkennbaren Auslöser, auch bei niedrigen Umgebungstemperaturen und ohne Einwirkungen von Außen. Dieses Krankheitsbild nennen Mediziner "Hyperhidrose". Der Grund für das Schwitzen liegt nicht etwa in einer höheren Zahl von Schweißdrüsen, sondern vielmehr in ihrer Überaktivität. So kann es vorkommen, dass die Schweißdrüse eines Hyperhidrotikers bis zu 100 Mal mehr Flüssigkeit absondert, als die eines Gesunden.

Eine ernstzunehmende Gefahr für die Betroffenen besteht hier nicht. Oft führen Schweiß-Attacken jedoch dazu, dass sich Betroffene isolieren und dadurch an Lebensqualität einbüßen.

Botox kann gegen Schwitzen helfen

Stimmt. Ein Wirkstoff, den man sonst eher in den Gesichtern älterer Hollywood-Stars vermutet, wird in der Medizin bei der übermäßigem Schwitzen eingesetzt: Botox.

Spritzt ein Arzt das Nervengift unter die Haut, so bekommen die Schweißdrüsen keine Signale mehr und die Produktion der salzigen Flüssigkeit erlahmt. Leider muss die Therapie, die jedes Mal zwischen 500 und 1.200 Euro kostet und oft nicht von den Krankenkassen übernommen wird, alle sieben Monate wiederholt werden.