Rückenschmerzen - die wichtigsten Mythen und Fakten im Überblick

Der Rückenschmerz – eine deutsche Volkskrankheit (thinkstock)
Der Rückenschmerz – eine deutsche Volkskrankheit (thinkstock)

In Industrienationen sind Rückenschmerzen längst zur Volkskrankheit Nummer eins geworden. Auch in Deutschland leiden laut Schätzungen mehr als 25 Millionen an den quälenden Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule. Trotzdem ranken sich viele Unwahrheiten und Mythen um das Thema Rückenschmerz.

Nur selten ist die Bandscheibe Ursache für Rückenschmerzen

In vielen Köpfen hat sich festgesetzt, dass fast immer die Bandscheibe an einem schmerzenden Rücken schuld ist. Doch das ist falsch: In weniger als 20 Prozent der Fälle können Rückenschmerzen auf organische Ursachen wie Veränderungen der Bandscheibe zurückgeführt werden.

Aber was ist dann der Hauptgrund für die lästigen Schmerzen im Rücken? In den meisten Fällen sind es zu schwachen Muskeln, verkürzte oder unelastische Bänder und Probleme mit den Wirbelgelenken, die zu Rückenschmerzen führen. Auch einseitige oder mangelnde Bewegung des Rückens führt zu Unbehagen im Rücken.

Rückenschmerzen durch zu langes Sitzen - ein Mythos

Viele von uns sitzen durchschnittlich zwölf Stunden pro Tag - dem Büro-Job und dem gemütlichen Sofa zu Hause sei Dank. Aber kann das auch die Ursache für unangenehme Rückenschmerzen sein?

Fakt ist: Sitzen an sich schadet dem Rücken nur wenig. Es ist vielmehr allgemeine Bewegungsarmut, die dem Rücken zu schaffen macht.

Egal ob in der Arbeit oder zu Hause - Orthopäden raten zu kleinen Pausen oder einem Spaziergang während einem Sitzmarathon. Schon 10 Minuten Gymnastik oder 30 Minuten Spazierengehen wären Balsam fürs Kreuz.

“Bitte gerade sitzen” - Balsam fürs’ Kreuz?

“Gerade sitzen! Sonst bekommst du Rückenschmerzen” - so mancher hat Mutters Tipp noch im Ohr. Die Wahrheit ist, dass krampfhaftes Gerade-Sitzen keine guten Auswirkungen auf den Rücken hat.

Der Grund: Wer immer gerade sitzt, benutzt seine Muskulatur nur einseitig. Viel besser ist das sogenannte “dynamische Sitzen”, bei dem unterschiedliche Muskelgruppen abwechselnd und gemeinsam bewegt werden.

Das heißt: So oft wie möglich die Sitzposition wechseln, dehnen und recken nach hinten und vorne lehnen, das Kreuz durchdrücken und wieder zusammensacken…

Mythos: Bandscheiben-Vorfälle müssen immer operiert werden

Bandscheiben-Vorfälle werden in den Köpfen vieler Menschen nicht nur mit höllischen Schmerzen sondern auch mit einer darauf folgenden OP assoziiert.

Schmerzhaft ist ein Bandscheibenvorfall in der Tat. Doch nur fünf Prozent aller Bandscheiben-Vorfälle müssen akut operiert werden - etwa dann, wenn ein Bandscheibenvorfall eine muskuläre Lähmungen zur Folge hat. Die Mehrzahl der Vorfälle heilt mit einer nicht operativen Therapie aus.

Eine schwache Rückenmuskulatur führt häufiger zum Hexenschuss

Unter einem Hexenschuss versteht man einen abrupten Krampf im Rücken, der bei überforderter Rückenmuskulatur auftritt. Wenn man beispielsweise nach einem bewegungsarmen “Winterschlaf” im Frühjahr mit schwerer Gartenarbeit beginnt, kann es zum Hexenschuss kommen.

Das ist nicht nur überaus schmerzhaft, sondern in vielen Fällen auch vermeidbar. Menschen, deren Rückenmuskulatur schwach ist, bekommen schneller einen Hexenschuss als Personen mit gut trainierten Rückenmuskeln.

Übrigens: Sobald es mit den Schmerzen vereinbar ist, sollte man sich bewusst und vorsichtig bewegen.