Rundumschlag gegen Schnupfen und Co. – was bringen Erkältungsmittel wirklich?

Eine Erkältung kommt immer zum unpassendsten Zeitpunkt: Vor dem lang ersehnten Skiurlaub oder dann, wenn in der Arbeit wichtige Termine anstehen. Viele greifen deswegen zu Erkältungs-Medikamenten, denn schließlich kann man so die lästigen Symptome möglichst schnell loswerden. St0lze 1,3 Milliarden Euro gaben wir Deutschen letztes Jahr für rezeptfreie Husten- und Erkältungsmedizin aus. Was viele nicht wissen: Kombinations- und Einzelpräparate verkürzen eine Erkältung nicht! In manchen Fällen belasten sie sogar den Körper durch unnötige Wirkstoffe und Nebenwirkungen.

Kombi-Präparate: Ein Rundumschlag gegen Erkältungssymptome

Sie werden als Wunderwaffe gegen Erkältungen angepriesen und von der hustenden und niesenden Bevölkerung gerne gekauft: Kombi-Präparate, die in Form von Säften oder Granulat gleichzeitig gegen Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Fieber helfen sollen.

Medizinisch ist es weder sinnvoll noch gesund verschiedene Substanzen für einen Rundumschlag gegen alle Erkältungssymptome zu kombinieren. Der Grund: Es wird hier nicht die Heilung unterstützt, sondern nur Symptome unterdrückt. Außerdem ist die Wirkung von den "Alles-Könnern" gegen Erkältung ungezielt – ähnlich wie bei einem Schrotschuss – und die Nebenwirkungen lassen sich nicht einfach überschauen.

Experten der Stiftung Warentest bewerten kombinierte Grippemittel deswegen immer wieder schlecht mit dem Urteil "wenig geeignet".

Medikamenten-Cocktail mit Nebenwirkungen

Kombimittel gegen Erkältung beinhalten Wirkstoffe, die angeschwollene Nasenschleimhäute abschwellen lassen. Diese Substanzen machen häufig müde. Gleichzeitig enthalten die Erkältungsmittel oft Koffein oder andere aufputschende Substanzen (Phenylephrin). Im ungünstigen Fall kann das zu Herzrasen oder sogar Halluzinationen führen.

Einer der Bestseller unter den Kombi-Präparaten besteht außerdem zu 18 Prozent aus Alkohol, der die leberschädigende Nebenwirkung vom ebenfalls enthaltenen Paracetamol verstärken kann!

Bei Symptomfreiheit überschätzt man sich

Die erstrebte Wirkung der Erkältungs-Killer – die totale Symptomfreiheit – birgt eine ernstzunehmende Gefahr: Der Erkältete fühlt sich fit und überschätzt sich. Die Erkältung schreitet jedoch weiter fort und belastet den Körper unbemerkt.

Wer sich unter dem Einfluss von Erkältungsmittel übernimmt oder sogar Sport treibt riskiert im schlimmsten Fall ernsthafte Herzprobleme in Form von Herzmuskelentzündungen!

Besondere Risiken für ältere Menschen

Laut der Bayrischen Landesapothekenkammer sollen besonders ältere Menschen mit einer langen Liste an Medikamenten bei der Auswahl ihrer Erkältungsmittel vorsichtig sein.

Grund sind mögliche Wechselwirkungen der Kombi-Präparate mit anderen Wirkstoffen. Zudem enthalten manche Erkältungsmittel Inhaltsstoffe, die die Gefäße verengen – eine für alte Menschen bedeutende Nebenwirkungen, da dies bei vielen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems zur Verstärkung der Beschwerden führen kann.

Einzelmedikamente sind billiger und oft wirksamer

Wer bei einer Erkältung unbedingt Medikamente nehmen möchte sollte die individuell auftretenden Erkältungssymptome besser getrennt behandeln. Der Grund: Wer beispielsweise nur an Schnupfen leidet und ein Kombi-Präparat einnimmt behandelt mit dem Medikamenten-Cocktail neben der verstopften Nase auch nicht vorhandene Symptome wie Husten und Fieber.

Hustenstiller in Maßen genießen...

Ein hustenstillender Saft ist durchaus hilfreich, wenn man vor lauter Husten nicht schlafen kann. Am Tag sollte man von Hustenstillern jedoch Abstand nehmen. Husten ist schließlich eine sinnvolle Reaktion des Körpers auf eine Infektion der Atemwege: Mit jedem Hustenstoß werden Krankheitserreger aus den Atemwegen nach draußen geschleudert – eine sinnvolle „Selbstreinigungsfunktion“.

Auch wenn sich der Schleim in der Lunge beginnt zu lösen, sollten Hustenstiller nicht mehr verwendet werden. Auch hier heißt es: Abhusten statt unterdrücken.

… und Nasensprays nicht länger als eine Woche

Nasensprays enthalten Substanzen, welche die Schleimhäute abschwellen lassen und eine verstopfte Nase im Handumdrehen frei machen. Zu lange sollte man sich den Schnupfen jedoch nicht wegsprühen. Wer abschwellende Sprays länger als eine Woche verwendet riskiert nämlich das völlige Austrocknen der Nasenschleimhaut. Folge: Ein chronischer „medikamentöser Schnupfen“ auf dem Boden von ausgetrockneten Schleimhäuten.