Toxoplasmose – das muss man wissen

Unter einer "Toxoplasmose" versteht man die Infektion mit einem Parasiten namens Toxoplasma gondii. Vor allem im Gehirn, der Netzhaut sowie in Skelett- und Herzmuskulatur bilden sich nach Infektion kleine Abkapselungen, sogenannte Zysten, die den Erreger beherbergen. Das hört sich schlimmer an als es ist. Denn der weltweit lebende Parasit ist weder selten noch ein Grund zur Panik. Dennoch müssen schwangere Frauen oder Menschen mit geschädigtem Immunsystem auf der Hut sein. Dabei sind es nicht nur Katzen, die Menschen mit dem Parasiten infizieren können. Worauf man achten muss, wie man sich schützen kann und ob ein Bluttest auf Toxoplasma gondii sinvoll ist klärt Yahoo! Nachrichten.

In Deutschland schätzt das Robert-Koch-Institut die durchschnittliche Durchseuchung der Bevölkerung mit Toxoplasma gondii auf ca. 50 Prozent - jeder zweite Bundesbürger ist also mit dem Parasiten infiziert. Je älter man wird, desto wahrscheinlicher ist es zudem, Toxoplasma gondii in sich zu tragen: 70 Prozent der über 50-Jährigen sollen den Parasiten in sich tragen.

Was sind die wichtigsten Infektionswege?

Für den Menschen existieren bei T. gondii zwei häufige Infektionswege:

  1. Essen von unbehandelten oder rohen Fleischprodukten (besonders Fleisch von Wiederkäuern wie Schaf und Ziege sowie von Wildtieren und Geflügel)

  2. Orale Aufnahme der Parasiten oder Schmierinfektion durch andere kontaminierte Nahrung, durch Erde bei der Gartenarbeit oder Katzenkot

Nach Informationen des Bundesinstitutes für Risikobewertung sind bis zu 70 Prozent aller Hauskatzen mit Toxoplasmen infiziert. Vor allem im Freien gehaltene Katzen und diejenigen, die von ihren Besitzern mit rohem Fleisch gefüttert werden, haben ein hohes Infektionsrisiko. Auch alter Katzenkot in Sandkästen oder der Erde kann noch über längere Zeit infektiöse Parasitenstadien enthalten, die sogar ins Grundwasser gelangen.

Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist bisher nicht beschrieben worden.

Wann wird Toxoplasma gondii zur Gefahr?

Ein intaktes Immunsystem kann in der Regel mit einer Toxoplasma gondii-Infektion gut umgehen. Nur sehr selten kommt es Tage bis Wochen nach Erstkontakt zu grippeähnlichen Beschwerden wie leichtem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, und Lymphknotenschwellungen im Halsbereich. Neun von zehn Fälle verlaufen beschwerdefrei.

Nach einer Infektion sprechen Mediziner von einer chronisch-latenten Toxoplasma-Infektion ohne Symptome - das heißt man trägt den Parasiten in einer inaktiven Form insich, ohne dass er Probleme macht.

Zwei Personengruppen müssen jedoch aufpassen: Menschen mit einem geschwächten Immunsystem und schwangere Frauen, die noch keine Infektion durchlaufen haben!

Bei Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem, beispielsweise AIDS-Kranke oder Organtransplantierte, entwickelt sich oft eine schwere Form der Toxoplasmose. In den meisten Fällen wird die "chronische-latente" Infektion (siehe oben) reaktiviert, weil das geschädigte Immunsystem sie nicht mehr unterdrücken kann. Am häufigsten erleiden die Betroffenen dann eine Hirnentzündung mit Wesensveränderung, Lähmungserscheinungen, Krampanfällen und Fieber.

Die Sache mit der Schwangerschaft...

Auch Schwangere, die noch keine Toxoplasma-Infektion durchlaufen haben, müssen vorsichtig sein. Ist eine Infektion hingegen bereits vor der Befruchtung nachgewiesen worden, so ist der Fetus im Mutterleib normalerweise durch die Abwehrkräfte einer immungesunden Mutter geschützt.

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Bei einer Erstinfektion während einer Schwangerschaft sieht das hingegen anders aus. Hier ist das mütterliche Immunsystem mit dem bislang „unbekannten" Erreger überfordert und kann ihn folglich nicht bekämpfen. Eine in der Schwangerschaft eingetretene und unbehandelte Infektion der Mutter kann dann im schlimmsten Fall den Embryo schädigen oder zu einer Fehlgeburt führen.

Test auf Toxoplasma gondii bei Schwangerschaft - ja oder nein?

Besteht bei einer schwangeren Frau ein Infektionsverdacht, so wird der Toxoplasmose-Bluttest als kostenfreie Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen. Ohne einen ausreichenden Verdacht auf eine Infektion wird der Test hingegen nur als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) angeboten, die selbst getragen werden muss.

Nach Informationen des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes der Krankenkassen (MDS) ist der Nutzen einer Vorsorge durch ein Toxoplasmose-Screening für das Kind zweifelhaft, „weil es noch keine sichere und wirksame Behandlung gibt, die es vor konnataler Toxoplasmose schützt." Statt eines Nutzens könne jedoch ein (falsch positiver) Test durch die Einleitung einer unnötigen Antibiotika-Therapie zu Nebenwirkungen beim ungeborenen Kind und der schwangeren Frau führen. Eine Fruchtwasseruntersuchung zur Abklärung eines auffälligen Tests birgt beispielsweise das Risiko einer Fehlgeburt. Außerdem müsse ein Toxoplasmose-Test bei schwangeren Frauen sicher erkennen, ob sie sich frisch mit dem Erreger infiziert haben oder nicht. Eine dafür geeignete Teststrategie existiere bislang aber noch nicht.

Am wichtigsten ist die Frage: Wie soll man sich als Schwangere schützen?

Eine wirksame Toxoplasmose-Vorsorge besteht darin, den Kontakt mit dem Erreger so gut wie möglich zu vermeiden. Die folgenden, einfachen Verhaltensregeln können helfen:

  • Keine rohen Wurst- und Fleischwaren verzehren

  • Was für viele andere Lebensmittelinfektionen gilt, ist auch bei der Toxoplasmose kein Geheimnis: Kälte oder Hitze macht viele Erreger unschädlich. Bei T. gondii soll eine Frostung (—21 °C) oder ein 20-minütiges Erhitzen mit einer Kerntemperatur von mindestens 50 °C den Erreger abtöten.

  • Auch rohes Obst und Gemüse gründlich abwaschen, kochen oder schälen - Messer, mit denen zuvor rohes Fleisch geschnitten wurde, dürfen nicht verwendet werden

  • Hygienischer Umgang mit Katzen beachten: Nach dem Kontakt Hände waschen und starke Nähe (Küssen) zu den Tieren unterlassen

  • Besonders wichtig: Den Kontakt mit Katzenkot vermeiden - besonders die tägliche Reinigung des Katzenklos mit heißem Wasser (mehr als 70 Grad Celsius) darf nicht von einer Schwangeren durchgeführt werden