Tripper – eine Geschlechtskrankheit auf dem Vormarsch

Jahrelang rückläufig erlebte er Mitte der 90er seine Renaissance und ist heute wieder ein ernsthaftes Problem: Der Tripper. Die Zahlen des Robert Koch-Institutes sind alarmierend: Neuste Daten aus Sachsen zeigen, dass sich die Infektionen dort zwischen 2003 und 2010 von 6,8 auf 14,3 pro 100.000 Einwohner mehr als verdoppelt haben. Yahoo! Nachrichten klärt die wichtigsten Fragen zum Tripper.

Was genau ist ein "Tripper"?

Tripper ist im Volksmund die Bezeichnung für „Gonorrhö" - eine Infektionskrankheit, die wie Syphilis nicht durch Viren, sondern Bakterien hervorgerufen wird. Beim Tripper sind es sogenannte „Gonokokken", die beim Geschlechtsverkehr übertragen werden. Am liebsten nisten sich die Keime auf den Schleimhäuten der Harnwege und Geschlechtsorgane ein. Aber auch Augen, Darm oder Rachen können befallen werden.

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Wie kann ich mich anstecken?

Tripper ist mittlerweile wieder eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen (sexual transmitted diseases, STD). Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) stecken sich jährlich weltweit 106 Millionen Menschen mit der Krankheit an. Die größte Ansteckungsgefahr besteht beim ungeschützten Vaginal- und Analverkehr. Das Risiko ist aber generell immer dann hoch, wenn Schleimhäute direkt miteinander in Kontakt kommen. Dies trifft natürlich auch auf Oralverkehr zu. Gonokokken können also in den Rachen gelangen bzw. vom Rachen auf das Geschlechtsorgan übertragen werden.

Was ist mit Toiletten oder Handtüchern im Schwimmbad?

Im Gegensatz zu den warmen und feuchten Schleimhäuten, bieten Toiletten oder Handtücher für die Bakterien keine idealen Bedingungen - Gonokokken können außerhalb der menschlichen Schleimhaut nicht lange überleben. Eine Ansteckung über Toiletten etc. ist deswegen sehr unwahrscheinlich. Das Übertragen der Bakterien auf andere anfällige Körperregionen ist dennoch möglich: So können Gonokokken an den Fingern durch direktes Augenreiben auch die Bindehaut infizieren.

Tripper in der Schwangerschaft ist gefährlich für das Kind

Die unbehandelte Gonokokken-Infektion der Mutter kann für den Nachwuchs zu einer echten Gefahr werden. Der Tripper erhöht im ersten Schwangerschaftsdrittel nicht nur das Risiko einer Fehlgeburt, sondern kann während der Geburt außerdem direkt auf das Kind übertragen werden - mit schwerwiegenden Folgen: Ohne Therapie erkrankt das Neugeborene dann oft an einer eitrigen Entzündung der Augenbindehaut, die schlimmstenfalls zur Erblindung führen kann. Heute ist dieser Fall zum Glück selten, Vorsorgeuntersuchungen sei Dank.

Welche Symptome deuten auf einen Tripper hin?

Es wird häufig vermutet, dass ein Tripper immer schmerzhaft ist und Symptome hervorruft. Das stimmt so nicht. Etwa die Hälfte aller mit Tripper infizierten Frauen haben keine oder nur sehr milde Beschwerden (stille Infektion). Bei Männern ist immerhin rund ein Zehntel der Betroffenen beschwerdefrei. Das erhöht die Gefahr, den Tripper unwissentlich weiterzugegeben.

Beim Mann dominieren brennende Schmerzen beim Wasserlassen, die häufig mit dem Gefühl von „Glassplittern in der Harnröhre" umschrieben werden. Typisch ist zudem ein morgendlicher eitriger Ausfluss aus der Harnröhre, der deswegen auch als "Bonjour-Tröpfchen" bezeichnet wird. Dieser Ausfluss hat der Infektion übrigens ihren Namen gegeben: Tripper stammt vom niederdeutschen "drippen" (tropfen).

Bei Frauen können die Symptome zunächst deutlich milder ausfallen: Ausfluss, der oft nicht mit Tripper in Verbindung gebracht wird und leichtes Brennen beim Wasserlassen werden häufig übersehen. Später verursachen die Gonokokken dann aber aufsteigende Entzündungen von Gebärmutter und Eierstöcken. Dies geht einher mit Fieber und Unterbauchbeschwerden.

Wann sollte man zum Arzt gehen und wie wird diagnostiziert?

Für Geschlechtskrankheiten (STDs) muss sich niemand schämen! Wer zu lange mit dem Arztbesuch wartet, riskiert Komplikationen und kann andere Menschen anstecken. Ein geeigneter Ansprechpartner ist der Hautarzt, denn er ist auch gleichzeitig Arzt für Geschlechtskrankheiten.

Bei Ausfluss oder wenn Tripper bei einem ehemaligen Sexpartner diagnostiziert wurde, sollte man auf jeden Fall zum Arzt gehen. Einen Tripper zu diagnostizieren ist sehr einfach und schmerzfrei: Nach einem Gespräch über die Symptome werden die Bakterien bei Bedarf mit einem Abstrich nachgewiesen.

Wie kompliziert ist die Therapie?

Tripper ist nichts anderes als eine bakterielle Infektion der Geschlechtsorgane. Deswegen therapiert man hier mit handelsüblichen Antibiotika. Wichtig: Der Sexualpartner muss ebenfalls untersucht und wenn nötig mit behandelt werden. Sonst kann es schnell zu einer erneuten gegenseitigen Ansteckung kommen.

Autor: Felix Gussone