WC non-stop: Wenn die Reizblase das Leben bestimmt

Ob im Kino, während einer langen Busfahrt oder zum ungünstigen Zeitpunkt bei der Arbeit: Wenn die Natur ihr Recht verlangt und unser Körper seine Blase leeren möchte, muss man früher oder später eine Toilette aufsuchen. Glücklicherweise passiert das im Normalfall nicht zu oft am Tag. Personen, die an einem Beschwerdebild namens "Reizblase" leiden, müssen hingegen 20-30 Mal pro Tag ihre Blase leeren. Das bedeutet eine starke Einbuße der Lebensqualität. Yahoo! klärt die wichtigsten Fragen zur "überaktiven Blase".

Was ist eine Reizblase?

Die „Reizblase" heißt in der Medizin auch „überaktive Blase“. Bereits die Bezeichnungen lassen vermuten, worum es hier geht: Betroffene leiden bei dem Beschwerdebild unter einem starken Drang, Urin zu lassen - auch dann, wenn sie nur sehr wenig getrunken haben und die Blase nicht oder nur kaum gefüllt ist. 20-30 Mal am Tag sind Menschen mit Reizblase gezwungen, die Toilette aufzusuchen, um dann nur wenige Milliliter Urin auszuscheiden. Zusätzlich kann es auch im Sinne einer Inkontinenz zu unkontrolliertem Urinverlust kommen, wenn man den Drang zu lange hinauszögert.

Das gibt es nur bei alten Menschen!“, mag man jetzt denken. Falsch! Von den ca. 3-5 Mio. Reizblasen-Patienten in Deutschland sind es überwiegen Frauen UND Männer zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr, die mit den Beschwerden kämpfen. Die Reizblase ist also nicht nur häufig, sondern auch altersunabhängig und geschlechterübergreifend.

Teils gravierende Folgen für die Lebensqualität

Wie man vermuten kann ist die Reizblase nicht nur lästig sondern eine ernstzunehmende Belastung: Die Betroffenen richten ihr Leben auf die Verfügbarkeit von Toiletten aus und auch der Schlaf wird durch nächtliches Pinkeln mehrfach unterbrochen - in der Regel bedeutet das eine starke Einschränkung der Lebensqualität. Hinzu kommen außerdem Scheu und Scham, über das Problem zu sprechen.

Keine genauen Ursache für die Reizblase bekannt

Bei der überaktiven Blase können Ärzte keine organischen Ursachen feststellen: Es gibt weder Bakterien im Urin wie bei einer Blasenentzündung, noch eine Fehlfunktion der Blase selbst.

Ein Erklärungsmodell für die Reizblase hat mit überaktiven Nerven zu tun. Aus ungeklärten Gründen werden auch bei leerer Blase Signale aus der Blasenwand, die einen starken Füllungszustand vermitteln, an das Gehirn weitergeleitet. Die Folge: Starker Harndrang, obwohl die Blase gar nicht oder nur wenig gefüllt ist. Warum es für die Betroffenen so wichtig ist, schnell eine Toilette aufzusuchen wird im Folgenden deutlich: Wird dem Drang nicht nachgegeben, dann zieht sich der Blasenmuskel zusätzlich spontan zusammen und es kommt dann sogar zu einem unwillkürlichem Harnverlust.

Psyche und Blase - seit jeher verbunden

So wie der eine mit Kopfschmerz oder Magenproblemen auf Belastungen reagiert, hat der andere Blasenprobleme. Die Nerven an der Blase sind sehr empfindlich für psychische Probleme. Die typischen Beschwerden der Reizblase treten daher oft in bestimmten Situationen auf: Stress, Aufregung oder Frustration können beispielsweise zum verstärkten Harndrang führen. Sogar die Angst vor dem plötzlichen Harndrang zu unpassender Zeit kann die Symptome der Reizblase verstärken – ein wahrer Teufelskreis!

Abgesehen von der Psyche stehen übrigens auch Alkohol, Kaffee, Nikotin und kalte Füße im Verdacht, die Symptome zu verschlimmern.

Der wichtige Unterschied zur Blasenentzündung

Jeder weiß: Auch bei einer Blasenentzündung muss man deutlich öfter auf den Topf als sonst. Im Gegensatz zur bakteriellen Entzündung der Blase ist der Urin bei der Reizblase aber hell, nicht konzentriert und in der Regel kommt es beim Pinkeln auch nicht zu Schmerzen. Da die Symptome aber individuell verschieden ausgeprägt sein können, sollte man eine Veränderung der Harngewohnheit immer beim Arzt abklären lassen.

Therapie: Nur symptomatisch

Bevor man die Diagnose „Reizblase“ stellt müssen alle anderen Möglichkeiten für einen erhöhten Harndrang ausgeschlossen werden. Der Grund: Wie oben schon erwähnt können auch Entzündungen der Blase, neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder auch Östrogenmangel bei Frauen während den Wechseljahren zu erhöhtem Harndrang führen.

Anders als bei diese greifbaren Ursachen für eine gereizte Blase kann man das Beschwerdebild "Reizblase" ohne nachweisliche Ursache nicht leicht therapieren. Dem Arzt bleibt hier aber die Möglichkeit, dem Patienten eine symptomatische Therapie anzubieten. Individuell auf den Patienten abgestimmt geschieht das mit Medikamenten, die die Blasenmuskulatur entkrampfen, einer Psychotherapie und Kontinenztraining.