Der Winter bleibt – frostiges Finale für ein Wetterjahr der Extreme?

Die Anzeichen verdichten sich immer mehr, dass der aktuelle Wintereinbruch keine Eintagsfliege zu sein scheint, ganz im Gegenteil.„Wettertechnisch stehen uns spannende Zeiten in Haus. Der Frühwinter scheint sich richtig einnisten zu wollen", erklärt Wetterexperte Dominik Jung vom Wetterportal wetter.net (www.wetter.net). „Es bleibt abzuwarten, ob sich der Dezember 2012 zu einer Wiederholung des Dezembers 2010 mausert. Damals gab es den kältesten Dezember seit über 40 Jahren. Tendenzen sind auf jeden Fall erkennbar", erklärt Diplom-Meteorologe Jung. Fest steht: Schon jetzt ist 2012 ein Wetterjahr der Extreme - das Temperaturen von minus 30 bis plus 40 Grad für uns bereit hielt.

Schon Freitagabend gibt es im Norden neue Schnee- und Schneeregenfälle mit Glättegefahr. In der Nacht zum Sonntag könnte dann ein kleines Schneefallgebiet das Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg treffen. Auf alle Fälle wird es in den kommenden Tagen auf den Straßen ziemlich glatt werden. "Fahren Sie vorsichtig", mahnt Wetterexperte Jung.

Derzeit hat sich auch im Flachland eine Schneedecke ausgebildet. Spitzenreiter ist Chemnitz. Dort wurden Freitagmorgen satte 21 Zentimeter gemessen.

Weiter Schneehöhen von 7 Uhr:
Fichtelberg im Erzgebirge 50 cm
Zugspitze 45 cm
Zinnwald 43 cm
Marienberg 34 cm
Neuhaus im Thüringer Wald 35 cm
Geislingen auf der Schwäbischen Alb 31 cm
Hof 20 cm
Laupheim 11 cm
Roth 10 cm
Gera 8 cm
München 2 cm

Nahezu sämtliche nationale und internationale Wettermodelle sehen in den kommenden 7 bis 10 Tagen keine spürbare Milderung für Deutschland. Lediglich der Dienstag könnte im Westen und Norden kurzzeitig für Milderung und Regen sorgen, doch schon ab Mittwoch würde es dann wieder deutlich kälter werden.

Die Wetterentwicklung bis kommenden Freitag im Detail:

Samstag: minus 3 bis plus 4 Grad, im Norden vor allem morgens noch Schnee oder Schneeregen, sonst ab und zu auch mal Sonne
Sonntag: im Westen zieht Schneefall auf, sonst einzelne Schneeschauer, minus 3 bis plus 3 Grad
Montag: im Westen zuerst neuer Schnee, später Milderung und Regen - Achtung: Es droht Glatteis! Sonst ein Wechsel aus Sonne und Wolken, minus 2 bis plus 4 Grad
Dienstag: vorübergehend mild mit Werten zwischen 1 und 6 Grad, im Norden immer wieder Regen, nach Süden und in den Gipfellagen der Mittelgebirge Schnee
Mittwoch: es wird wieder kälter, der Regen geht bis in tiefe Lagen wieder in Schnee über, minus 1 bis plus 4 Grad
Donnerstag: bei minus 4 bis plus 2 Grad fällt ab und zu Schnee, nur im Nordosten scheint zeitweise die Sonne
Freitag: am Tag minus 5 bis plus 1 Grad, vor allem in der Mitte und im Süden mäßige bis starke Schneefälle

Wintertrend und Rückblick auf das Wetterjahr 2012

„Das Wird ein richtiger Chaos-Winter, der viel Abwechslung bereit hält und zeitweise richtig gefährlich werden kann", kommentiert Wetterexperte Jung. Mitte Dezember könnte die russische Kältepeitsche mit Eis und Schnee zum ersten Mal so richtig intensiv zuschlagen. Ob das hochwinterliche Wetter allerdings bis Weihnachten durchhält ist noch unsicher, denn vom Atlantik drängen im letzten Monatsdrittel sehr wahrscheinlich einige Sturm - mitunter auch Orkantiefs nach Europa, die sehr milde Luft nach Deutschland bringen könnten. Weiße oder grüne Weihnachten - das wird sich wahrscheinlich erst auf den letzten Metern vor dem Fest entscheiden!

Es kann also gut sein, dass das Wetterjahr so kalt aufhört wie es begonnen hat: Ende Januar/Anfang Februar ereilte Europa die heftigste Kältewelle seit 25 Jahren. Auch Deutschland wurde von der russischen Kältepeitsche voll getroffen. Mehr als zwei Wochen herrschte bei uns Tiefkühlwetter. Europaweit gab es über 600 Opfer durch die Kälte. In Deutschland wurden selbst am Tag meist nur zweistellige Minusgrade erreicht, nachts rutschten die Werte im Alpenvorland in die Nähe der minus 30-Grad-Marke.

Das andere Extrem erlebten wir im Sommer 2012: die intensive Hitzewelle Ende Juli, die fast die Rekordwerte von 2003 geknackt hätte, brachte Spitzentemperaturen von bis zu 39,7 Grad in Dresden - das waren nur 0,5 Grad weniger als der Allzeit- Rekord vom August 2003 (40,2 Grad wurden damals in Karlsruhe und Freiburg gemessen). Dresden war damit die heißeste Stadt 2012. Bezeichnend für den Sommer 2012 waren auch die häufigen Gewitterlagen, die zahlreiche Verletzte und leider auch Tote brachten. Auch das Frühjahr war sehr warm, sonnig und trocken: Für die Deutschen war es der drittheißeste und dritttrockenste März.

2012: Zu warm, zu trocken, zu sonnig!
Auf den Punkt gebracht war 2012 zu warm, zu trocken und zu sonnig: Verglichen mit den Durschnittstemperaturen der Jahre 1961 bis 1990 war 2012 rund 1 Grad wärmer als üblich, brachte bisher fast 20 Prozent weniger Niederschlag und 5 Prozent mehr Sonne als im Schnitt. Natürlich kann bis Jahresende noch einiges an Niederschlag auf uns zukommen - warten wir es ab.

Die größten Abweichungen bei den Temperaturen hatte dies Jahr die Region Stuttgart. Dort war das Jahr um 1,7 Grad wärmer als gewöhnlich. Am nassesten war es rund um den Bodensee. Dort wurde das Niederschlagssoll knapp zu 100 Prozent erfüllt. Sonst liegen wir überall meist unter der 100-Prozent-Marke.

Am trockensten war das Jahr bisher in Franken und an der Ostsee: Hier fielen nur 70 Prozent der mittleren Regenmengen. Am sonnigsten war das Jahr 2012 bisher im Osten: Leipzig hat insgesamt 117 Prozent Sonnenscheindauer abbekommen. Das Nachsehen hat bis jetzt der Nordwesten. In Emden ist das Soll erst zu 90 Prozent erfüllt. Hier darf die Sonne also noch ein paar Stunden draufpacken.

"Spannend bleibt nun, was der letzte Monate des Jahres noch bringen wird. Nach den neusten Berechnungen wird der Dezember erstmal winterlich starten und es bestehen gute Aussichten, dass sich das winterliche Wetter über den 1. Advent fortsetzt", so Dominik Jung.