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Düstere Gedanken? – Im Gegenteil: Dunkelheit macht kreativ

Enthemmte Atmosphäre in dunklen Räumen fördert Ideenreichtum (Bild: thinkstock)
Enthemmte Atmosphäre in dunklen Räumen fördert Ideenreichtum (Bild: thinkstock)

Alles ist schwarz, komplett dunkel. Man sieht nicht einmal mehr die sprichwörtliche Hand vor Augen. Für manche ein beängstigender Zustand. Forscher der Technischen Universität Dortmund haben nun herausgefunden: In der totalen Finsternis sind die Menschen kreativer. Yahoo! klärt, was es damit auf sich hat und wie man diese Erkenntnis nutzen kann.

„Lichtlosigkeit spielt eine enthemmende Rolle und erweitert das Bewusstsein“, sagt BWL-Professor Hartmut Holzmüller von der TU Dortmund. Holzmüller wollte herausfinden, wie sich Lichtlosigkeit auf die Kreativität auswirkt und untersuchte Menschen, wie diese sich in der totalen Dunkelheit und in hellen Räumen verhalten.

Der Forscher ließ 74 Teilnehmer in einer Studie kreative Aufgaben erledigen, sowohl bei Licht als auch im Dunkeln. Sämtliche Lichtquellen wie Handys oder reflektierende Uhren mussten sie abgeben. Dann wurden sie gefragt: Was kann man alles mit einer Zeitung machen? Welche runden Dinge fallen dir ein? Was kann man Ungewöhnliches mit einem Kaugummi anstellen? Die Antworten wertete eine Jury hinsichtlich der Kriterien Qualität, Originalität und Vielfalt aus.

Während den Teilnehmer in den hellen Räumen bei der Zeitungs-Frage nicht viel mehr einfiel, als diese zu kaufen, zu lesen oder mit dem Papier etwas zu basteln, wollten die von Dunkelheit umhüllten Probanden die Zeitung auch verbrennen oder mit ihr den Abfluss der Badewanne verstopfen, sagt Holzmüller. Die Ergebnisse bei den anderen Fragen waren ähnlich: die dunklen Gruppen waren kreativer, die hellen weniger abwechslungsreich.

„Bei der Qualität haben die lichtlosen Gruppen bis zu 30 Prozent mehr Ideen entwickelt“, so Holzmüller. „Das hat mich schon überrascht.“ Nur bei der Originalität war der Unterschied gering. Die Studie machte der Wissenschaftler im Auftrag des Strategieberaters Michael Lück. Die nun gewonnenen Erkenntnisse hatte dieser bereits seit langem vermutet. Lück veranstaltet Seminare für Unternehmen in absoluter Finsternis und vermietet einen Dunkelraum (www.licht-los.de).

Hartmut Holzmüller plant bereits die nächsten Experimente in der Finsternis. Dann könnte es um Konfliktlösung und die Planung von Projekten gehen, sagt er.

Warum aber scheint der Geist der Menschen im Dunkeln aufzublühen? „Die Dunkelheit erlaubt mehr persönliche Freiräume“, glaubt der Professor. Die Teilnehmer gingen dann enthemmter an die Aufgaben heran. „Dann bekommt man ja auch die nonverbalen Reaktionen nicht mit“, sagt er. Also, ob das Gegenüber das Gesicht verzieht, weil es die Antwort blöd findet. „Es entsteht eine Gute-Laune-Situation“, will Holzmüller gemerkt haben. Diese positive Stimmung trage zur Kreativität bei.

Also schaltet man zur nächsten Teambesprechung einfach im Büro das Licht aus, lässt die Rollos runter und freut sich auf ungewohnte Geistesblitze der Mitarbeiter? Nein, sagt Holzmüller, so einfach sei das nicht. Der Raum müsse ja komplett lichtlos sein. Auch helfe es nicht, die Augen zu schließen. Da kommt schließlich noch genügend Licht durch. Zwar könne man nahezu jeden Raum mit entsprechender lichtundurchlässiger Folie oder Stoff herrichten. Doch der Dortmunder Forscher empfiehlt, spezielle lichtlose Räume zu mieten, um darin die Vorteile der Dunkelheit für die eigene Firma zu nutzen: wie eben die Sensibilisierung der Sinne, „zwischen den Zeilen zu lesen“ oder intensiveres Zuhören.

Manche Unternehmen haben vielleicht sogar noch ein geeignetes Zimmer. „Verwenden Sie doch die alte Dunkelkammer zur Filmentwicklung als Kreativraum“, schlägt Holzmüller vor. In manchen Häusern lässt sich sicherlich das Schlafzimmer zur dunklen Denkbude umfunktionieren. Es müssen nur die Rollos dicht genug schließen und der Radiowecker ausgeschaltet sein.