Felix Baumgartners Wahnsinnssprung - die wichtigsten Fragen

Nach einigen Tagen der Hochspannung herrscht nun Freude. Der österreichische Extremsportler Felix Baumgartner hat es geschafft: Er ist aus 39 Kilometern Höhe aus einer Kapsel gesprungen und war auf seinem freien Fall zur Erde ersten Angaben zufolge schneller als der Schall. Der 43-Jährige brach mehrere historische Rekorde in der Geschichte der Luftfahrt – ganz ohne Schwierigkeiten lief das Spektakel allerdings nicht ab. Yahoo! Nachrichten hat die wichtigsten Fragen zusammengestellt.



Was ist schief gegangen während des Sprungs?
Der Sprung musste am vergangenen Dienstag verschoben werden – für eine problemfreie Durchführung bedurfte es nahezu völliger Windstille. Auch am Sonntag ging zunächst nicht alles glatt: Mit etwa drei Stunden wetterbedingter Verspätung hob der sensible Ballon, der Baumgartners Kapsel trug, erst um etwa 17:30 Uhr deutscher Zeit ab. Auf dem Weg nach oben kam ein weiteres Problem dazu: Die Beheizung von Baumgartners Helms fiel aus – das Visier beschlug. Nach Rücksprache mit seinem Team beschloss er jedoch, nicht abzubrechen. Um etwa 20.06 Uhr war der Ballon auf Höhe und Baumgartner sprang – und geriet nach kurzer Zeit ins Trudeln. Für einige Momente befürchtete er, das Bewusstsein zu verlieren.  Er konnte sich jedoch selbst wieder stabilisieren. Um etwa 20.15 Uhr landete er sicher und wohlbehalten in der Wüste von Neu Mexiko – und streckte die Fäuste in die Luft vor Freude.

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Was war das Ziel Baumgartners? Warum macht der Mann das?
Baumgartner ist ein Extremsportler und ist bereits von zahlreichen Hochhäusern mit dem Fallschirm gesprungen. „Ich wollte schon immer an der Spitze stehen“, sagt er von sich selbst. Mit seinem Sprung wollte der Österreicher vier Rekorde brechen: Den höchsten bemannten Ballonflug, den höchsten Fallschirmsprung, das erstmalige Durchbrechen der Schallmauer eines Menschen im freien Fall und den längsten freien Fall. Auch wissenschaftliche Ziele hatte das Projekt, wie das Team Baumgartners im Vorfeld stets betonte: So habe man herausfinden wollen, wie der menschliche Körper mit den extremen Bedingungen am Rande des Weltalls fertig würde. Zudem wolle man laut Sponsor Red Bull Daten sammeln, die zur Weiterentwicklung von Raumanzügen genutzt werden können. Der tatsächliche wissenschaftliche Nutzen des Projekts ist allerdings umstritten.

Hat er all seine Ziele erreicht?
Nach ersten Angaben konnte Baumgartner gesichert „lediglich“ drei Rekorde brechen. Er durchbrach die Schallmauer: Wie ein Experte der Federation Aeronautique Internationale (FAI) erklärte, war Baumgartner mit 1342,8 Stundenkilometer in Richtung Erde gerauscht und damit 265 Kilometer schneller als der Schall. Die Mach-Zahl soll bei 1,24 gelegen haben. Wann er die Schallmauer durchbrach, hat Baumgartner nach eigenen Angaben während des Falls nicht bemerkt. Die Rekorde für den höchsten Ballonflug und den höchsten Fallschirmsprung konnte der Extremsportler  ebenfalls einheimsen. Allerdings: Der freie Fall dauerte laut seiner Sprecherin vier Minuten und 19 Sekunden und war damit etwas kürzer als die vier Minuten und 36 Sekunden des US-Piloten Joe Kittinger im Jahre 1961. Der US-Pilot sprang damals aus 31 Kilometern Höhe. Am gestrigen Sonntag verstärkte der 84-jährige Kittinger Baumgartners Team als Berater und war mit dem Österreicher die ganze Zeit über in Funkkontakt.


Aus welcher Höhe ist Baumgartner genau abgesprungen?
Ursprünglich war der Absprung aus 36 Kilometern Höhe geplant, der riesige Heliumballon, der die Kapsel Baumgartners trug, stoppte jedoch nicht planmäßig, sondern stieg noch drei Kilometer höher. Auf exakt 39 Kilometern und 44 Metern Höhe zeigte eine Kamera den Extremsportler, der aus der Kapsel stieg, salutierte und sich in die Tiefe stürzte. Er war damit etwa drei Mal so hoch wie ein Jumbo Jet auf normaler Reisehöhe. Zur Warnung aller Flugreisenden twitterte das ZDF während des Sprungs: "Solltet ihr mit einem Flugzeug unterwegs sein, take care - da oben fliegt ein Österreicher rum."

Was waren seine letzten Worte vor dem Sprung?
Etwas Pathos gehört dazu: „Ich weiß, die ganze Welt sieht zu. Ich hoffe, dass die ganze Welt auch sieht, was ich sehe. Manchmal musst du weit hinauf gehen, um zu sehen, wie klein du eigentlich bist. Jetzt komm ich nach Hause“, sollen Baumgartners letzte Worte vor seinem wahnwitzigen Abenteuer gewesen sein. Er hatte ein geschichtsträchtiges Datum gewählt: Denn genau 55 Jahre zuvor, am 14. Oktober 1947, durchbrach der amerikanische Pilot Charles „Chuck“ Yeager als erster Mensch die Schallmauer – damals allerdings unter Zuhilfenahme eines Flugzeugs.

Wie konnte das Spektakel eigentlich gefilmt werden?
Kapsel und Raumanzug waren laut „n-tv“ mit Innen- und Außenkameras ausgestattet. Auch am Boden und in einem zusätzlich kreisenden Hubschrauber in der Nähe von Baumgartners Flugbahn waren Kameras montiert. Es dürfte keinen Moment während des Sprungs geben, der nicht in irgendeiner Form aufgezeichnet wurde.

Welche Ausrüstung nutzte Baumgartner für den Sprung?
Während des gesamten Vorhabens sollten 89 Knöpfe und Schalter dem Österreicher ein Höchstmaß an Kontrolle gewährleisten. Der Druckanzug Baumgartners war beheizt – ein Muss bei ungemütlichen Außentemperaturen von bis zu minus siebzig Grad. Sein Helm wurde mit reinem Sauerstoff versorgt und erlaubte ihm die durchgehende Kommunikation mit dem Team am Boden. Die Kapsel war eine Spezialkonstruktion aus Chrom-Molybdän-Röhren und wog etwa 1,3 Tonnen. Kurz nach Baumgartners Absprung dehnte sich das Helium im Ballon aus und er platzte – die Kapsel segelte an einem eigenen Fallschirm wieder auf die Erde und konnte über GPS geborgen werden. Zudem war Baumgartner mit drei Fallschirmen ausgestattet – neben seinem eigentlichen Fallschirm gab es noch einen Ersatzschirm und einen Bremsfallschirm.

Was war der gefährlichste Moment während des Stunts?
Experten hielten laut Informationen der „SZ“ interessanterweise den Sprung selbst nicht für den gefährlichsten Teil des Spektakels – solange der Anzug intakt war, bestand eigentlich keine Gefahr für den Österreicher. Selbst wenn Baumgartner das Bewusstsein verloren hätte, wäre er durch das Schütteln beim Durchbrechen der Schallmauer wieder zu Bewusstsein gekommen. Auch bei länger andauernder Bewusstlosigkeit wäre er nicht verloren gewesen – dann wäre der Fallschirm von alleine aufgegangen. Wäre jedoch beim Start der Kapsel der Ballon beschädigt worden, hätte dies verheerende Folgen haben können. Denn seinen Schirm hätte er so schnell nicht einsetzen können.

Was wäre passiert, wenn der Raumanzug gerissen wäre?
Das wäre angesichts der dünnen Luft in dieser Höhe Baumgartners sicherer Tod gewesen – denn sein Anzug versorgte ihn über den Helm mit Sauerstoff.

Was hat der Spaß gekostet?
Die geschätzten Kosten des Projekts liegen bei 50 Millionen Euro – Hauptsponsor war der Getränkehersteller Red Bull. Der geschätzte Werbewert des Spektakels dürfte allerdings beim Vielfachen dieser Summe liegen.

Wieviele Zuschauer haben das Spektakel gesehen?
Zwei weitere inoffizielle Rekorde kann Baumgartner hinsichtlich der Zuschauerzahlen seines Abenteuers verbuchen: Über YouTube verfolgten mehr als acht Millionen Menschen seinen Sprung aus der Stratosphäre. So viele Zuschauer haben noch nie gleichzeitig einen Stream auf der Online-Clipplattform gesehen. Die alte Bestmarke lag bei nicht einmal 500.000 Zuschauern während der olympischen Spiele – rund 16-mal weniger. Auch der Fernsehsender n-tv konnte von Baumgartners Wagnis profitieren: Während seines Sprungs schalteten fast sieben Millionen ein.

Rekordsprung: Baumgartner schneller als der SchallAus 39 Kilometern und 45 Metern Höhe ist Felix Baumgartner am Sonntag in die Tiefe gesprungen. Dabei durchbrach er als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer.