Werbung

Bus in Essen: Sitzplätze nur für Deutsche!

<span class=source>Screenshot / WDR Facebook-Seit</span>e
Screenshot / WDR Facebook-Seite


Mit rassistischen Verbots-Aufklebern und versteckten Kameras hatte ein WDR-Team einen Linienbus präpariert. Die Fahrgäste reagierten stark.



Ein Kommentar von Jan Rübel

Hoppla, was steht denn da? Der Bus der Linie 160 in Essen-Bergerhausen war diese Woche anders als andere. Für ein Experiment hatten Fernsehjournalisten das Gefährt mit Aufklebern versehen wie: „Diese Plätze sind für Inhaber/innen eines gültigen deutschen Personalausweises reserviert“, oder im Sitzbereich hinter der hinteren Bustür stand großformatig: „Ausländer und Asylbewerber benutzen bitte nur die hinteren Sitzreihen!“ Unter versteckten Kameras machten es sich zudem Schauspieler bequem – sie nahmen die Rollen von Fahrgästen und Kontrolleuren ein. Man wollte wissen: Zeigen nicht eingeweihte Passagiere Zivilcourage oder finden sie es vielleicht toll, wenn Rassismus verordnet wird? Dann ging es ab.

Das Internetportal „Der Westen“ beschreibt die Vorgänge. Da fordert ein weißer Mann zwei Schwarze auf: „Ich möchte hier gerne sitzen. Sie sitzen auf einem Platz für Deutsche. Setzen Sie sich gefälligst nach hinten!“ Zuerst ungläubiges Staunen bei den anderen Passagieren. Doch der Mann setzt nach: „Sehen Sie die Aufkleber nicht? Das ist hier Vorschrift!“ Eine Frau rennt zum Fahrer, ruft: „Was soll das denn!?“ Zwei weitere Frauen, die an der hinteren Bustür stehen, werden laut: „Sag’ mal, geht’s noch! Setz’ dich gefälligst woanders hin! Lass die Leute in Ruhe!“ Eine Frau ruft voller Wut: „Ist das jetzt hier 'Versteckte Kamera’, oder was!“

Vergangenes soll nicht wiederkommen

In einem anderen Durchgang: „Hier setzt sich keiner weg“, sagt eine jüngere Frau und stellt sich schützend vor die Männer. Auch eine ältere Dame habe sich aufgeregt eingemischt, meldet „stern.de“: „Ich habe die Nazizeit erlebt. Das darf nie wieder sein. Hier steht keiner auf!“

Ganz ehrlich: Die Reaktionen tun gut. Zuerst die Pegida-Märsche, dann brennende Flüchtlingsheime und Wahlerfolge der AfD – es sage keiner, Rassismus sei in Deutschlands Kern nicht zuhause. Aber es gibt eben auch andere Seiten. Okay, es war eine präparierte Extremsituation, welche der WDR da inszeniert hatte. Da mussten die Passagiere entscheiden, wie sie reagieren sollen. Der latente Rassismus, also die vermeintlich lockeren Sprüche zum Beispiel, die sind viel schwerer zu kontern. Und es waren vor allem Frauen, die sich im Bus dem Spektakel widersetzten. Männer reagierten verhaltener.

Die Meisten schritten ein

Dennoch macht die Aktion Mut. Die rassistischen Aufkleber wurden abgerissen, beim Busbetreiber gingen viele empörte Anrufe ein. Man muss einfach in größeren Dimensionen denken: Vor 21 Jahren gab es ein ähnliches Experiment in der Mensa der Universität Münster. Damals sollten Ausländer und Deutsche unterschiedliche Wege benutzen. Die meisten Deutschen akzeptierten das ohne einen Mucks.

Sehen Sie auch: Griechische Banken bleiben geschlossen