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Darf der das?

Bei den Debatten um die Homo-Ehe gab es eine Anspielung auf Bundeskanzlerin Merkel. (Bild: dpa)
Bei den Debatten um die Homo-Ehe gab es eine Anspielung auf Bundeskanzlerin Merkel. (Bild: dpa)

Eklat im Bundestag: Bei der Debatten um die „Homo-Ehe“ spielt ein Staatsminister auf Angela Merkel an – sie ist verheiratet, aber keine Mutter. Dabei sagt er nur Selbstverständliches.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Neuerdings gruselt man sich in der Union vor den Iren. Nicht weil sie sich etwa vor Schuldenzahlungen drückten oder ein Exportverbot für Whiskey aussprächen – Irland wandelt sich zum Schreckgespenst für CDU und CSU, weil sich die Iren in einer Volksabstimmung für die Einführung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare aussprachen, in Deutschland nennen wir es, mit einem Geschmäckle versehen, die „Homo-Ehe“.

Das Gruseln hat den Bundestag erfasst. Ans Mikro schritt in dieser Woche Helmut Brandt von der CDU. Er sei „ganz eindeutig“ dagegen, homosexuelle Partnerschaften komplett gleichzustellen, rief er. „Es gibt eben diesen Unterschied.“ Die Ehe beruhe auf dem Prinzip der Fruchtbarkeit, sagte der CDU-Politiker weiter. Er betonte, „dass die klassische Ehe zwischen Mann und Frau doch dazu führt, wenn auch nicht immer leider, dass man sich fortpflanzt“.

Ist die Ehe ein Kaninchenstall?

Da möchte man doch einen Zwischenruf wagen. Wie ist es zu verstehen mit der „klassischen“ Ehe? Wenn zwei Verheiratete entscheiden, dass sie keine Kinder haben wollen, aus welchen Gründen auch immer, ist ihnen dann mit den Worten des Abgeordneten Brandt ein „leider“ nachzuschleudern? Geht es Herrn Brandt eigentlich etwas an? Oder den Staat?

Einige mögen einwenden: Ja. Immerhin hat der Staat ein Interesse an Nachwuchs – an künftigen Steuerzahlern. Daher fördert er das Kriegen von Kindern, zum Beispiel durch eine bessere steuerliche Stellung der Ehe – weil er wie Brandt meint, dass in der Ehe dann „klassisch“ Kinder hervorpurzeln.

Die Worte des Abgeordneten Brandt sind ein einziges Rückzugsgefecht. Das Ehegatten-Splitting ist einfach nur überkommen, ungerecht und frauenfeindlich. Hat der Staat ein Interesse an Kindern und an deren Wohl, würde er Adoptionen in Deutschland erleichtern und gleichzeitig die Kinderrechte stärken. Aber über Kinder werden stets nur Krokodilstränen vergossen – die Tierschutzverbände haben in Deutschland mehr Mitglieder als die Kinderschutzverbände. Wollte der Staat Kinder fördern, würde er mehr für die Vereinbarkeit von Job und Familie unternehmen und für gute und ordentlich bezahlte Kitas sorgen.

Die Kanzlerin und ihr Leben

Einen Zwischenruf wagte auch Michael Roth. Der SPD-Staatsminister im Auswärtigen Amt saß auf der Regierungsbank, als er Brandts Worten lauschte. Da fuhr er dazwischen: „Und was ist mit der Bundeskanzlerin?“ Das machte die Leute in der Union fuchsteufelswild. Nicht nur, weil es um ihre Chefin ging. Nicht nur, weil Konservative – übrigens oft zurecht – meinen, sie wüssten über gute Etikette besser Bescheid als Linke. Sondern vor allem, weil der Lebensstil der Bundeskanzlerin dokumentiert, dass Brandts Gerede von der Fruchtbarkeit aus leeren Worten und überkommenen Ritualen besteht.

Dass die Ehe der Kanzlerin kinderlos ist, wäre nicht der Rede wert, würde ihre eigene Partei die Ehe nicht mit einem Kaninchenstall gleichsetzen. Dass Merkel keine Mutter ist, ist nicht mit einem „leider“ zu kommentieren, sondern gar nicht. Die Entscheidung für eine Ehe sollte in erster Linie eine für einen Bund sein. Füreinander einzustehen und gemeinsam das Leben zu bestreiten. Steuerliche Gründe wirken da irgendwie profan.

Alles hat seine Zeit. Dass die „Homo-Ehe“ in Deutschland kommen wird, ist sicher wie das Amen in der Kirche. Es dauert halt, bis genügend Leute merken: Anderen Menschen das Recht auf den Bund und das Recht auf Verantwortung wie Adoption zu verwehren, ist unrecht.

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