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Ebola-Experten erwarten keine Viruswelle in Deutschland

Die Ansteckungsgefahr in Deutschland ist gleich null (thinkstock)
Die Ansteckungsgefahr in Deutschland ist gleich null (thinkstock)

Von Jan Rübel

„Im Dezember wird es losgehen“ – so titelten mehrere Medien dieser Tage. Es geht um mögliche Ebola-Fälle in Deutschland. Hintergrund der Angst: Vor Weihnachten werden viele der deutschen Helfer aus Ebola-Gebieten in Westafrika heimkehren. Doch mit Zeitungsartikeln ist es wie mit einer Gebrauchsanweisung – auf das Kleingedruckte kommt es an.

„Ich bin nicht korrekt wiedergegeben worden“, beschwert sich August Stich, Chefarzt der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg, gegenüber „Yahoo“. Einer Nachrichtenagentur hatte er gesagt: „Im Dezember wird es losgehen, dass sich die Zahl von Ebola-Verdachtsfällen in der Republik häufen wird.“ Die verkürzten Überschriften in einigen Medien hält er für unangemessen. „Das schafft Unruhe und Panik.“

Verdachtsfälle bedeuten einen Routineeinsatz

Was ist eigentlich ein „Verdachtsfall“? „Es gibt eine überschaubare Anzahl von Helfern, die in Afrika unter den höchsten Sicherheitsbestimmungen arbeiten“, sagt Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virus-Diagnostik am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, gegenüber „Yahoo“. „Wenn die Helfer zurückkehren, wird jede Erkältung von ihnen dazu führen, dass man vorsichtshalber auf Ebola hin testet. Allein deshalb wird die Zahl der Verdachtsfälle zunehmen. Und das heißt noch lange nicht, dass es mehr Ebola-Erkrankungen geben wird. Damit rechne ich nicht.“ Und Stich aus Würzburg: „Ich erwarte keine Ebola-Welle in Deutschland.“

Während solcher Tests müssen die heimgekehrten Helfer 21 Tage in häuslicher Quarantäne verbringen. Denn die Krankheit ist eine echte Herausforderung: Die Weltgesundheitsorganisation hat Ebola zum „weltweit schlimmsten aktuellen Gesundheitsnotstand der Neuzeit“ erklärt. In deutschen Krankenhäusern wurden bisher drei infizierte Fälle behandelt. Mittlerweile machen die Hilfsorganisationen in Westafrika eine Stabilisierung der Lage aus.

„Berichterstattung in den Medien erinnert an eine Fieberkurve“

Tropenmediziner Stich fordert indes für Deutschland eine bessere Vorbereitung auf diese routinemäßigen Tests. „Wir haben noch einen Schulungsbedarf bei Gesundheitsämtern und bei den in Kliniken und Praxen tätigen Ärzten“, sagte er „Yahoo“. „Es darf weder eine Überreaktion noch ein ‚Augen-zu’ geben.“ Währenddessen sieht der Bund dem Dezember gelassen entgegen: „Wir sind in Deutschland gut aufgestellt“, sagte Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), der „Bild“-Zeitung.

Schmidt-Chanasit sieht die Medien in der Verantwortung, angemessen über Ebola zu berichten. „Die Berichterstattung in den Medien erinnert an eine Fieberkurve. Mal schlägt sie nach oben aus: Dann lenken die Debatten in Europa und in Amerika über eine Gefährdung vom eigentlichen Geschehen in Westafrika ab. Und mal ist das Interesse erstaunlich gering – als vor zwei Wochen Ebola nach Mali übersprang, berichtete über dieses bedeutsame Ereignis kaum jemand.“ Sein Fazit: „Jeder ist sich halt selbst der Nächste.“