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Edathy: „Warum kommentiert mich Til Schweiger?“

Sebastian Edathy am Ende des ersten Prozesstages am 23. Februar. Foto: Carmen Jaspersen
Sebastian Edathy am Ende des ersten Prozesstages am 23. Februar. Foto: Carmen Jaspersen

Die Einstellung des Verfahrens wegen Besitzes von Kinderpornografie gegen Sebastian Edathy stößt auf Unverständnis. Edathy wehrt sich via Facebook. Und der Kinderschutzbund will sein Geld nicht haben.

Von Wiebke Ramm

Dass Sebastian Edathy es einmal mit Til Schweiger zu tun bekommen wird, damit scheint der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete nicht gerechnet zu haben. „Ich bin wütend...!!!“, schreibt Schauspieler und Regisseur Schweiger in der Nacht zu Dienstag auf seiner Facebook-Seite über die Einstellung des Verfahrens wegen des Besitzes von Kinderpornografie gegen Edathy. „Ich hätte schon gerne gewusst, was passiert ist“, schreibt er. „Dass das Verfahren jetzt eingestellt worden ist, macht mich sprachlos.“

Til Schweiger fordert: „Es ist an der Zeit, Gesetze zu ändern!“ Welche Gesetze er wie geändert haben will, schreibt er nicht. Der 51-Jährige postet dazu den Link zu einem FAZ.net-Artikel, in dem unter anderem die Personalnot in Polizei und Justiz beklagt wird, die den Kampf gegen Kinderpornografie und sexuellen Missbrauch von Kindern erheblich erschwere. Schweigers Kommentar: „So eine Meldung, gepaart mit dem Edathy-Urteil muss doch jedem Pädophilen so richtig Mut machen.....!!!!“

Edathy reagiert Dienstagmorgen auf seiner Facebook-Seite: „Warum kommentiert mich Til Schweiger? – Alles sehr seltsam ...“

Auch mit Ralf Stegner, stellvertretender Bundesvorsitzende der SPD, liefert sich Edathy im Internet einen Schlagabtausch. Stegner schreibt auf Twitter: „Wer Gewalt gegen Kinder rechtfertigt, was mit unseren Grundwerten überhaupt nicht vereinbar ist, hat nichts verstanden und sollte die SPD verlassen.“ Edathy wehrt sich über Facebook: „Das, lieber stellvertretender SPD-Bundesvorsitzender Ralf Stegner, ist schlichtweg infam!! Geht`s noch?!"

Die Emotionen kochen auch nach dem Ende des Verfahrens gegen Edathy hoch, dass übrigens nicht, wie Schweiger schreibt, mit einem Urteil endete. Der Prozess im niedersächsischen Verden ist am Montag ohne Schuldfeststellung und damit ohne Verurteilung zu Ende gegangen. Edathy hatte vor Gericht über seinen Verteidiger zugegeben, Bilder und Videos besessen zu haben, die nach Bewertung der Staatsanwaltschaft Hannover kinder- und jugendpornografisch sind. Die 2. Große Strafkammer stellte das Verfahren mit Zustimmung von Staatsanwaltschaft und Verteidigung daraufhin gegen Zahlung von 5.000 Euro ein.

Das Landgericht Verden entschied, dass das Geld dem Kinderschutzbund Niedersachsen zugutekommen solle. Der Verband aber will das Geld nicht haben. Die Einstellung des Verfahrens sei ein „fatales Signal“, teilte der Kinderschutzbund mit. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass es möglich sei, sich von Vergehen gegen Kinder freikaufen zu können. Der Verband hat das Gericht bereits gebeten, einen neuen Empfänger für Edathys Geld zu suchen – und bekommt in sozialen Netzwerken dafür viel Zustimmung. „Verstehe ich gut“, twittert auch Renate Künast, Grünen-Politikerin und Vorsitzende des Rechtsausschusses im Bundestag. Viele rufen nun zu Spenden für den Verband auf.

Auch das Gericht meldete sich am Dienstag noch einmal zu Wort. Die Gerichtssprecherin fasst in ihrer Mitteilung den Beschluss zur Einstellung zusammen und teilt unter anderem mit: „Die Einstellung erfolgte nach geständiger Einlassung des Angeklagten, der die Vorwürfe der Anklage in der Hauptverhandlung am 2. März 2015 einräumte.“ Dies lässt sich als Bemerkung zu einem anderen Facebook-Eintrag Edathys lesen. Edathy hatte das Landgericht am Montagvormittag kaum verlassen, da postete er: „Ich weise darauf hin, dass ein ,Geständnis' ausweislich meiner heutigen Erklärung nicht vorliegt.“ Das Gericht sieht das offenkundig anders.

Dass der Kinderschutzbund das Geld nicht annehmen will, hat Edathy bis zum frühen Abend übrigens nicht kommentiert. Noch nicht.