Fall Edathy - Falscher Triumph

Fall Edathy - Falscher Triumph

Es ist das salomonische Ende eines Strafverfahrens, bei dem sich alle als Sieger betrachten können. Das Verfahren gegen Sebastian Edathy wegen Besitzes von Kinderpornografie wird eingestellt, weil er gestanden hat.

Ein Kommentar von Wiebke Ramm

Die Verfahrenseinstellung bedeutet, Edathy kann weiterhin behaupten, er sei unschuldig, weil es keinen Schuldspruch gibt und die Unschuldsvermutung formaljuristisch fortbesteht. Die Staatsanwaltschaft kann sagen: Die Wohnungs- und Bürodurchsuchungen auf dünner Grundlage waren doch begründet. Und das Volk kann sagen: Er war es doch, er hat ja gestanden. Das Ende ist derart vieldeutig, dass es durchaus dazu getaugt hätte, Rechtsfrieden herzustellen.

Die öffentliche Meinung war längst dabei umzuschwenken. Die heftige Vorverurteilung Edathys stieß auf immer größere Kritik. Die Gesellschaft schien auf dem Weg zu sein, ihm irgendwann eine zweite Chance zu geben. Edathys Erklärung im Internet, sein Geständnis sei gar kein Geständnis, macht all das zunichte. Sein Eintrag auf Facebook zeugt wenn nicht von mangelnder Einsicht, so doch von fehlendem Fingerspitzengefühl. Es ist etwas anderes, wenn sein Anwalt vor Gericht die hohe Kunst der Verteidigung präsentiert, indem er eine Erklärung Edathys verliest, in der er alles gesteht und nichts zugibt. Das muss man erst einmal hinbekommen. Dem Anwalt ist es gelungen, er macht seinen Job. Er macht ihn hervorragend.

Edathys eigenes Triumphieren im Internet aber wirkt eiskalt. Er triumphiert über die Staatsanwaltschaft, die – so klingt es bei Edathy – so naiv war, das sogenannte Geständnis im Vorfeld als ausreichend abzusegnen. Es wäre besser gewesen, hätte Edathy einfach geschwiegen und das Reden seinem Anwalt überlassen. Dass Edathy bereit ist, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen, danach sieht es nicht aus. In seiner Welt bleibt wohl er allein das Opfer.

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